Eisingen -  22.10.2018
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Unterschätzte Gefahr

Eisingen. Gemeinde Eisingen interessiert an Risikoanalyse zu Starkregen. Auch private Hauseigentümer können von Erkenntnissen profitieren.

Die Gemeinde Eisingen blieb bislang von einem großen Schadensereignis im Zusammenhang mit Starkregen verschont. Doch die beiden Unwetter im Juli dieses Jahres mit den notwendigen Feuerwehreinsätzen zum Auspumpen von einigen Kellern und Garagen hätten gezeigt, wie regional begrenzt und unerwartet solche Starkregen jede Gemeinde treffen können, erinnerte Bürgermeister Thomas Karst bei der jüngsten Gemeinderatssitzung. Im Blick auf die Überflutungen des Jahres 2016 in Stein und Ölbronn-Dürrn habe man bereits die drei Eisinger Hochwasserrückhaltebecken von dem auf Wasserwirtschaft spezialisierten Ingenieurbüro Wald + Corbe vertieft überprüfen lassen. Das Ergebnis und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen wurden dem Rat im April dieses Jahres vorgestellt. Die Verwaltung habe zwischenzeitlich mit Wald + Corbe wegen einer Gefährdungs- und Risikoanalyse zu starkregenbedingten Überflutungen Rücksprache genommen.

Dessen Hochwasserexperte Hans Göppert erläuterte dem Gremium die Hochwasserproblematik in Eisingen sowie den Sinn und Zweck einer solchen Analyse. Dabei machte er deutlich, dass die Schadensereignisse an Gewässern (Flüsse, Bäche) nur 50 Prozent der Problematik ausmache. Die weiteren 50 Prozent der Überschwemmungen würden durch Starkregenereignisse verursacht, bei denen die großen Wassermassen aus den höherliegenden Feld- und Wiesenfluren sowie den Hanglagen in die Ortsmitte schießen.

Im Zusammenhang mit den zunehmenden Temperaturen kann die Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen. Dies bedeutet, dass die meist an einem Ort stehen- bleibenden Sommergewitter unkalkulierbar große Wassermengen abladen können, und dies, laut Klimaforscher, mit zunehmender Tendenz, machte Göppert deutlich. Die Starkregenanalyse wird auf der Grundlage neuesten Datenmaterials erstellt. Es werden die Hochwasser- und Überflutungsrisiken eingeschätzt und auf digitalem Kartenmaterial hochaufgelöst dargestellt. So werden Überflutungsgefahren in allen Ortsbereichen erkennbar, beispielsweise für Standorte von Schulen, Kindergärten, Trafostationen, Tankstellen, Feuerwehrhäuser oder auch für künftige Neubaugebiete. Das erstellte Kartenmaterial wird nach Fertigstellung der Untersuchung öffentlich vorgestellt und ist danach im Rathaus einsehbar. Insoweit können sich auch private Grundstückseigentümer Anregungen holen, um bei einem Neubau oder vorhandenen Gebäuden eigene Sicherungsmaßnahmen gegen Hanghochwasser vorzusehen. Die Kosten für die Gefährdungsanalyse sollen zwischen 40 000 Euro und 60 000 Euro betragen. Dazu gibt es einen Staatszuschuss nach den Förderrichtlinien Wasserwirtschaft in Höhe von 70 Prozent. Der Gemeinderat beauftragte die Verwaltung, den Förderantrag zu stellen.

Autor: Manfred Schott