Friolzheim
Friolzheim -  17.08.2021
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Kartoffelernte im Enzkreis ist trotz erschwerten Bedingungen im Gange

Friolzheim/Enzkreis. Während sie in den vergangenen drei Trockenjahren fast in Vergessenheit geraten wäre, bereitet die Krautfäule aktuell nicht nur vielen Hobbygärtnern eine böse Überraschung, wenn sie zusehen müssen, wie der Pilz in der wochenlang feucht-warmen Witterung binnen weniger Tage ihre mühevoll gezogenen Pflanzen vernichtet.

Auch bei den Kartoffelbauern in der Region ist ein wachsames Auge geboten, wie Anbauberater Heiko Höllmüller vom Kartoffelberatungsdienst Heilbronn bei einer gemeinsamen Felderbegehung des Landwirtschaftsamts Enzkreis auf dem Betrieb von Jürgen Böhmler in Friolzheim unterstrich: „Wer glaubt, die Krautfäule spiele keine Rolle mehr, wurde in diesem Jahr eines besseren belehrt“, verdeutlichte der Agrarwissenschaftler mit Blick auf die Krankheit, die Mitte des 19. Jahrhunderts für eine große Hungersnot in Irland gesorgt und eine Welle der Auswanderung ausgelöst hatte.

Kraut binnen einer Woche welk

Dass es heutzutage nicht mehr so weit kommt und die Enzkreis-Landwirte qualitativ hochwertige Knollen verkaufen können, haben sie dem Pflanzenschutz zu verdanken: „Ein durchdachter Fungizid-Einsatz hat uns eine sehr gute Qualität und einen zufriedenstellenden Ertrag gesichert“, erklärte Höllmüller mit Blick auf ein unbehandeltes Spritzfenster auf Böhmlers Kartoffelfeld, das der Landwirt zusammen mit dem Landwirtschaftlichen Technologiezentrum (LTZ) Augustenberg angelegt hatte, um seine Pflanzenschutzmaßnahmen zu überprüfen.

Anfang Juli hatte er dort erste Befallsflecken an der Blattunterseite festgestellt, eine Woche später war das Kraut durchgehend welk – während das geschützte Kartoffelkraut nebenan satt grün weiterwächst. Da die Krautfäule-Bekämpfung fast schon zu spät ist, sobald Symptome sichtbar sind, stellt das Land Baden-Württemberg den Landwirten, aber auch interessierten Hobbygärtnern für diesen und viele weitere Schaderreger im Acker-, Obst- und Gartenbau das computergestützte Entscheidungshilfesystem ISIP zur Verfügung.

Unter Einbezug der örtlichen Wetterbedingungen und vieler weiterer Faktoren geben die Prognosen gemeinsam mit der Erfahrung des Beraters und dem geschulten Auge des Landwirts eine wertvolle Orientierung für optimale Behandlungstermine. So kann der Einsatz von Fungiziden oder Kupfer im Bio-Anbau auf das notwendige Minimum reduziert und die Wirkung optimiert werden.

Obwohl das kalte Frühjahr den Erntebeginn um gut zwei Wochen verspätete, sind die unter Vlies und Folie angebauten Frühkartoffeln in der Region so gut wie geerntet – oft noch unter großem Einsatz von Handarbeit, da die nassen Bedingungen den Einsatz des Roders nicht erlaubten.

Nach der Frühkartoffelsorte Annabelle geht es für Jürgen Böhmler und seine Kollegen weiter mit den festkochenden Sorten Glorietta, Simonetta, Goldmarie und Co. sowie den vorwiegend festkochenden Sorten wie Solara, Corina oder der rotschaligen Laura.

Autor: Julian Zachmann