Birkenfeld
Birkenfeld -  17.10.2021
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„Musik aus Dresden“ präsentiert gehaltvolles Kammerkonzert in Birkenfeld

Birkenfeld. Ein relativ kurzes, aber inhaltsschweres Kammerkonzert präsentierte „Musik aus Dresden“ in zwei Aufführungen in der herbstlich-kühlen evangelischen Kirche in Birkenfeld. Sonia Achkar (Klavier), Matthias Wilde (Cello) und Stansilav Pronin (Violine) spielten Beethovens Cellosonate C-Dur op. 102,1 und Tschaikowskys Klaviertrio a-Moll op. 50. Im Vorprogramm der Jugendmusikschule Neuenbürg zeigten die Pianistin Ruhew Khalil und der Pianist und Bassist Wladyslaw Peszynski, Landespreisträgerin und Bundespreisträger von „Jugend musiziert 2021“ ihr fortgeschrittenes Können.

Beethovens 1815 entstandene Cellosonate wird seinem Spätwerk zugerechnet. Es entstand in einer Phase persönlicher Krisen, in der er seine Hoffnungen auf eine Heirat endgültig begraben hatte, finanzieller Schwierigkeiten und gesundheitlicher Probleme. Die zwei Sätze des kurzen Werkes sind in je einen langsamen und einen schnellen Teil untergliedert, die verwendeten Themen stark konzentriert und streng kontrapunktisch gestaltet.

Klavier und Cello führen einen gleichberechtigten Dialog. Dem Cello ist der sanfte, eher weibliche Part zugewiesen, dem Klavier der herbe, schroffe, eher männliche. Liebeswerben in perlenden Klaviertrillern umschwebt melancholisch-lyrische Cello-Motive, es finden sich dramatische Verzweiflung, leidenschaftliche Ausbrüche, schmerzliche Sehnsucht und sentimentale Erinnerung in einem Kompositionsstil, der in seiner teilweise extremen Reduktion, seinen jähen Abbrüchen und Einwürfen sehr ungewöhnlich und modern wirkt.

Tschaikowsky schrieb sein einziges Klaviertrio 1881/1882 anlässlich des plötzlichen Tods seines engen Freundes Nikolaj Rubinstein, dem Gründer des Moskauer Konservatoriums, dem er die Komposition auch widmete. Das Kammermusikstück wächst sich mit seiner emotionalen Wucht, seiner motivischen Vielfalt und einfallsreichen Gestaltung zu einem musikalischen Epitaph von sinfonischem Umfang und Länge aus. Im ersten Satz, der einen weiten elegischen Bogen schlägt, arbeitet der Komponist seine persönlichen Erinnerungen und seine große Trauer ab. Die Themen laufen, reizvoll variiert, durch die Instrumente, die sich gegenseitig kommentieren.

Rubensteins Leben in Episoden

Der lange zweites Satz stellt ein bewegtes Andante-Thema vor, das in elf Variationen bearbeitet wird, die Episoden aus dem Leben Rubinsteins schildern sollen, die heute nicht mehr bekannt sind. Man hört in diesen Variationen heiter-beschauliche, ländlich-idyllische, tragisch-schreitende Klänge und solche, die an Spieldosen, an Walzer, Mazurken oder Caféhaus-Musik erinnern. Die zwölfte Variation, ein übergangslos ansetzendes Allegro moderato, greift auftrumpfend, mächtig und monumental das Anfangsthema auf und steigt schließlich in einen verhallenden Trauermarsch ab.

Die drei Solisten, die erst tags zuvor aus verschiedenen Städten angereist waren, sich aber von anderen Konzerten kennen, begeisterten mit ihrem gut abgestimmten Zusammenspiel, ihrer gleichberechtigten Virtuosität und ihrer musikalischen Sensibilität.

Nach einigen Momenten der Ergriffenheit brach ein Begeisterungssturm mit Bravorufen und stehenden Ovationen los.

Autor: Uta Volz