Heimsheim kämpft um Kita-Personal – auch mit einer Nachmittagszulage
Heimsheim. Seit langem mangelt es in der Schleglerstadt Heimsheim in verschiedenen Kindertagesstätten an Personal: Schließungen und verkürzte Öffnungszeiten zum Verdruss der Eltern sind immer wieder die Folge.

Nun geht die Amtsleiterin für Bildung und Soziales, Klara-Sophie Schüßler zusammen mit Verwaltung und Gemeinderat einen neuen Weg, um Erziehenden die Arbeit in Heimsheim schmackhaft zu machen: „Durch die Zahlung einer Nachmittagszulage für die Tätigkeit im Ganztagesbereich soll die Personalbindung und die Personalgewinnung in den Ganztagseinrichtungen erhöht und langfristig ein bedarfsgerechtes Betreuungsangebot erreicht werden“, führte Schüßler am Montagabend in der Gemeinderatssitzung aus.
Der Rat beschloss bei der Gegenstimme von Eugen Gommel (UWV) und einer Enthaltung: für die pädagogischen Fachkräfte der Ganztageseinrichtungen die Zahlung einer Zulage von monatlich bis zu 250 Euro, wenn regelmäßig an mindestens zwei Nachmittagen die Betreuung der Kinder ab 14.30 Uhr bis zur Schließungszeit übernommen wird. Diese übertarifliche Zulage beläuft sich auf 50 Euro pro regelmäßig geleisteten Wochentag. Hilfskräfte sollen für entsprechende Nachmittage bis zu 150 Euro mehr bekommen. „Die Verwaltung macht etwas, auch wenn man die Diskussion nicht nach draußen getragen hat“, spielte Bürgermeister Jürgen Troll auf Vorwürfe, Kritik und Unzufriedenheit von Eltern an.
„Ich begrüße die Zulage. Auch wenn diese kein Allheilmittel ist, denn entscheidend sind auch das Klima und die Zusammenarbeit. Die Qualität muss stimmen und in anderen Bereichen geben wir auch Geld aus“, betonte Doro Moritz (SPD). „Die Stadt geht mit gutem Beispiel voran. Mit guter Bezahlung lässt sich so manches Problem lösen“, hofft Jürgen Gerhold (BfH). „Wenn Leute dann nur nachmittags arbeiten wollen, wäre die Regelung kontraproduktiv“, warf dagegen seine Fraktionskollegin Gaby Wulff ein.
„Von meiner Grundeinstellung bin ich strikt dagegen, auch wenn ich zustimme“, betonte Ralf Rüth (CDU). Geld sei ein schlechter Motivator. Außerdem gebe die Kommune schon viel für Kitas aus, setze zudem auf Fachkräfte aus dem Ausland, aufs Jobrad und nun auf Zulagen. Rüth verwies auf Personalmangel und viele Schließtage, auf topausgebildete Fachkräfte, die jedoch die Heimsheimer Einrichtungen verließen. Eine Ursache für die Fluktuation sieht der CDU-Rat im Arbeitsklima. Rüth sprach auch von einer Ungerechtigkeit gegenüber Bauhofmitarbeitern und Hausmeistern, die keine Spätschichtzulagen erhielten.
Rüths Argument, Fachkräftemangel gebe es auch im Handwerk schon seit Jahren, entgegnete Bürgermeister Troll entschieden: „Das Handwerk kann einen Auftrag ablehnen. Wir haben einen gesetzlichen Auftrag zu erfüllen.“ Auch die Amtsleiterin wies Kritik zurück: „Ich bin seit einem Jahr im Amt. Seitdem wurden über 30 Personen eingestellt. Wenn man die Personen gegenrechnet, die gegangen sind, ist es eine Zunahme um ein Drittel“, unterstrich Schüßler.
„Ich bin grundsätzlich gegen Zulagen, auch wenn ich zustimme“, zog Michel Teichmann (FWV) den Vergleich zum Profi-Fußball. „Wir können auch noch Vitamin C verteilen, dann wird nicht so oft krankgefeiert“, so Eugen Gommel ironisch. „Ich entziehe Ihnen das Wort. Das ist unqualifiziert“, setzte Troll dem Redebeitrag Gommels ein Ende.