Friolzheim
Friolzheim -  29.05.2022
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Landwirte aus Friolzheim geben Besuchern Einblicke aus erster Hand

Friolzheim. Über Ackerbau und moderne Landtechnik konnte man sich informieren, über Kartoffeln und ihre Verwendung im Haushalt, über Milchviehhaltung, Kälberaufzucht und Gülletechnik: Landwirtschaft zum Erleben gab es am Sonntag im Rahmen der „Gläsernen Produktion“. Organisiert vom Landratsamt des Enzkreises, hatten Besucher die Möglichkeit, Einblicke in drei Friolzheimer Betriebe zu bekommen.

Etwa bei Bernd Benzinger, der vor allem Ackerbau betreibt, unter anderem mit Getreide, Weizen, Roggen, Sommergerste und Raps. Bei der gläsernen Produktion stellte er seine Maschinen vor – und informierte über die Versuche, die das Landwirtschaftsamt auf seinem Hof vornimmt. Dieses Jahr läuft einer zu Biostimulanzien. Im Wesentlichen handelt es sich dabei um Algenextrakte, die das Wurzelwachstum stärken und den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren sollen.

Pflanzenschutz als Balanceakt

„Eine gesunde Pflanze steckt mehr weg“, sagt Benzinger, der bemüht ist, das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln in seinem Betrieb so gering wie möglich zu halten. „Wir setzen nur so viel ein, wie tatsächlich nötig ist“, sagt der Landwirt, der dabei neben dem finanziellen auch den ökologischen Aspekt im Blick hat. Bei der gläsernen Produktion erklärt er den Besuchern, warum er beim Raps das Pflanzenschutzmittel nur noch nachts ausbringt, sobald er die ersten Blüten sieht. Das liegt nicht etwa daran, dass er etwas Verbotenes tut. Sondern an dem Umstand, dass Bienen und andere Insekten nachts nicht aktiv sind. Benzinger betont, dass er das nicht machen müsste, weil die von ihm eingesetzten Mittel für Bienen ungefährlich seien.

„Das ist ein Zusatz von mir, der Umwelt zuliebe.“

Er findet es wichtig, sich mit den Menschen auszutauschen und ihnen zu zeigen, wo die Lebensmittel herkommen.

Das sieht auch Werner Benzinger so, der nur ein paar Hundert Meter weiter den Steighof betreibt. 110 Milchkühe plus Nachzucht gibt es dort. Bei der gläsernen Produktion führt er die Besucher über den Hof, der sich seit dem Jahr 2000 am jetzigen Standort im Außenbereich befindet. Dabei zeigt er ihnen auch den Kuhstall, in dem es keine Boxenabtrennungen gibt: Alle Tiere liegen auf Stroh. „Der Stall wäre biokonform“, sagt Benzinger: „Mir fehlt nur die Weide.“ Doch die lässt sich aus Platzgründen am aktuellen Standort nicht realisieren. Benzinger versucht, die zwangsläufig entstehende Gülle optimal zu verwenden. Es handle sich um einen regionalen, organischen Volldünger, der „alles liefert, was die Pflanze braucht“, sagt Benzinger und erklärt, Mineraldünger seien im Handel momentan ohnehin schwer zu bekommen – und wenn, dann nur „zu exorbitanten Preisen“.

Benzinger setzt bei Gülle auf eine bodennahe Ausbringung, um möglichst wenige Nährstoffe zu verschwenden und die Geruchsbelästigung zu reduzieren. Inzwischen ist das vorgeschrieben, doch Benzinger macht das schon seit 20 Jahren so. Während er die Besucher durch den Stall führt, regnet es draußen in Strömen.

Rund um die Kartoffel

Jürgen Böhmler betrachtet das Wetter mit gemischten Gefühlen. Für den Besuch der Veranstaltung sei es eher kontraproduktiv. „Aber für die Natur ist das gut“, sagt der Landwirt, bei dem sich alles um die Kartoffel dreht. Er hat auf den Klimawandel und die zunehmende Trockenheit reagiert. Inzwischen sammelt er das im Winter und Herbst auf die Dächer und den Hof fallende Niederschlagswasser, um es im Sommer nutzen zu können. „Wir sind noch am Anfang und tasten uns vor“, sagt Böhmler, der nach Möglichkeiten sucht, den Boden wassersparender zu bearbeiten.

Für ihn ist der Klimawandel keine Erfindung. Zwar habe es auch früher schon trockene Sommer gegeben. „Aber nicht in dieser Häufigkeit.“ Böhmler sagt, er komme mit den sich ändernden Bedingungen aktuell noch gut zurecht. Dieses Jahr habe man bei den Kartoffeln gute Bedingungen zum Legen gehabt, die Pflanzen hätten sich gut entwickelt. Aktuell sind die Frühkartoffeln daumennagelgroß, in vier Wochen werden sie zur Vermarktung bereit sein.

Autor: Nico Roller