Birkenfeld
Birkenfeld -  25.04.2018
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„Es gibt keine Kratzer“ – Profis brechen in der Region fünf BMW auf

Pforzheim. Fünf BMW sind in der Nacht auf Mittwoch in Pforzheim und in Birkenfeld aufgebrochen worden. Fünf Autobesitzer staunten über die professionelle Arbeit der Autoknacker, die fachgerecht Navigationsgeräte und ein Lenkrad ausbauten. Ob die BMW-Fahrer die gestohlenen Fahrzeugteile jemals zurückerhalten, ist fraglich. Sicher ist, dass die Täter wieder in die Region zurückkehren werden. So wie das seit einigen Jahren der Fall ist.

Bei den vier Aufbrüchen an der Frieden-, Bunsen-, Nuitstraße und Elsässer Straße in Pforzheim schlugen die Täter ein hinteres, kleines Seitenfenster ein, umgingen so die Gefahr, eine Alarmanlage auszulösen, und drangen dann über die Autotür in die Fahrzeuge ein. Profiarbeit eben. So wie man das von den spezialisierten und auf Bestellung arbeitenden Mitgliedern einer straff organisierten Bande mit besten Vertriebswegen ins nahe Ausland erwarten darf.

Der rumänische Lkw-Fahrer Dorin Gabriel Stanescu hatte am Mittwoch um 1 Uhr seinen 3er-BMW vor der Haustür an der Bunsenstraße abgestellt und wollte um 4.30 Uhr weiterfahren. Er musste jedoch eine unangenehme Überraschaung erleben. Da, wo sonst sein Monitor und sein Navigationsgerät im Armaturenbrett steckten, herrschte Leere. „Es gibt keine Kratzer. Die haben so sauber gearbeitet, die haben alle Schrauben in meinen Becherhalter gelegt“, sagt er. Und: „Man muss schon genau wissen, wo man drücken muss, um das Navi herauszuholen.“ Außerdem hätten die Diebe alles andere, was noch im Auto lag, nicht mitgenommen, weder den Zehn-Euro-Schein, noch die Ray-Ban-Sonnenbrille oder die Ledertasche. Den Schaden schätze die Polizei auf 3500 Euro.

Beim 1er-BMW an der Herrenalber Straße in Birkenfeld wurde das Lenkrad ausgebaut. Die Mutter der Autohalterin hatte Fotos vom aufgebrochenen Auto auf Facebook gestellt und bald bemerkt, dass dieser Diebstahl in der Nacht auf Mittwoch kein Einzelfall war. Es gibt offenbar BMW-Besitzer in Pforzheim, deren Fahrzeuge mit einigem Abstand schon zweimal aufgebrochen wurden. Gleich 13 BMW wurden im September 2017 bei einem Autohaus an der Karlsruher Straße auf der Wilferdinger Höhe aufgebrochen. Die entwendeten Fahrzeugteile dürften wenige Stunden später Deutschland verlassen haben.

Und die Täter? Im März 2016 wurden in Pforzheim fünf auf BMW spezialisierte Autoknacker wegen Bandendiebstahls, schweren Diebstahls und gewerbsmäßiger Hehlerei zu Haft- und Bewährungsstrafen verurteilt. Doch die nächste Bande scheint kurz darauf mit der gleichen Masche in der Region weitergemacht zu haben, denn die Autoaufbrüche kehrten in Wellen alle paar Wochen und Monate wieder und dürften auch in Zukunft so schnell nicht aufhören.

Die Polizeireviere Pforzheim-Süd, Telefon (07231) 1863311, und Neuenbürg, Telefon (07082) 79120, bitten um Hinweise zu den jüngsten Fällen in Pforzheim und Birkenfeld.

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Autoknacker: Wer klaut wann und wie?

Immer wieder werden in der Region Autos aufgebrochen, die Lenkräder geklaut, Navigationsgeräte ausgebaut oder die Fahrzeuge verschwinden komplett. Zuletzt wurden in einem Pforzheimer Autohaus 13 BMW aufgebrochen. Im Mühlacker Wohngebiet Stöckach wurden einmal in einer Nacht gleich sieben Fahrzeuge aufgebrochen. In Neulingen-Bauschlott waren einst in einer Nacht vier BWM und ein Mercedes, aus denen die Navigationsgeräte gestohlen wurden.

Wer steckt hinter den Taten?

Laut Ralf Minet, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Karlsruhe, sind für die Autoaufbrüche in der gesamten Region meist osteuropäische Banden verantwortlich. „Das sind Profis, die genau wissen, was sie tun. Sie schlagen schnell und zielstrebig zu und bringen die Beute schnell außer Landes.“ Dort, so Minet, werde diese dann über Händler oder das Internet weiterverhökert.

Wo sind die Schwerpunkte?

Von konkreten Schwerpunkten zu sprechen, sei schwierig, sagt Minet. Denn die Banden zögen „heuschreckenartig“ durch die Lande und schlügen mal hier, mal dort zu. Anders als bei Wohnungseinbrüchen, bei denen die Zahl in den Herbst- und Wintermonaten besonders hoch sei, hätten die Autoknacker zudem das ganze Jahr über Konjunktur.

Welche Fahrzeuge sind betroffen?

Meistens handelt es sich um hochwertige Modelle der Marken BMW oder Mercedes.

Wie gehen die Diebe vor?

Zunächst werden Straßenzüge oder abgelegene Autohäuser ausgekundschaftet, dann wird – häufig in der Nacht – zugeschlagen. Wie Polizeisprecher Minet betont, seien die Täter in Gruppen unterwegs, einige stehen Wache, einige knacken die Autos und montieren Navigationsgeräte und Lenkräder ab. Wenn Scheiben eingeschlagen werden, geschieht dies meistens so, dass die Diebe diese vorher abdämmen, um weniger Lärm zu verursachen.

Weshalb versuchen die Banden nicht, die Autos zu klauen?

Auch dies kommt vor, jedoch seltener. Kleinteile lassen sich leichter ins Ausland schaffen, zudem können moderne Fahrzeuge nicht mehr ohne weiteres kurzgeschlossen werden. Es gibt jedoch auch Einbrecher, die es gezielt auf Fahrzeuge abgesehen haben. Diese brechen dazu in die Häuser ein, stehlen den Schlüssel und fahren mit dem Auto davon. Insbesondere Fahrzeuge, deren Wert im sechsstelligen Bereich liegt, seien von dieser Vorgehensweise betroffen.

Was ist zu tun, wenn man Täter ertappt?

Auf keinen Fall den Helden spielen, warnt Minet. Man wisse nie, wie aggressiv die Verbrecher seien, im schlimmsten Fall bestehe Lebensgefahr. Stattdessen solle man sofort die Polizei verständigen und – falls die Täter fliehen – möglichst genau beobachten, wie die Täter aussehen und wohin sie sich entfernen.

Wie ist die Aufklärungsquote?

Wie bei Einbruchsdelikten üblich, ist diese nicht hoch. Zwar versucht die Polizei mithilfe von Computerexperten insbesondere den Hintermännern, die die Ware verkaufen, auf die Schliche zu kommen. Doch dies gestaltet sich schwierig. „Dabei ist jeder Einbruch einer zu viel“, betont Minet. --- max

Autor: Thomas Krutz