Birkenfeld
Birkenfeld -  19.09.2021
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Walzer, Polkas und Zerstreuung: Streicherensemble Cappella Musica in Birkenfeld

Birkenfeld. Ein hell strahlender Geigenklang, gestützt im warmen und innigen Ton des Streichquartetts macht am Samstagabend den Anfang dieses eindrucksvollen Konzerts in der evangelischen Kirche Birkenfeld. Vor dem mit Sonnenblumen geschmückten Altar spielt das Ensemble Cappella Musica das ruhige und liebevolle Quartetto Nr. 5 von Joseph Schuster. Er war ehemals Dresdner Hofkomponist und gehört deshalb zum Standardrepertoire bei Cappella Musica, die allesamt Orchestermitglieder der Sächsischen Staatskapelle Dresden sind und schon öfters auf Einladung des in Birkenfeld aktiven Freundeskreises Musik aus Dresden in den Südwesten gekommen sind.

Dieses Konzert allerdings gelingt wegen Corona-Verschiebungen erst im dritten Anlauf. Weil aufgrund der Abstandsregeln nur knapp 60 Besucher zugelassen sind, wird eine Doppelvorstellung gegeben – um halb sechs und um halb acht. Beim Konzert am Spätnachmittag versetzt die tiefe Septembersonne den Kirchenraum in warmes Licht, passend zu den vielen Gute-Laune-Stücken, die unter dem Motto „Dresden trifft Österreich“ stehen. Verstärkt durch den Kontrabass musizierten die fünf dann von Johann Strauß (Sohn) die „Zehner-Polka“ und den Walzer „An der Elbe“. Mit dem Mikrofon in der rechten und der Geige in der linken Hand gibt Konzertmeisterin Susanne Branny zwischen den Stücken kurze erklärende Moderationen.

Da erfährt man, dass auch die Straußfamilie viel auf Reisen war und dass Sohn Johann, als ruhmreicher „Walzerkönig“ weltbekannt, gern eine Auftragskomposition für ein Firmenjubiläum in Dresden annahm.

Das 1995 gegründete Ensemble Cappella Musica widmet sich im Schwerpunkt seiner Arbeit eher dem musikalischen Erbe der Bach-Söhne, ist aber ansonsten keineswegs auf Barockmusik und Frühklassik begrenzt. Wie das Birkenfelder Konzert zeigt, setzen die Musiker auch Ländler, Walzer und Polka meisterhaft um. Mit Blick auf künstlerische Qualität und Niveau sind diese Werke der gehobenen Klassikunterhaltung von Eduard, Johann und Joseph Strauß bei Cappella Musica in den denkbar besten Händen.

Wunderschön gelingen in den Walzern und Polkas alle Übergänge, wenn etwa Tom Höhnerbach am Cello die Melodieführungen übernimmt, Susanne Branny und Jörg Kettmann an den Geigen gefällig trillern, Stephan Pätzold an der Bratsche mit sanften Doppelgriffen die Mitte stützt und Helmut Branny am Bass den rhythmischen Boden auslegt. Das alles wird geschmeidig, gefällig und äußerst präzise musiziert.

Dankbarer Applaus

Besonders feinfühlig herausgearbeitet sind die dynamischen Kon-traste im Allegro von Mozarts Divertimento, das als Instrumentalstück dem Publikum „Unterhaltung“ und „Zerstreuung“ bieten möchte. Das wiederum gelingt dem Ensemble mühelos. Es liefert mit „Souvenir und Grüße“ sowie der „Klipp-Klapp-Polka“ noch zwei Zugaben, die mit langem, dankbarem Applaus belohnt werden.

Erfreut, dass das Konzert stattfinden konnte, dankte Dorothee Schumacher als künstlerische Leiterin dem Ensemble für die Aufführung. Sich bei Musik vom Coronastress zu erholen und ein bisschen Zerstreuung zu finden, hat in Birkenfeld bestens geklappt.

Autor: Sven Scherz-Schade