Heimsheim
Enzkreis -  15.07.2019
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Ein Schulhaus ohne Schüler beschäftigt die Politik

Enzkeis/Pforzheim. Seit das Stammgebäude der Gustav-Heinemann-Schule in der Pforzheimer Nordstadt wegen großer Brandschutzmängel 2017 geschlossen wurde, werden die Schüler mit geistigen Behinderungen in Neulingen unterrichtet, Kinder, bei denen auch körperliche Behinderungen dazu kommen, haben gerade erst an der Pestalozzischule in Pforzheim ihren Lerncampus auf Zeit erhalten. Diese Trennung sei freilich „kein Modell für die Zukunft“, sagt Landrat Bastian Rosenau. Die PZ wollte von ihm wissen, wie der Stand der Lösungssuche aussieht, mit der sich der Kreistag seit Monaten befasst.

Festgezurrt wurde, wie berichtet, schon mal ein Grundsatz: Noch deutlich mehr Heinemann-Schüler als bisher sollen künftig in weiteren Außenklassen oder an Regelschulen unterrichtet werden. Andere Fragen wie die nach einem Schul-Neubau, einer anderen Nutzung des alten Gebäudes oder auch eines möglicherweise neuen Standorts sind laut Rosenau noch offen. Das gilt übrigens auch für den Versuch des Enzkreises, die Verantwortung für die Baumängel am bisherigen Stammhaus juristisch zu klären. Das Verfahren läuft weiter.

Ziehen die Heinemann-Schüler überhaupt noch mal ins alte Haus?

Laut Landrat Rosenau wird diese Frage wohl 2020 endgültig beantwortet. Bis dahin würden die verschiedenen Optionen „neutral und grundsätzlich geprüft“. Klar ist, dass sich Anforderungen ans Gebäude verändern, wenn wie geplant mehr Kinder über den Kreis verteilt beschult werden. So wird durchaus diskutiert, das alte Heinemann-Gebäude künftig anders zu nutzen. Nicht unbedingt vom Enzkreis selbst.

Wenn neu gebaut wird, könnte das auch beispielsweise in Neulingen passieren?

Neulingen ist einer der aktuellen Ausweichstandorte und kann sich vorstellen, auch ein mögliches neues Stammhaus zu beherbergen. Das war dort schon Thema im Gemeinderat. Und die Räte, sagt Bürgermeister Michael Schmidt, würden die Idee positiv aufnehmen. Auch dem Kreis habe man das Signal bereits früh gesendet. Auch in dieser Frage hat laut Landrat Rosenau der Entscheidungsprozess erst begonnen. Anfang Juli habe man mit allen Kreisgemeinden und mit der Stadt Pforzheim über die Frage, wo die Heinemann-Schüler künftig unterkommen können, gesprochen. Wichtig sei die Erreichbarkeit, also ein zentraler Standort. In Pforzheim war das gegeben.

Die Neulinger nehmen das für sich ebenfalls in Anspruch. Im Blick sind freilich auch Standorte für Außenklassen, die auch in der Fläche möglich sind. Sollte Neulingen eine Option werden, dann geht es nicht um den derzeitigen Standort in Containern in Bauschlott. Im Blick hat die Gemeinde den Bauschlotter Ortseingang westlich der B 294 – im Bereich des Edeka-Markts, wo zudem ein Kulturhaus für Vereine entstehen soll.

Wie ist der Stand im Gerichtsverfahren?

Wegen der schwerwiegenden Baumängel am bisherigen Schulgebäude hat der Enzkreis ein sogenanntes Beweissicherungsverfahren am Landgericht Karlsruhe angestrengt. Doch das zieht sich. Nach Angaben von Richterin und Gerichtssprecherin Carolin Kley wartet man derzeit auf ein ergänzendes Gutachten, das das Landgericht angefordert habe, um offene Frage aus einem ersten Gutach- ten noch zu klären.

Wie sind die nächsten politischen Schritte?

Derzeit würde „unter Hochdruck parallel an vielen Einzelfragen“ gearbeitet, sagt Rosenau. Das Ende März vom Kreistag beschlossene Bekenntnis zu möglichst viel Inklusion hat eine Leitlinie schon gesetzt. Voraussichtlich im Herbst werde das Gremium über den Projektplan diskutieren, der sich aus dem vorliegenden Ergebnispapier der zuständigen Arbeitsgruppe ergibt.

Autor: Alexander Heilemann