Heimsheim
Enzkreis -  08.01.2020
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Berufungsprozess um Internetbetrügereien in der Region: Staatsanwalt vermisst Reue beim Angeklagten

Enzkreis/Pforzheim. „Mit dem Urteil aus erster Instanz können Sie mehr als zufrieden sein“, versuchte Staatsanwalt Marius Walz auf den Angeklagten einzuwirken. Er richtete sich damit an einen 46-jährigen aus dem Enzkreis, der bereits Anfang Mai zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten wegen Betrugs in 78 Fällen verurteilt worden war. Im Internet hatte der Mann nach Überzeugung der ersten Gerichtsinstanz über zwei Firmen mit hohen Renditen gelockt und insgesamt knapp 600000 Euro erschlichen. Der Verurteilte ist in Berufung gegangen.

Im Verlauf des Berufungsprozesses zeigte der 46-Jährige bisher wenig Verständnis für die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Dabei sprechen die Fakten deutlich gegen den Angeklagten. Vor der Berufungskammer am Pforzheimer Amtsgericht schilderte am Mittwoch nochmals eine Oberkommissarin die Ermittlungsarbeiten. Über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurde die Polizei auf den 46-jährigen aufmerksam. Wohn- und Geschäftsräume wurden durchsucht und mehrere Anleger befragt.

Laut der Oberkommissarin habe es Betroffene in ganz Deutschland gegeben. Dabei soll der Angeklagte versichert haben, dass er bei der Anlage mit dem privaten Vermögen hafte. Sowohl die Oberkommissarin als auch wenig später ein Buchprüfer berichteten allerdings, dass er über keinerlei Vermögen verfügt habe. Seine Versprechungen gegenüber den Anlegern, die Gelder für die Expansion seiner Firma zu nutzen, wurden bereits im Keim erstickt. „Unsere Ermittlungen haben keine Hinweise darauf ergeben, dass eine Expansion überhaupt geplant war“, stellte die Oberkommissarin klar Im Gegensatz zur ersten Instanz ließ Staatsanwalt Walz wissen, dass er die Reue beim Angeklagten vermisse und er sein Verhalten nochmals überdenken solle. Verteidigerin Susanne Burkhardt möchte sich vor der Fortsetzung der Verhandlung am kommenden Montag nochmals mit dem Angeklagten beraten.

Mehr dazu lesen Sie in der „Pforzheimer Zeitung“ vom Donnerstag.

Autor: meis