Argentische Tangos voller tänzerischer Leidenschaft: Deutsch-italienisches Duo Perfetto begeistert in Birkenfeld
Birkenfeld. Es ist das erste Konzert von Musik aus Dresden in diesem Jahr – mit weitem Abstand der Zuschauer, aufgeteilt in zwei gut einstündigen Konzerte, ohne Getränke und Vorkonzert der Musikschüler. Dennoch schwingt viel Hoffnung mit. „Das Leben geht weiter“, sagt der aus Dresden stammende und seit 2004 auf Sardinien lebende Cellist Robert Witt, der dieses Mal mit der attraktiven, sardinischen Pianistin Clorinda Perfetto gastiert. Seit 2015 bilden die zwei das Duo Perfetto. Zweimal nacheinander spielen sie ihre musikalische Reise von Italien nach Argentinien in der evangelischen Kirche Birkenfeld.
Den roten Faden bildet das Leben und Werk des Cellisten und Komponisten José Bragato, der 1915 in Italien geboren wurde, im frühen Kindesalter nach Argentinien emigrierte und dort im Alter von 102 Jahren starb. Er wurde geprägt von der Tangostadt Buenos Aires und der Zusammenarbeit mit Astor Piazolla, dessen Cellist und Partiturenschreiber er später wurde. Schon früh begann er zu komponieren, etwa das liebreizend träumerische Stück für seine kleine Schwester „Para Elsita“. Ganz anders klingt die wilde Tarantella. Mit virtuosen Läufen und Bogenschlägen glänzt das Duo bei diesem feurigen Tanz. Den für argentinischen Tango so typisch melancholischen Charme, verbunden mit rhythmisch-tänzerischer Leidenschaft, bringt das Künstlerpaar bei Piazzollas „Frühling“ aus den „Vier Jahreszeiten“ zum Ausdruck, die unter Bragatos Mithilfe entstanden sein sollen. Während die Pianistin dabei eingangs auf der Cajon trommelt, kratzt der Cellist effektreich auf den Saiten. Auch bei Bragatos „Tango impressionista setzt das Duo südamerikanische Percussion ein. Forsch und impulsiv erklingen die schnellen Passagen, nachdenklich und romantisch die langsamen – ein Stück, in dem viel Lebenserfahrung steckt.
Von Bragatos Tochter haben die beiden viele seiner Stücke erhalten, sie erklingen hier zum ersten Mal. Einfach und doch sehr innig etwa die Ballade „Triste y Samba“, voller Wehmut und aufbrausendem Temperament die Hommage an Brasilien, „Graciela y Buenos Aires“. Dazwischen spielen die Musiker die eigens für Cello und Klavier bearbeitete italienische Nationalhymne – und widmen diese dem langjährigen und plötzlich verstorbenen Gast von Musik aus Dresden, Hans Schumacher. Viel herzlicher Applaus.