Seelentrost zur rechten Zeit: Akustik-Folk-Projekt Quiet Lane veröffentlicht neues Album „Jäger lauf“ - und startet Crowdfunding-Kampagne
Birkenfeld. Es sind Songs, die zu Herzen gehen. Die im tiefsten Inneren berühren. Und einfach gut tun. Gerade jetzt in einer Zeit, in der die Welt aus den Fugen gerät. Als Mutmacher, als Seelentröster funktioniert das neue Album „Jäger lauf“ der Birkenfelder Formation Quiet Lane ganz hervorragend. Es vermittelt auf musikalische Weiseein Gefühl von Heimat. Dabei hatten sich Simon Hartfelder (35) und Hannes Liewald (29), die hinter dem 2016 gegründeten Projekt stecken, das alles ganz anders vorgestellt. Eigentlich war ein Release-Konzert im Kulturhaus Osterfeld geplant. Mit Publikum. Schön hätte es werden können. Doch dann kam Corona.

"Es war richtig cool und kam echt gut an."
Hannes Liewald von Quiet Lane über die interaktive Album-Präsentation aus dem heimischen Wohnzimmer. Eigentlich hätte ein Konzert im Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim stattfinden sollen, doch dann kam Corona.
Hätte, hätte, Fahrradkette. Stattdessen haben die beiden auf YouTube eine mehr als zweistündige, interaktive Album-Präsentation gefeiert. Von ihren Wohnzimmern aus gaben sie Einblicke in die Vorgeschichte des Ende 2019 bei Black Shack Recordings in Calw aufgenommenen Albums, erzählten Geschichten zu den Songs, beantworteten Fan-Fragen und zeigten Videos. „Es war richtig cool und kam echt gut an“, so Liewald, noch leicht überrascht wegen des Zuspruchs. Inzwischen hat das Video mehr als 1600 Zuschauer erreicht. Zum Nachhören und -sehen steht es weiterhin unter www.quietlane.com/jaegerlauf.
Einnahmen über Crowdfunding gehen zur Hälfte an Hilfsorganisation
Um die Kosten für die Produktion des Streams zu decken, haben die Musiker unter www.quietlane.com/corona eine Crowdfunding-Kampagne initiiert. Alle Einnahmen darüber hinaus gehen zu einer Hälfte an die Hilfsorganisation „The Hope Project“ und zur anderen an einen Sozialfonds für Kulturschaffende, die wegen der aktuellen Situation massive finanzielle Einbußen haben. Bis zuletzt kamen über 7000 Euro zusammen.
Laut und leise, sehnsuchtsvoll und nachdenklich, wild und fröhlich, träumerisch und tieftraurig. Doch immer voller Hoffnung. So präsentieren sich die elf Stücke auf „Jäger lauf“. In den autobiografischen, auch gesellschaftskritisch gefärbten Texten geht es um böse Gedanken und Ehrlichkeit zu sich selbst, falsche Machtausübung, unerfüllte Liebe, um Sehnsucht, die Beziehung von Eltern zum Kind, den Umgang mit dem Tod und um das Zurechtkommen mit den Aufs und Abs des Lebens.
Nach drei EPs und dem englischsprachigen Debüt „When Dust Dances ...“ singen die Jungs erstmals auf Deutsch. „Dazu hatten wir lange keinen Zugang in unserer Musik, weil unsere Vorbilder und Folk im klassischen Sinne ja eigentlich aus den USA stammen“, erklärt Liewald. Auf der anderen Seite limitiere man sich doch sehr, wenn man in einer fremden Sprache etwas ausdrücken wolle. „Letztes Jahr haben wir es dann gewagt, und es hat besser geklappt als gedacht.“ Vieles wurde experimentiert, ins Deutsche transferiert und umgeschrieben. Zurückgezogen in einer Waldhütte bei Schellbronn. Mit Erfolg: Der mehrstimmige Gesang harmoniert und wirkt noch authentischer, gerade in Momenten des Dialogs.
Album mit großer Dynamik
Was zudem auffällt, ist die große Dynamik und Tiefe des Albums, die Intensität. Die musikalische Ausgereiftheit zwischen Folk, Pop und Singer-Songwriter-Sound, mit Mut zu Emotion und auch mal Kitsch. Sie selbst bezeichnen das als „deutsche akustische Musik“. Behutsam, liebevoll und mit viel Gespür für Atmosphäre arrangiert, erklingt hier eine Mandoline, dort sorgt eine Pedal Steel Guitar für dezentes Country-Feeling und ein Cello für wohlige Wärme.
Volles Programm und großes Kino. Wo es passt, spielen bis zu sechs Musiker. Ansonsten dezente Zurückhaltung. Dann klingt Quiet Lane wie die deutschen Kings of Convenience. Immer wieder gibt es spannende Brüche statt klassischer Song-Strukturen, mal ein Walzer-, mal ein Sieben-Achtel-Takt.
Heraus stechen Instrumentalstücke wie „The Roller“, orientiert an traditionellem Bluegrass, bei dem Liewald und Hartfelder an den Gitarren glänzen und man am liebsten in einem kuscheligen Club drauflos tanzen würde. „Unser Ziel war es, die Songs so gut und so abwechslungsreich wie möglich zu arrangieren – und trotzdem einen roten Faden zu haben“, so Liewald. Das jedenfalls ist gelungen.
Das Album „Jäger lauf“ gibt es als Vinyl (25 Euro) und CD (15 Euro, inklusive Versand) sowie bei allen gängigen Streaming-Plattformen. Bestellungen mit Anschrift per E-Mail an hannes@quietlane.com.
Quiet Lane – von Birkenfeld in die Herzen der Fans
Die Birkenfelder Simon Hartfelder und Hannes Liewald sind Sonderpädagogen und arbeiten hauptberuflich als Lehrer. Liewald spielt seit 19 Jahren Gitarre. Er ist nebenberuflich Dozent bei Easy-Guitar in Dietlingen und macht seit 18 Jahren Musik in diversen Formationen. Hartfelder hat erst mit Quiet Lane so richtig ernsthaft angefangen, Gitarre zu spielen, aber davor Songs geschrieben und im privaten sowie beruflichen Kontext gespielt. „Simon hatte bei mir Gitarrenunterricht und daraus resultierte auch die Band“, sagt Liewald. 2016 war dann der Start von Quiet Lane.
"Simon hatte bei mir Gitarrenunterricht und daraus resultierte auch die Band."
Hannes Liewald von Quiet Lane
Die beiden erspielten sich eine immer größere Fan-Basis. Zuletzt bei jährlich zwischen 50 und 70 Konzerten im gesamten süddeutschen Raum. Viel Kleinkunst, Festivals, auch privat. „Im Grunde alle Veranstaltungsorte, die uns eine Bühne angeboten haben“, sagt Liewald. Kleine Auftritte bestreiten Quiet Lane zu zweit oder dritt, größere Konzerte zeigen andere Facetten: Schlagzeug, Bass, Mandoline, Pedal Steel Guitar, Cello, Klavier. Neben den beiden Alben haben Quiet Lane drei EPs aufgenommen und bislang gut 3500 Tonträger verkauft.