Alte Lok dampft durchs Enztal: Jung und Alt genießen Fahrt nach Bad Wildbad
Einmal Eisenbahn, immer Eisenbahn: Als die 100 Jahre alte Lokomotive dampfend im Pforzheimer Hauptbahnhof einfährt, geht Großvätern das Herz auf. Da staunen aber auch ihre Enkelkinder über den schwarzen Koloss mit den riesigen roten Rädern. Kein Wunder, meist haben die Opas daheim für die Kleinen Modelleisenbahn gespielt, aber jetzt steht auf Gleis 1 ein Original aus dem vorigen Jahrhundert. Knapp 100 Tonnen schwer – ohne den Tenderwagen mit der Kohle, die im Ofen verheizt und im Zusammenspiel mit Wasser die Dampfkraft für die Fahrt nach Bad Wildbad erzeugt.
Drei Mal bringt der Verein Dampfnostalgie Karlsruhe Jung und Alt in dem historischen Zug mit 160 Sitzplätzen von Pforzheim zum Bad Wildbader Bahnhof. Für Jenö von Egan-Krieger aus Ludwigsburg ist es ein Wiedersehen mit der Heimat: „Ich bin in Pforzheim geboren und habe in Neuenbürg gewohnt, ich genieße die Landschaft.“ Manche kosten die rund 45-minütige Reise mit gemütlichem Tempo von 50 bis 60 durchs romantische, obere Enztal im Speisewagen aus.


























































































Adolf Wahl aus Altensteig kennt die Eisenbahnwelt im großen und kleinen Format. Im Verein „Altensteigerle“ hat er mit einer Modellanlage die 1967 stillgelegte Schmalspurbahn von Altensteig nach Nagold naturgetreu nachgebildet. Viele Fahrgäste nutzen das schöne Wetter für einen Spaziergang im Bad Wildbader Kurpark, mit anschließendem Kaffee und Kuchen, das gehört an so einem Ausflugstag dazu.
Zugführer Hans-Peter Fantoli freut sich über die Resonanz, auf die das Angebot mit der Lokomotive 58311 stößt. „Es könnten noch mehr Leute sein, aber wir wissen, dass manche bei den aktuellen Corona-Vorschriften vorsichtig sind.“ Kaum hat er in Brötzingen die Fahrgäste über die Lautsprecheranlage begrüßt, schildert er ihnen ein Schmankerl aus dem alten Konflikt zwischen Schwaben und Baden. Schon verrückt: Wenn sich der württembergische König von Stuttgart einst über Calw nach Bad Wildbad aufmachte, wollte er nicht badischen Raum in Pforzheim betreten – „deshalb baute man die sogenannte Königskurve von der Nagoldtalbahn über Brötzingen direkt nach Bad Wildbad.“
Dass die Dampflok, die 100 Jahre auf dem Buckel hat, aber noch gut in Schuss ist, immer wieder Fahrten entlang der Enz anbietet, sei nur möglich, weil die Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) noch Wasserstellen zur Verfügung stellt, so Fantoli: „Das verdanken wir dem früheren AVG-Chef Dieter Ludwig, der als Nahverkehrspapst bekannt wurde. Er hat, wo nötig, für unsere Dampfloks, an Stationen wie zum Beispiel in Bad Wildbad Wasserkräne angelegt.“
Gar nicht so einfach ist die Technik, wenn Lokführer Matthias Kopitzki das stählerne Ungetüm in Bewegung setzt. Heizer Markus Schilling und Kollegin Alice Merkel, die er ausbildet, müssen die Verbrennung im Ofen ganz gezielt steuern. „Nur Kohle reinschippen, das würde nicht reichen“, sagt Kopitzki. Je nach Last oder Steigung müsse der Ofen unterschiedliche Feuerkraft liefern: „Heizer müssen außerdem die Dampfstärken genau regeln.“ Und an ihren seitlichen Plätzen auch die Strecke im Blick behalten.