Heimsheim
Enzkreis -  31.05.2022
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Kindeswohl im Blick: Jugendbehörde des Enzkreises unterstützt Arbeit mit dem Verein „miteinanderleben“

Enzkreis. Von Nachbarn, vom Kinderarzt, von Lehrkräften und Erzieherinnen, aber auch von der Polizei und von Spielgefährten: Hinweise darauf, dass es einem Kind nicht gut geht, gibt es von vielen Seiten. Und die SOS-Antennen des Jugendamtes sind dabei immer auf Empfang. Insgesamt 146 Mal ist das Jugendamt im Enzkreis im vergangenen Jahr gezielt solchen Hinweisen nachgegangen.

Hinsehen, handeln und helfen lautet dessen Motto. Dabei steht immer das Wohl des Kindes im Mittelpunkt. „Wird es von den Eltern vernachlässigt? Muss es zu Hause Gewalt oder Misshandlung fürchten? Gibt es sexuelle Übergriffe? Das sind zentrale Fragen, wenn wir einschätzen, ob ein Kind oder ein Jugendlicher akut gefährdet ist“, sagte Christopher-Tom Reimann, stellvertretender Leiter des Enzkreis-Jugendamts bei einem Treffen von Fachkräften von Jugendamt und Schulsozialarbeit bei „miteinanderleben“.

„Die Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter überlegen, was zu tun ist, damit Kinder und Eltern nicht überfordert werden“, erläutert Reimann und ergänzt: „Wichtig dabei ist, dass viele Augen auf die Situation in einer Familie schauen und diese möglichst gut verstehen, um ein differenziertes Bild zu bekommen.“ Was genau dann unternommen werde, entschieden die Fachleute gemeinsam. In jedem Fall gehe das Jugendamt allen Hinweisen nach und baue einen direkten Draht zur Familie auf. „Wir müssen uns die Lage konkret vor Ort ansehen“, sagt Wolfgang Schwaab, Leiter des Jugendamts.

Auffällig sei gewesen, dass aufgrund der coronabedingten Schließung von Schulen und Einrichtungen erheblich weniger Meldungen von dort registriert wurden – dafür deutlich mehr als im Durchschnitt, die von der Polizei ans Jugendamt gerichtet wurden.

In etwa einem Drittel der Fälle wurde keine Gefährdung oder Überforderung festgestellt. „Meist bleibt es dann bei einem Termin und einem Beratungs- und Unterstützungsangebot, zum Beispiel in einer unserer beiden Beratungsstellen“, sagt Schwaab. Bei 47 Meldungen wurde ein Unterstützungsbedarf festgestellt, in 45 Fällen war eine Kindeswohlgefährdung vorhanden und es wurden Hilfen für die Familien eingeleitet.

Bei schweren Fällen ziehe das Jugendamt aber auch die Notbremse, hole das Kind – wenigstens vorübergehend – aus der Familie heraus und vermittle in eine Jugendeinrichtung oder in eine ausgewählte Pflegefamilie. „So etwas ist nie leicht und immer das absolut letzte Mittel“, sagt Schwaab und beschreibt die Entscheidung als Balance-Akt zwischen dem Wohl des Kindes und dem Recht der Eltern auf Erziehung.

Damit es erst gar nicht so weit kommt, setzt der Enzkreis seit langem auf Prävention und frühzeitige Unterstützung – besonders im Bereich Schule: Rund 50 Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeiter sind im Enzkreis im Einsatz, die meisten von ihnen beim freien Träger des Vereins „miteinanderleben“.

Autor: enz/pm