Arien vom Balkon; Solistinnen glänzen bei Konzert in Birkenfeld
Birkenfeld. Kräftig strahlt die Sonne vom hellblauen, nahezu wolkenlosen Himmel. Ein leichter, angenehmer Wind weht über die Köpfe der Zuhörer, bringt die Blätter der Bäume zum Rascheln und die Büsche leicht zum Schwanken.
Hätten sich Miriam Kurrle, Georgia Gounari und Maria Grazia Insam einen besseren Ort aussuchen können, um das „Blumenduett“ zum Vortrag zu bringen? Ist der Garten von Michael Speich nicht perfekt dafür geeignet, das von Leo Delibes für seine Oper „Lakme“ komponierte Stück nuanciert, mit fast schon zärtlicher Innigkeit zu intonieren?
Eine Arie nach der anderen präsentieren die drei Sopranistinnen am Sonntagnachmittag. Es ist ein Konzert, bei dem Vieles anders ist: Die Zuhörer sitzen nicht in einem verdunkelten Saal, sondern im Garten, zwischen Bäumen, Sträuchern und Blumen. Die meisten haben Bierbänke, Campinghocker oder Klappstühle mitgebracht. Die Bühne ist der längliche Balkon von Michael Speich. Der Birkenfelder Zahnarzt führt mit trockenem Humor durchs Programm, arbeitet sich dabei an der Gendertheorie ab, an E-Rollatoren und an Smartphones. Alles Dinge, die es noch nicht gegeben hat, als die Stücke komponiert wurden, die die drei Sopranistinnen zum Vortrag bringen.
Am Balkongeländer stehend, spannen sie einen weiten Bogen: Die fröhlich-heitere Hallenarie aus Wagners „Tannhäuser“ gelingt Kurrle mit viel Wärme, bevor Insam hingebungsvoll, fast schon etwas pathetisch die Cavatine „Una voce poco fa“ der Rosina aus Rossinis „Barbier von Sevilla“ anstimmt, gefolgt von Gounaris Darbietung der an Koloraturen reichen „Caro Nome“, bei der sie mühelos auch die höchsten Töne trifft. Harmonische Duette schließen sich an. Etwa die von Richard Strauss komponierte „Rosenüberreichung“ oder Mozarts „Sull’aria“.
Zu dritt meistern die Sängerinnen unter anderem das miauende Katzenterzett und Verdis temperamentvolles Trinklied. Und sie schaffen es, dass auch unter den schwierigen Bedingungen eines Open-Air-Konzerts das Zart-Gefühlvolle an Offenbachs „Belle Nuit“ schön zur Geltung kommt. Begleitet werden sie von einem vierköpfigen, beweglich agierenden Mini-Orchester. Nach anderthalb Stunden folgt die Zugabe.