Geschichtliche Funde unter Abbruchhaus in Heimsheim entdeckt
Heimsheim. Nach rund eineinhalb Jahren tagte der Heimsheimer Gemeinderat am Montagabend erstmals wieder im Graevenitz’schen Schloss. Die rund eineinhalbjährige Pause war nicht nur Corona geschuldet. Der Schlosssaal mit Stuckmarmorwänden und dem Deckengemälde wurde aufwendig gereinigt, Luftfeuchtigkeitsmesseinrichtungen, neue Lichter und mehr installiert.
Die Kosten kann die stellvertretende Kämmerin Samara Della Ducata nicht beziffern, da der Restaurator noch nicht abgerechnet habe. Sie rechnet mit einer Summe im niedrigen sechsstelligen Bereich. Dafür erhalte die Stadt eine 60-prozentige Förderung vom Land und der Deutschen Stiftung für Denkmalschutz.
Überhaupt war die Sitzung von Historie geprägt. Im Rahmen der Vorbereitungen für den Abbruch des Gebäudekomplexes Schleglerstraße 4 mit Nebengebäuden wurde das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg eingebunden. So gab es Begehungen und Prospektionsgrabungen und man stieß auf zwei archäologische Befunde. Eine auffallend dicke, für das heutige Gebäude, funktionslosen Mauer im Keller. „Die auffallend starke Mauer ist anhand der Mauerstärke, der Bauart und der verwendeten Materialien als deutlich älter als der Gewölbekeller und die restlichen Bestandteile des Gebäudes einzuordnen“, so Andor Varszegi vom städtischen Bauamt.
Südlich des Gebäudes, zwischen Scheune und Schleglerstraße, wurden Reste eines Kellers gefunden und darin Spuren einer Feuerstelle oder eines Brandes entdeckt. Anhand des Verfüllmaterials, darunter Ofenkacheln und Gefäße, kann die Zerstörung des Gebäudes zeitlich grob eingeschätzt werden. Nach einer bisher oberflächlichen Durchsicht der Funde gehen Denkmalschützer davon aus, dass der Keller im 16./17. Jahrhundert verfüllt wurde. Dennoch machen die Funde der weiteren Stadtkernentwicklung und der Realisierung des Lunaparks keinen Strich durch die Rechnung. „Es ist erfreulich, dass der Befund einstweilen erhalten bleibt. Die Erhaltung ist seitens der Denkmalpflege jedoch nicht zwingend zu fordern. Auf Dauer sollte der Keller kein Planungshindernis darstellen“, heißt es von Seiten der Behörde. Gehe eine zukünftige Bebauung über den Prospektionsschnitt hinaus und greife in den Untergrund ein, dann bestehe weiter archäologischer Untersuchungsbedarf zur Vervollständigung der Dokumentation.
Mit dem Abbruch will man am 25. Oktober beginnen. Etwa Mitte November soll die Maßnahme beendet sein.