Birkenfeld
Birkenfeld -  03.04.2018
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Gedrucktes Buch hat Zukunft - Bibliotheken nehmen Zuwachs von Online-Angeboten wahr

Mühlacker/Birkenfeld/Ispringen. Claudia Heiler von der Stadtbibliothek Mühlacker ist überzeugt davon, „dass das klassische Buch oder illustrierte Zeitschriften in Printform niemals ganz verschwinden werden“. Die Frage nach der Nutzung in Papier- oder Digitalform erfolge zweigleisig. Die Art des Lesens, so Heiler, sei situationsabhängig. Klar sei, dass sich das Leseverhalten ändere. Die Stadtbibliotheksleiterin: „Besonders bei jungen Menschen oder solchen über 50 lässt sich der Trend beobachten, dass Smartphone oder Tablet allgegenwärtig sind.“

Ob in der nahen Zukunft eine Stadtbibliothek ohne Bücher denkbar erscheine? „Keine Angst“, unterstreicht Heiler: Man sei anpassungsfähig. Öffentliche Bibliotheken würden ein Treffpunkt und eine Begegnungsstätte bleiben für Kinder aller Altersstufen, für junge Mütter und Väter, für alleinstehende Menschen, für all diejenigen, die ins kulturelle und soziale Leben integriert werden“ wollten. Heiler ist selbstbewusst und überzeugt: „Bibliotheken wandeln sich zum dritten Ort neben Zuhause sowie Schule beziehungsweise Beruf.“ Längst sei die Bibliothek nicht nur ein Medium der Ausleihe, sondern ein Ort des Lernens und der konsumfreien Freizeitgestaltung. Hinzu käme eine qualifizierte Unterstützung bei Recherchen.

Im Übrigen sei das gedruckte Wort nach wie vor gefragt. Freilich mache man sich auch viele Gedanken hinsichtlich einer ansprechenden Präsentation. Heiler wörtlich: „Wir gestalten unsere Regale mit Neuerscheinungen sowie die Büchertische und Leseecken so attraktiv, dass der Besucher gar nicht anders kann, als einzutauchen in die Welt der Buchstaben.“ Was die e-Nutzung anbelange, gehöre man dem Verbund eBib Nordschwarzwald seit 2014 an. Gestartet sei man mit einem Angebot von 2000 Titeln aus Belletristik und Sachbuchbereich. Heute sei das Angebot im digitalen Bereich fünfmal höher. Eine deutliche Steigerung erfahre die Nutzung digitaler Hörbücher. Heiler weiter: Der eBib-Verbund habe im ersten Jahr ein Ausleihergebnis von 13 000 Downloads: „2017 waren es bereits 65 000.“ Dennoch ist das Fazit von Hailer klar: „Wer sich ausdrücken möchte, wer kommunizieren will, wer verstehen und verstanden werden will, der braucht in erster Linie das gedruckte Wort.“

Von den genannten eBib-Ausleihen entfallen für 2017 über 9000 auf Birkenfeld, wie die Leiterin Petra Kunzmann von der Gemeindebibliothek Birkenfeld bilanziert. Enthalten in diesem Wert seien e-Audios, e-Papers und e-Magazines. Aufschlussreich: Laut Kunzmann habe diese Nutzungsform zu keinem Rückgang der Ausleihzahlen bei den klassischen Büchern geführt. Unabhängig davon glaube sie nicht daran, dass die Steigerungen im e-Sektor so weitergehen würden. Es gebe zudem Hindernisse: Nicht für alle Bücher sei eine Online-Lizenz verfügbar. Im Übrigen arbeiteten viele Unternehmen mit „Windowing“. Damit seien Sperrfristen gemeint, mit denen Verlage aktuelle Titel erst nach einer gewissen Zeit zur Ausleihe bereitstellten. Kunzmann: „Im klassischen Buchsegment können wir dagegen fast alle Bücher am Erscheinungstag oder kurz danach anbieten.“

Ganz ähnlich lautet die Einschätzung von Petra Beck, der Leiterin der Gemeindebücherei Ispringen.. Ihre Bücherei habe sich in Sachen eBib bei den Ausleihen im oberen Drittel angesiedelt. Und das Angebot werde kontinuierlich ausgebaut. E-Medien böten gewisse Vorteile und Bibliotheken, die heute noch keine E-Medien anböten, müssten sich an die digitale Realität anpassen. Die beim Brand in Birkenfeld beschädigten Bücher, so Petra Kunzmann, stammten übrigens zum großen Teil aus dem Bereich Kunst. Und ein Bildband über Picasso auf dem e-Reader oder dem Tablet „ist für uns schwer vorstellbar“, so Kunzmann. Die beschädigten Bücher würden wohl in Printform nachgekauft. Was es in einer neuen Bibliothek wahrscheinlich nicht mehr geben werde, seien Musik-CDs, aber auch das Angebot an Hörbüchern auf CD werde vermutlich verringert. Kunzmann abschließend: „Ich glaube, dass analoge und digitale Medien nebeneinander bestehen können.“

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Autor: Peter Marx