Heimsheim
Enzkreis -  13.04.2020
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Hilfsorganisationen im Enzkreis: Auf gute Nachbarschaft

Enzkreis. Es ist die schöne Seite der Corona-Krise: Etliche Personen in der Region engagieren sich für ihre Mitmenschen. Schnell sind vor Ort Initiativen entstanden, um Hilfsbedürftige zu unterstützen. Ob Einkaufen, nette Gespräche am Telefon oder andere Aktionen – die PZ stellt eine Auswahl vor und hat mit den Helfern gesprochen, wie das im Ort organisiert wird.

Kieselbronn

Montags und donnerstags laufen bei Raphael Beil die Drähte heiß. Dann nimmt der Diakon der evangelischen Kirchengemeinden Dürrn und Kieselbronn telefonisch Bestellungen für den Folgetag auf. „Vor allem Frisches, aber auch Klopapier sind gefragt“, sagt er. Seit fast drei Wochen existiert der Einkaufsservice für Risikogruppen. Anfangs schwach nachgefragt, gehen jetzt bis zu 15 Anfragen pro Liefertermin ein. „Vielen Älteren war das Angebot zunächst nicht bewusst oder sie wollten nicht nach Hilfe fragen“, sagt Beil. Hinzu komme, dass auf dem Dorf Nachbarn oder Familien Unterstützung leisten. Er ist aber auch froh, dass die Nachfrage langsam steigt. Denn das Zusammenwirken der Beteiligten – dazu zählen das DRK Kieselbronn und der örtliche Raiffeisenmarkt – musste sich erst einspielen. Dass die Rotkreuzler mitmachen, sei wichtig: „Sie wissen am besten, wie die Einkäufe gut geschützt ans Ziel kommen.“ Beil hat weitere 13 Helfer in der Hinterhand, falls die Bestellungen zunehmen. Diese können auch online gemacht werden. „Aber Senioren greifen lieber zum Hörer“, sagt der Diakon, erreichbar unter der Nummer (07237) 480203.

Remchingen

In der Gemeinde sind alle Hilfsangebote auf einer Internet-Plattform zusammengeführt. „Remchingen liefert“ heißt die Seite, auf der alles gebündelt wird, was Ehrenamtliche und der örtliche Einzelhandel auf die Beine stellen. Geschäftsmann Joachim Geffken hatte die Idee für das Online-Angebot. „Eine Bündelung ist gut, damit sich die Menschen nicht über jeden Service einzeln informieren müssen“, betont er. Also habe man schnell alles zusammengefasst: vom Einzelhändler über Vereine, Einzelpersonen, Kirchengemeinden und vielem mehr. So beteiligt sich unter anderem Jeff Klotz, der Haushalte mit Lebensmitteln, Büchern und mehr beliefert. Bürgermeister Luca Wilhelm Prayon hat sofort die Unterstützung der Gemeinde zugesagt. „So haben die Bürger alle Angebote auf einen Blick“, meint er. Außerdem sei die Aktion eine Hilfe für den örtlichen Einzelhandel, der unter der Krise enorm leide. Mehr noch: Es werden auch spezielle Angebote organisiert. Beispielsweise gab es eine Gratispizza für Rentner. Eine Gutschein-Aktion ist in Planung. Auch ein Angebot für die Zeit, wenn der Handel wieder anläuft, soll die Käufer locken. Alle Angebote gibt es unter www.remchingen-liefert.de, Mail an info@remchingen-liefert.de sab

Mönsheim

In Zeiten, wo das öffentliche Leben zum Erliegen kommt, ist regelmäßiger Kontakt besonders wichtig – und sei es nur per Telefon. So hat Heike Noack vom Sozialen Netzwerk Mönsheim das „Mönsheimer Morgenohr“ ins Leben gerufen. Die Idee: Jeden Morgen rufen sich die Menschen an und fragen, wie es dem anderen geht. „Es gibt jetzt weder den Sport, noch den Frauenkreis oder unseren Mittagstisch, wo sich ältere Menschen sonst treffen“, meint sie: „Die Kontakte fehlen.“ Und so hat Noack nicht nur allen Teilnehmern Bescheid gegeben, dass die normalen Angebote erstmal ausfallen. Sie hatte auch über die Telefonaktion informiert und in kürzester Zeit rund 60 Personen auf ihrer Liste für das Morgenohr. In Gruppen von drei bis vier älteren Menschen wird regelmäßig zum Hörer gegriffen und ein Pläuschchen gehalten. „Die Rückmeldungen sind durchweg positiv“, sagt Noack. Eine ehrenamtliche Telefoniererin habe erzählt, dass es jeden Vormittag viel zu berichten gebe. So erfahre man, ob jemand Probleme habe oder könne leicht demente Menschen darauf hinweisen, zu Hause zu bleiben. Organisatorin Noack könnte sich vorstellen, dass die Aktion auch nach der Krise Bestand haben wird. „Über die Zeit entstehen enge Verbindungen, da telefoniert man sicher weiter.“ Wer Interesse hat, meldet sich montags und mittwochs unter der Nummer (07044) 925314.

Königsbach-Stein/Eisingen

Ein Stein ist Lothar und Lena Hospodarsch vom Herzen gefallen, als sie erfahren haben, dass es in Königsbach-Stein und Eisingen eine Einkaufspaten-Aktion gibt, mit der jenen geholfen werden soll, die zur Risikogruppe gehören. Zahlreiche Ehrenamtliche beteiligen sich: Wenn sie einkaufen, dann bringen sie gleich Waren für diejenigen mit, die nicht selbst in den Laden gehen können. Ins Leben gerufen hat die Aktion der Königsbacher Krankenhilfsverein, unterstützt von den Christlichen Vereinen Junger Menschen (CVJM) in Eisingen, Königsbach und Stein. „Die Helfer haben die höchste Hochachtung von uns“, sagen Lothar und Lena Hospodarsch, die zur Risikogruppe gehören. Ihnen ist es wichtig, das Risiko für ihre ehrenamtliche Einkaufspatin so gering wie möglich zu halten. Deshalb beschränken sie sich auf einen Einkauf pro Woche und bestellen das Brot vorab. Von den Einkaufspaten hat das Paar aus der PZ erfahren. „Wir sind sehr überrascht über die große Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung“, sagt Sandra Eisele, die zusammen mit Sohn Julian die Hotline betreut. In kürzester Zeit haben dort rund 50 Freiwillige ihre Hilfe angeboten. Auch Lena Helmerich ist dabei. Sie hat über die sozialen Medien von der Aktion erfahren. Die junge Frau ist der Meinung, dass nun alle an einem Strang ziehen müssen. Sie hofft, dass in Zukunft viele Angehörige der Risikogruppe das Angebot nutzen. „Man muss sich dafür überhaupt nicht schämen.“ So sieht das auch Sandra Eisele. Aber: „Es fällt den älteren Menschen teilweise schwer, Hilfe anzunehmen.“ Wer Interesse hat, meldet sich montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr unter der Nummer (07232) 7369294 oder im Internet unter www.einkaufspaten.de

Mühlacker

Mit Botengängen unterstützen auch die mittlerweile rund 80 freiwilligen Helfer der Solidaritätsaktion in Mühlacker Menschen, die zur Risikogruppe gehören. Die Aktion wird von der Stadtverwaltung und des DRK-Ortsvereins koordiniert. „Das Ziel ist, dafür Sorge zu tragen, dass immunschwache Personen nicht mehr aus dem Haus müssen“, sagt Bereitschaftsleiter Oliver Schurlik. Die Helfer sind werktags von 8 bis 16 Uhr erreichbar unter der Nummer (07041) 876086 oder per Mail an solidaritaet@stadt-muehlacker.de

Illingen

Zu Beginn der Krise dachte sich Rüdiger Linn: „Ich habe Zeit, ich mach’ was.“ Zu ihm haben sich inzwischen 30 aktive Helfer gesellt, die sich um die Hilfesuchenden der Gemeinde Illingen kümmern, vor allem Einkäufe tätigen, aber auch mit dem Hund Gassi gehen. Die Corona-Bürgerhilfegruppe ist telefonisch erreichbar unter (0179) 6967294 oder (07042) 824258.

Autor: lin sab rol mim