Heimsheim
Heimsheim -  04.05.2020
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Frisches Blut in neuem Ausmaß? Das steckt hinter dem neu eingerichtetem Spendezentrum in Heimsheim

Heimsheim. Schlange stehen war gestern. Wer diese Woche in der neu eingerichteten Blutspendezentrale in der Heimsheimer Stadthalle spenden will, muss vorher wie beim Hausarzt einen Termin vereinbaren. Dann geht es direkt an die Anmeldung im Foyer, wo eine freundliche Mitarbeiterin des örtlichen DRK die Temperatur misst und einen Mundschutz aushändigt. Ohne diese Prozedur darf keiner in die Halle - auch nicht der PZ-Reporter.

Die Vorschriften für den Infektionsschutz bei Blutspenden wurden verschärft. Weil nicht alle Orte in der Region über Räumlichkeiten mit entsprechender Größe verfügen, wurden bereits Spendentermine abgesagt. Stattdessen bündelt das DRK jetzt die Kapazitäten, wie hier in Heimsheim. Denn bald schon werde der Blutbedarf wieder stark anziehen, sind sich die Verantwortlichen vor Ort sicher.

Deshalb freut sich der Bereitschaftsleiter des Heimsheimer DRK, Detlef Warmut, über Spender wie Moritz Bott aus Schömberg. Der 29-Jährige gibt heute zum ersten Mal sein Blut ab. „Meine Familie hat mich dazu gebracht. Die meinten, komm doch mal mit“, sagt Bott. Auf der blauen Liege nebenan lacht ihm seine Schwester Kathrin entgegen. Jetzt ist Bott froh über die Entscheidung, obwohl er eigentlich gar nicht hier sein sollte. „Ich arbeite für Adidas in Shanghai“, berichtet Bott in der Waagrechten, während DRK-Mitarbeiterin Irene Baumgarten einen Verband um den Zugang an seinem Unterarm anlegt. „Aber weil die Grenzen zu sind, sitze ich seit Februar hier im Home Office.“

Nicht nur seine gewohnten Abläufe wirbelt Corona nach wie vor durcheinander. In Heimsheim nutzt das DRK mittlerweile die ganze Hallenfläche. Stühle und Liegen sind auseinandergerückt, der Ruhebereich wurde ganz abgeschafft. Das DRK muss sich bei der Blutspende ab sofort strenger an die Corona-Vorschriften halten, wie der Pressesprecher des DRK-Blutspendedienstes für Baden-Württemberg und Hessen, Eberhard Weck, auf Nachfrage mitteilt: „Wir wurden behördlich aufgefordert, den Zustrom zu kontrollieren und die Abstandsregeln einzuhalten.“ Dementsprechend würde jetzt mehr Platz für die Spenden benötigt. Schulgebäude, die sonst gerne für die Blutspende genutzt wurden, sind wegen der engen Unterrichtsräume deshalb tabu.

800 Spenden weniger benötigt

Nicht jeder Ort kann auf die Schnelle geeignete Hallen freimachen. Deshalb findet in dieser Woche, von Montag, 4. Mai, bis Freitag, 8. Mai, jeden Tag von 14 bis 19 Uhr eine stationäre Blutspende in der Heimsheimer Stadthalle statt. Wer spenden will, muss vorher im Internet unter www.bawuehe.bsd-trs.de einen Termin vereinbaren.

„Wir versuchen das ganze so zu entzerren“, sagt auch Warmut. Er ist von dem Konzept überzeugt. Kein Anstehen, ein ruhigeres Arbeiten für die Mitarbeiter und weniger Stress für die Spender. Das Konzept wolle man auch nach der Corona-Zeit beibehalten, sagt Michael Molitor, Referent für die Spenderbindung beim DRK-Blutspendedienst Baden-Württemberg/Hessen. Sonst kamen 200 Spender am Tag - jetzt ist die Zahl auf 120 begrenzt. Eine daraus resultierende geringere Zahl an Spendern ist nicht problematisch, sondern derzeit eher gewollt.

Denn alle aufschiebbaren Operationen sind während der Corona-Pandemie ausgesetzt worden. „Damit ist auch der Blutbedarf stark zurückgegangen“, sagt Pressesprecher Weck. Statt der sonst üblichen 2600 Spenden pro Tag für Baden-Württemberg und Hessen werden derzeit nur 1800 benötigt. Trotzdem ist man überzeugt, dass schon bald wieder mehr Blut gebraucht wird. „Die Krankenhäuser fangen wieder an zu operieren. Ende Mai brauchen wir wieder 80 Prozent des ursprünglichen Bedarfs. Im Juni sind wir wieder bei 100 Prozent“, sagt Molitor.

Autor: heg