Heimsheim
Enzkreis -  01.03.2022
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Grüne zur Krankenhausfinanzierung: Corona hat die Lage noch verschärft

Enzkreis. Der Neurologe hat 19 Jahre lang eine Klinik in Ludwigshafen geleitet und ist als Mitglied im Bundestags-Gesundheitsausschuss mittendrin in der Krankenhauspolitik. Stefanie Aeffner, die Grünen-Bundestagsabgeordnete für Pforzheim und den Enzkreis, nahm als Mitglied des Ausschusses für Arbeit und Soziales genauso teil wie die Grünen-Landtagsabgeordnete aus dem Enzkreis, Stefanie Seemann. „Unsere Kliniken, für die wir als Enzkreis die Trägerschaft haben, sind uns lieb und teuer. Wir wollen neue Weg finden, um sie mit einer Minimierung der Defizite und einer Sicherung der Qualität zukunftsfähig für unsere Grundversorgung zu machen“, begrüßte der Fraktionssprecher Peter Pförsich die Runde.

Hasan Özer berichtete über die aktuelle Situation der beiden Enzkreis-Kliniken in Mühlacker und Neuenbürg. „Noch 2018 hatten wir in Mühlacker ein gutes Gefühl, dann kamen mit der Schließung des Kreissaals aufgrund von Personalmangel und vor allem mit den Einschränkungen durch Corona einige Rückschläge auf die Klinik zu“, führte der Kreisrat aus Mühlacker und Aufsichtsratsmitglied der Klinik-Holding aus. Er skizierte auch die Entwicklungen in Neuenbürg, wo die dortige Klinik zum Gelenkzentrum ausgebaut wird.

„Corona hat die Krankenhaus-Problematik verstärkt, aber auch gleichzeitig den Fokus auf diesen Teil des Gesundheitswesens gerichtet“ so Professor Grau, der aktuelle Probleme des derzeitigen Systems ansprach. Darunter fielen hohe Ausgaben, die aber dennoch nicht zu einer optimalen Patientenversorgung führten. Unzureichende Prävention sowie Fachkräftemangel, vor allem im Pflegebereich, seien weitere Problemstellen. „Wir geben elf Prozent des Bruttoinlandsprodukts für das Gesundheitswesen aus, davon jährlich 106 Milliarden für die derzeit 1900 Krankenhäuser“, mit diesen Zahlen umschrieb der Abgeordnete, um was für große Summen es sich in diesem Bereich handelt. Als positiv führte Grau unter anderem die hohe Bettendichte sowie den zumeist guten Zugang zum Gesundheitswesen an.

„Höhere Lebenserwartungen und der damit verbunden der Zuwachs an chronischen Erkrankungen würden bei einem unveränderten System zu einem weiteren Anstieg der Kosten führen. Gleichzeitig würde der Druck auf die öffentlichen Krankenhäuser, die Behandlungsmöglichkeiten in der Fläche vorhalten, weiter steigen“, prognostizierte der Neurologe.

„Wir brauchen eine verstärkte regionale Zusammenarbeit im Klinikbereich, Kooperation statt Konkurrenz. Dabei müssen sich Krankenhäuser zu Kompetenzzentren für die zentralen Bedarfe der Patientinnen und Patienten weiterentwickeln“, so die Ansicht des langjährigen Klinikleiters. Bei der anschließenden Diskussion berichtete Christine Danigel aus Neuenbürg über die aktuelle Situation an der dortigen Klinik „Ein schmaler Grat, wir müssen aufpassen, dass bei allen Vorteilen der Spezialisierung die Grundversorgung der Bevölkerung an dem Standort nicht zu kurz kommt“ gab die Kreisrätin zu bedenken. Joachim Wildenmann thematisierte den starken Druck auf kommunale Häuser durch private Klinikbetreiber. Zum Thema Geburtshilfe berichtete Stefanie Seemann von einem Gespräch mit dem Hebammenverband. Speziell in Mühlacker sei die Situation aufgrund nicht zustande gekommener Arbeitsverhältnissen unbefriedigend.

Autor: pm