Wehmut in Birkenfeld: Herkuleskeule-Urgestein Rainer Bursche verabschiedet sich
Birkenfeld. Gegen Ende wird es plötzlich still. Rainer Bursche tritt allein auf die Bühne und stimmt ein wehmütiges Lied an. „Nun sitz ich hier in meinem letzten Programm, was fang ich dann an?“, fragt das Urgestein der Herkuleskeule Dresden. Mehr als 25 Jahre hat er auf dem Buckel, verabschiedet sich mit „Lachkoma“ nun von der Keule-Bühne. Ein, zwei Jahre wird der 69-Jährige damit noch unterwegs sein – dann ist Schluss.
Kaum vorstellbar, wenn man ihn in der gut besuchten Aula der Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld so sieht. Spitzbübisch, scharfzüngig und herrlich begriffsstutzig setzt der Sachse seine trockenen Pointen, ist mit Hosenträgern und grauem Schnauzer der alte Hase zwischen den zwei neuen Kollegen Anna Lehmann und Alexander Pluquett, die ihn „Kabarett-Opa“ nennen. Es ist Rainer Bursches zehntes und letztes Gastspiel bei Musik aus Dresden, herzlich nimmt er die künstlerische Leiterin Dorothee Schumacher noch einmal in den Arm.
Er reißt im Best-of-Programm „Lachkoma“ mit aufgearbeiteten Themen, neuen Texten und Liedern Witze über Amerikaner, Ossis und Wessis oder Rechtspopulisten. Warum Trump immer Videos der Olympischen Sommerspiele anschaut? „Weil er sehen will, wie hoch die Mexikaner springen können.“ Oder was eine Blondine zwischen zwei AfD-Wählern ist? „Nicht die Dümmste.“ Brisant sind viele Nummern, zum Totlachen oder Hinterfragen. Merkel, Schulz und „der böse Putin“ werden genauso auf die Schippe genommen, wie das Bildungssystem, der Fortschritt und die vernetzte Welt – „so verwanzt war unsere Welt noch nie“.
„Furchtbar. Alles furchtbar“
Wie es früher in der DDR gewesen sei, wollen Lehmann und Pluquett von Bursche wissen. „Furchtbar“. Und heute? „Furchtbar“. Die Politik, dass es keine Hamsterkäufe mehr gebe, dass alle wählen können – alles furchtbar. Selbst die eigene Frau am Steuer. Pluquett hatte von der Unterdrückung der Frau in Saudi-Arabien erzählt, die dort nicht Autofahren dürfe. „Die Weltbevölkerung besteht zu 98 Prozent aus Ausländern“, meint Bursche. Ob er nicht Pegida-Anhänger sei, kontert sein Kollege. „Ich bin ein besorgter Bürger“, so der Langzeitkomödiant, der mal den „Hinterbänkler-Blues“ über Politiker in der letzten Reihe anstimmt, mal die Armut und verlogene Spendenmanier im reichen Deutschland anprangert.
„Wir helfen Ausländern doch gerne – wenn sie weit weg sind“, sagt Anna Lehmann, die als Nicole auch „Ein bisschen Krieg für deutsche Waffenspiele“ singt und mit Pluquett die Seile beim politisch umgedichteten Dschingis-Khan-Lied auf die Stühle peitscht. Modern begleitet wird das Trio von Thomas Wand am Klavier, Keyboard und mit allerlei synthetischen Klängen. In den Abend eingestimmt hat das Klarinetten-Trio der Jugendmusikschule Neuenbürg, Nick Gengenbach, Felix Ladenburger und Alexander Gorbachev. Kräftiger Applaus.