Heimsheim
Enzkreis -  22.09.2020
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Kleintierzuchtvereine der Region suchen händeringend nach neuen Mitgliedern

Enzkreis. Egal, ob es um die Entsorgung des Mists geht, um die strengen Vorschriften in Wohngebieten oder um das Gewinnen von Nachwuchs: Kleintierzuchtvereine haben es schwer, auch in der Region. „Es ist schade, dass dieses Hobby, das eine lange Tradition hat, immer mehr verschwindet“, sagt Jörg Hess.

Er ist der Vorsitzende des Kreisverbands der Rassekaninchenzüchter und sieht genauso wie sein Kollege Bernhard Lauinger vom Kreisverband der Rassegeflügelzüchter keinen Grund, irgendetwas schönzureden. Beide sprechen die Probleme offen an. Etwa bei der Entsorgung des Mists. „Früher hat man entweder selbst einen Misthaufen gemacht oder man hat zwei, drei Bauern gehabt, denen man ihn bringen konnte“, sagt Lauinger. Heute gibt es vielerorts keine richtige Landwirtschaft mehr und die Züchter müssen oft weit fahren, um den Mist ihrer Tiere loszuwerden. Gravierend ist das vor allem bei den Kaninchen, weil da deutlich mehr anfällt als bei Geflügel und Tauben. „Die Möglichkeiten werden immer weniger“, sagt Hess, der nichts von Empfehlungen hält, den Mist im Haushaltsmüll oder auf Deponien zu entsorgen: Das sei mit horrenden Kosten verbunden und auf Dauer nicht zu leisten.

Auch sonst werde die Tierhaltung immer schwieriger: In reinen Wohngebieten ist die Haltung von Zuchttieren oft verboten. In Mischgebieten ist sie zwar erlaubt, aber auch da stört sich mancher Nachbar am Geflügel – erst recht, wenn der Hahn kräht. Diese und weitere Herausforderungen schildern alle vier Kleintierzucht-Landesverbände in einem gemeinsamen Positionspapier an den Städte- und Gemeindetag. Die Botschaft ist klar: Kleintierzuchtvereine sind von enormer Bedeutung für eine Gesellschaft: Sie bieten eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung, leisten wertvolle Kinder- und Jugendarbeit und tragen maßgeblich zum Erhalt der Biodiversität bei, indem sie Rassen züchten, die in der Agrarwirtschaft längst nicht mehr gefragt sind. Trotzdem haben sie große Probleme, neue Mitglieder zu finden. Bundesweit verliert der Zentralverband Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter jährlich im Schnitt bis zu 4000 Mitgliedschaften, die meisten, weil ältere Mitglieder sterben.

Beim Bund Deutscher Rassegeflügelzüchter sind die Zahlen ähnlich. Im Kreis dagegen bleiben die Mitgliederzahlen seit mehreren Jahren konstant. Aber auch hier denkt man fieberhaft darüber nach, wie man Menschen zu einem Engagement im Verein bewegen kann, denn von den rund 30 Mitgliedsvereinen lassen inzwischen zehn den Vereinsbetrieb weitgehend ruhen.

Mehr über das Thema lesen Sie am 23. September in der „Pforzheimer Zeitung“ oder im E-Paper auf PZ-news.

Autor: Nico Roller