Sechs Teilnehmer messen sich beim Poetry Slam des Eisinger Musikvereins
Eisingen. Eindeutig zweideutig klingt es am Pfingstwochenende in der Alten Kelter in Eisingen, wenn der leidenschaftliche Poet „J-Man“ aus Wangen im Allgäu sein gleichzeitig als Befehl zu verstehendes „Geh-Dicht!“ vorträgt und das Publikum torkelnd animiert, nach seinem Vortrag das Glas zu heben auf den Zauber der Dichtkunst.
Kein Wunder, dass der 37-jährige Sozialpädagoge, der seinen echten Namen auf der Bühne nicht nennen will, den zweiten Eisinger Poetry Slam des örtlichen Musikvereins für sich entscheidet – mit 98 von 100 möglichen Punkten, gewertet von sieben zufällig ausgewählten Zuschauern, die nach jedem der zweimal sechs Vorträge dem Slam-Master und erfahrenen Moderator Rolf Suter aus Weingarten die Wertungskarten entgegenstrecken. Die niedrigste und höchste Punktzahl werden gestrichen, der Rest zählt, Verkleidung und Requisiten sind darüber hinaus tabu, es kommt aufs Vortragen an. Ein einfaches System für die fein durchdachten Texte, über denen die Slammer durchaus mal ein halbes Jahr brüten, wie Gewinner „J-Man“ erklärt: „Aber für einen Marathon fängt man ja auch nicht erst zwei Wochen vorher zu trainieren an.“ Am Ende gehen alle als Sieger nach Hause, zumindest wenn es nach dem Applaus geht. Denn das Publikum ist begeistert und feiert die Wortkunst. Fehlt nur noch ein Teilnehmer aus Eisingen – aber der kann ja noch üben bis zur sicherlich dritten Auflage im nächsten Jahr.