Bahn schaltet beim IC um: 200 harte Tage für Zugpendler
Enzkreis/Pforzheim. Das werden 200 harte Tage für Zugpendler aus der Region: Die Deutsche Bahn (DB) hat jetzt das Geheimnis gelüftet, wie der Fahrplan aussieht, wenn im kommenden Jahr die Schnellfahrstrecke zwischen Stuttgart und Mannheim fast sieben Monate lang voll gesperrt wird. Von Mitte April an bis Ende Oktober müssen sich Fahrgäste auf längere Reisezeiten einstellen.
Die Umleitungen zahlreicher Züge über Pforzheim und Mühlacker wirbeln die Fahrpläne ganz gehörig durcheinander. Ein Lichtblick: Beim Intercity (IC) schaltete die Bahn in letzter Minute um und verzichtete auf den angepeilten Ausfall, gegen den die Region Sturm lief.
Die Bahn nimmt für die Sanierung der rund 30 Jahre alten Schnellbahngleise 183 Millionen Euro in die Hand. Ursprünglich wollten die DB-Planer in der Bauzeit die reguläre Fernverbindung von Karlsruhe über Pforzheim und Mühlacker nach Stuttgart (IC 61) streichen. Dafür sollte der Intercity 60 von Karlsruhe und Bruchsal nach München zwar über Pforzheim und Mühlacker fahren, in den beiden Städten aber nicht halten, um Zeit aufzuholen. Die Bahn hat diese Überlegung nun verworfen. Dieser Intercity 60 mache Station in Pforzheim, heißt es in den Unterlagen für die Linienführungen. Doch was ist mit Mühlacker? Dort gebe es „keinen systematischen Fernverkehrshalt“. Will heißen: Welcher Fernzug, der alle zwei Stunden kommt, in Mühlacker hält oder durchbraust, ist offen.
Nachdem die PZ über den drohenden mehr als halbjährigen Verzicht auf den Fernverkehr in der Region berichtet hatte, protestierten die Bundestagsabgeordneten Gunther Krichbaum (CDU) und Katja Mast (SPD) sowie die Landtagsabgeordneten Hans-Ulrich Rülke und Erik Schweickert (beide FDP) gegen die anfänglichen Absichten der Bahn.
Ist jetzt alles in Butter? Aus Sicht der Fahrgäste sicher nicht. Denn die Sperrung der rund 100 Kilometer langen Achse Stuttgart–Mannheim führt bei den Regionalzügen zwischen der Landeshauptstadt und Karlsruhe zu erheblichen Nachwehen. Denn Mühlacker wird zum Nadelöhr: Die Bahn leitet zahlreiche Fernzüge über die Senderstadt nach Bruchsal und in Richtung Mannheim um. Der Hochgeschwindigkeitszug TGV von Stuttgart nach Paris wird durch Mühlacker und Pforzheims Hauptbahnhof rollen. Das alles hat Konsequenzen für den Interregio-Express (IRE) von der Landeshauptstadt nach Karlsruhe. Der Regionalzug muss erst mal den großen Umweg über Bietigheim nehmen – das koste 15 bis 20 Minuten mehr Zeit. Zudem verschiebe sich die Ankunft in den Bahnhöfen um bis zu 60 Minuten. Kappen müsse die Bahn Verbindungen beim Regionalexpress (RE).
Einige RE-Anschlüsse zwischen Mühlacker und Pforzheim sowie von Mühlacker nach Bretten und Heidelberg ließen sich nicht halten. Die Bahn werde aber als Ersatz Busse von Bietigheim über Mühlacker nach Pforzheim einsetzen. Vor allem Berufspendler sind betroffen. Der Weg bis zum Arbeitsplatz dauert länger. Die DB plane eine „kundenfreundliche Regelung für Inhaber von Zeitkarten“. Was die Bahn genau anbietet, steht allerdings noch nicht fest.