Abwechslungsreiche Bücherschau mit Uwe Kossack
Von Liebenden und Gescheiterten handeln die Geschichten, von Intrigen, Küssen und Enthüllungen menschlicher Schwächen.
Bei seiner abwechslungsreichen Bücherschau in zehn Kapiteln stellt Uwe Kossack, einst beim Südwestrundfunk als Literaturredakteur tätig, zehn spannende, komische und auch provokative Romane und Sachbücher vor, die er „mit gewisser Willkür“ ausgewählt hat. Jedes Jahr erscheinen 60 000 neue Bücher. Über einen Tipp freuen sich daher rund 50 Interessierte, die an diesem von Musik aus Dresden, der Buchhandlung Lettera und örtlichen Bibliothek organisierten Abend ins Martin-Luther-Gemeindehaus Birkenfeld gekommen sind.
„Jeder liest im Grunde sein eigenes Buch, erfüllt es mit seinen Erinnerungen und Gefühlen“, sagt Kossack. Das jüngste Buch, der historische Roman „Tyll“ von Daniel Kehlmann, sei vor zwei Monaten erschienen, das älteste, „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen, vor über 200 Jahren – die meisten aber im vergangenen halben Jahr. Leise liest Kossack eine Passage aus dem Historienroman „Tyll“, in dem es um Raub, Mord und der Pest im Dreißigjährigen Krieg geht. Und um Till Eulenspiegel, der den niedergeschlagenen Kurfürsten von der Pfalz als Narr begleitet.
„Es geht um Emanzipation“
Etwas lockerer wird Kossacks Ton beim Anfangskapitel von Jane Austens Liebes- und Gesellschaftsroman mit Happy End. „Sie denken wahrscheinlich an Rosamunde Pilcher, aber das ist falsch. Es geht um Emanzipation“, so der Vortragende, der mehr von den Autoren und Büchern erzählt als daraus liest. So auch bei „Der Lärm der Zeit“ von Julian Barnes über den russischen Komponisten Dmitri Schostakowitsch. Um Anpassung und Widerstand, Angst und Scham geht es in dem Porträt, das von einem Schlüsselerlebnis im Jahr 1936 ausgeht: von einer Aufführung, bei der Stalin das Theater verlässt. „Von da an war Schostakowitsch ein toter Mann“, erklärt Kossack.
Ein hartes Buch mit vulgärer Sprache sei „Das Leben des Vernon Subutex“ von Virginie Despentes über gescheiterte 50-Jährige, Drogen und Gewalt, ein Thriller und Märchenbuch „Mogador“ von Martin Mosebach. Etwas eintönig liest Kossack, wie der Protagonist, ein junger Bankangestellter, plötzlich nach Marokko flüchten muss und dort auf Gleichgültigkeit und Misstrauen stößt.
„Sieben Küsse“ der Weltliteratur von Peter von Matt und einen Witz hat Kossack noch parat – aus dem 1200-Seiten-Schinken „4321“ von Paul Auster.