Heimsheim
Enzkreis -  14.02.2022
Artikel teilen: Facebook Twitter Whatsapp

„Für uns ist es ein Herzensanliegen“: Initatorinnen von Juleica über die Ausbildung in der Kinder- und Jugendarbeit

Enzkreis. Die Juleica (Jugendleiter*innen-Card) als bundesweit anerkannte Ausbildung für Ehrenamtliche in der Kinder- und Jugendarbeit gibt es schon länger. Neu ist die Zusammenarbeit von Enzkreis, Jugendring Enzkreis und dem Verein „miteinanderleben“ bei der Durchführung der Schulung.

PZ: Wie kam es zu dieser Kooperation?

Madeleine Nitsche: Der erste Impuls hierzu entstand in einem Gespräch mit Carolin Stelzner (Kreisjugendreferentin in Elternzeit). Wir waren uns einig, dass es eine tolle Sache wäre, die Ressourcen von Landratsamt Enzkreis, Jugendring Enzkreis und „miteinanderleben“ als Träger der Kinder- und Jugendarbeit zu bündeln. Denn wir alle haben Potenziale, die sich gegenseitig ergänzen und die wir gewinnbringend in die Ausbildung von ehrenamtlich Tätigen einbringen können. Von Beginn an war klar: Uns eint das Interesse an guter Jugendarbeit im Enzkreis. Das setzt eine entsprechende Qualifikation voraus, und die bietet die Juleica-Ausbildung.

Welche positiven Auswirkungen erwarten Sie sich von dieser kreisweiten Zusammenarbeit?

Andrea Stark:Uns als Jugendring war es schon länger ein Anliegen, ein überverbandliches Juleica- Angebot zu schaffen. Denn auch kleinere Vereine im Enzkreis möchten ehrenamtlich tätige Jugendliche und junge Erwachsene gut qualifizieren, verfügen aber oft nicht über die entsprechenden Ressourcen. Schön wäre es auch, wenn sich durch die enzkreisweite Schulung junge Menschen unterschiedlicher Einrichtungen kennenlernen und vielleicht langfristig miteinander in Kontakt blieben.

Alice Zahorneanu: Mit dem enzkreisweiten Juleica-Angebot möchten wir die Vernetzung der verschiedenen Träger, die in der Jugendarbeit tätig sind, stärken und ausbauen. Wir signalisieren: Wir stehen zusammen für die Kinder und Jugendlichen im Kreis ein. Da gibt es kein Konkurrenzdenken, das Gegenteil ist der Fall: Jeder bringt bei der Ausbildung seine Fachkompetenz ein, und davon profitieren die Jugendlichen, die geschult werden, und die Institutionen oder Vereine, in denen sie tätig sind.

Die Juleica-Ausbildung umfasst standardisierte Module. Was sind die wichtigsten Inhalte?

Nitsche: Die Schulung beinhaltet pädagogische und rechtliche Einheiten, zum Beispiel zur Aufsichtspflicht oder sexualisierten Gewalt. Hinzu kommen praktische Übungen und ein integrierter Erste-Hilfe-Kurs. Wichtig ist uns die Mischung aus Theorie und Praxis, denn das liefert den Jugendlichen einen guten Handlungsleitfaden für verschiedene Situationen, die in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auftreten können.

Warum ist ein solcher Grundstandard in der Ausbildung ehrenamtlich Tätiger Ihrer Meinung nach wichtig?

Stark: Ehrenamtlich Tätige sollen sich bei ihrer Aufgabe sicher fühlen und auf mögliche Anforderungen ihres Tuns bestmöglich vorbereitet sein. Zudem stellen die einheitlichen Ausbildungsstandards der Juleica ein Qualitätsmerkmal der Jugendarbeit für den jeweiligen Verein oder die Institution dar.

Alice Zahorneanu: Mit der Juleica werden vergleichbare, hohe Standards in der Kinder- und Jugendarbeit im Enzkreis gesetzt. Daraus resultiert eine gewisse Verlässlichkeit und Sicherheit für die Vereinsverantwortlichen, aber auch für Eltern, die ihre Kinder zu den Angeboten der Vereine oder Institutionen anmelden.

Viele Menschen beklagen eine gewisse Lethargie bei Jugendlichen. Wird es – vielleicht auch bedingt durch die Corona- Pandemie – grundsätzlich schwieriger, junge Menschen für ein Ehrenamt zu gewinnen?

Nitsche: Das kann ich nicht bestätigen. Die jetzige Juleica-Schulung war sehr schnell ausgebucht, derzeit führen wir eine Warteliste. Das gilt auch für sonstige Angebote im Bereich Ehrenamt, die ich im Rahmen meiner Tätigkeit als Schulsozialarbeiterin mache.

Stark:Grundsätzlich ist es schon so, dass es auf der einen Seite Menschen gibt, die sich vielfältig engagieren, auf der anderen Seite aber diejenigen, die keine Lust auf Ehrenamt haben. Das betrifft aber nicht nur junge Menschen. Und natürlich gab es in der Pandemie einfach auch weniger Angebote, an denen sich Jugendliche und junge Erwachsene beteiligen konnten. Die gesamte Palette der Kinder- und Jugendarbeit muss jetzt erst wieder aufleben, dann wird man sehen, wo wir stehen.

Zahorneanu: Gerade für Jugendliche, die während der Pandemie in einen gewissen „Dornröschenschlaf“ gefallen sind, sind Angebote wie die Juleica wichtig. Denn sie signalisieren: Hier gibt es Ansprechpersonen, die sich für Eure Themen interessieren. Nach der langen Corona-Phase ist es für uns wichtig, die Kinder und Jugendlichen mitzunehmen und zu fragen: Was braucht ihr, welchen Bedarf an Angeboten habt ihr?

Die im April startende Juleica-Ausbildung ist schon jetzt belegt. Können sich noch weitere Interessenten anmelden und ist eine Wiederholung der Schulungen geplant?

Zahorneanu: Ja, unser Angebot ist sehr gut nachgefragt. Aktuell führen wir eine Interessentenliste und alle Vorgemerkten erhalten sobald wie möglich Informationen zum nächsten Kurs. Für uns ist es ein Herzensanliegen, dass sich die enzkreisweite Juleica-Ausbildung etabliert. Wir planen daher, die Ausbildung zukünftig jährlich stattfinden zu lassen.

Autor: Britta Bischoff-Krappel