Ludowika Weinert aus Gräfenhausen feiert 100. Geburtstag
Birkenfeld-Gräfenhausen. Es gibt offensichtlich ein Rezept, um 100 Jahre alt zu werden. Sie lacht gerne und war immer sehr aktiv – Ludowika Weinert aus Gräfenhausen.
Die zweifache Mutter hat vier Enkel, sechs Urenkel und eine Ururenkelin, und wird liebevoll „Lidi“ genannt. Wenn sie auch Gedächtnisstörungen hat und auf Pflege angewiesen ist, weiß sie eines ganz genau: dass sie am Donnerstag 100 Jahre alt wird und feiern möchte. Über 20 Gäste werden zu ihrem Ehrentag nach Gräfenhausen kommen, wo sie seit drei Jahren bei ihrer ältesten Enkelin wohnt und tagsüber von der Tagespflege Engelsbrand betreut wird. Ludowika Weinert wurde 1918 in Saaz im Sudentenland – heute Tsche-chien – geboren. Sie verbrachte dort ihre Kindheit und Jugend, absolvierte eine Friseurlehre und lernte ihren Ehemann Gustav Weinert kennen. Die Hochzeit fand am 31. Dezember 1942 statt. Ein Jahr später kam Tochter Maria zur Welt, mit der sie und ihr Mann nach dem Krieg fliehen mussten. Haus und Hof mussten zurückgelassen werden, schwere Zeiten standen bevor. Zunächst kamen sie in einem Sammellager in Bayern unter, dann in Dietlingen. „Die Anfangsjahre waren hart, sie haben viel gehungert“, erzählt ihre Enkelin. Das Hungergefühl sei heute noch furchtbar für ihre Oma. 1949 siedelte sich die Familie in Pforzheim an, wo Gustav Weinert als Kraftfahrzeugmechaniker und später als Bankangestellter arbeitete.
Ludowika Weinert ging einer Beschäftigung bei einer Schmuckfirma nach und brachte 1951 Sohn Klaus zur Welt. Jeden Sommer bewirtschaftete die hilfsbereite und resolute Jubilarin mit Leidenschaft ihren großen Garten, kochte im Herbst das Obst und Gemüse ein. Überhaupt hat sie ihr Leben lang viel und gut gekocht, zum Beispiel böhmische Serviettenknödel. Und obwohl Ludowika Weinert heute blind ist, schält sie noch immer gerne Äpfel. Im Winter begeisterten sie Hand- und Bastelarbeiten. Sie nähte, häkelte und strickte, machte Seiden- und Papierblumen und klebte Bilder aus Muscheln. Diese brachte sie von ihren Urlaubsreisen mit Mann und Freunden in Italien mit. „Sie hat ihr Leben zufrieden gelebt, so wie sie wollte“, sagt ihre Enkelin, „und sie war immer für uns da“. Nach dem Tod ihres Mannes 1974 lebte Ludowika Weinert einige Zeit auf dem Sonnenhof in Pforzheim und mit 91 Jahren beim Betreuten Wohnen in Dietlingen. Oft sagt sie, warum sie das hohe Alter erreicht hat: „Ich hab’ halt immer viel Gemüse aus meinem Garten gegessen.“