Heimsheim
Enzkreis -  17.02.2019
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Lurchis Zukunft ist ungewiss: Dieser tödliche Pilz ist als Salamanderfresser bekannt

Enzkreis. In Nordrhein-Westfalen ist die Gefahr längst bekannt. In Belgien und den Niederlanden wird vom Salamander bereits in der Vergangenheitsform gesprochen: Der tödliche Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans, kurz Bsal, hat in den beiden genannten Nachbarstaaten nahezu allen dort einst lebenden Exemplaren den Garaus gemacht.

Die aus Asien eingeschleppte Erkrankung ist nicht nur als Salamanderfresser bekannt, sondern kann auch für Molche brandgefährlich werden.

In Deutschland hat sich der Pilz bereits in der Eifel festgesetzt, weshalb die Behörden und Naturschützer in Nordrhein-Westfalen seit 2015 alarmiert sind. Mehr noch. Vor Bsal wurde bereits im Jahr 2003 der Hautpilz Batrachochytrium dendrobatidis, kurz Bd, festgestellt. Bd wiederum befällt Frösche und Kröten. Beiden Chytrid-Pilzen zusammen wohnt laut Experten das Potenzial inne, sich in ganz Deutschland zu verbreiten und die hiesigen Amphibienbestände massiv zu schädigen.

Dennoch geht der Vorsitzende der Gruppe Pforzheim/Enzkreis des Naturschutzbundes Deutschlands (Nabu), Gerold Vitzthum, die Gefahr ruhig an. Bislang sei man in Baden-Württemberg von Bsal verschont geblieben. Ob das so bleibe, müsse sich weisen. Auf jeden Fall führe man kontinuierlich Zählaktionen durch, um die Bestände hochrechnen zu können. Vor diesem Hintergrund könne man sagen, dass der Feuersalamander in der Region ordentlich vertreten sei.

Die Erkrankung nachzuweisen, würde sich auch rein organisatorisch als schwierig erweisen, meint Vitzthum. 99 Prozent der getöteten Salamander würden überfahren. Fände man tatsächlich einen verendeten Salamander auf einem Weg, müsste man diesen zur Untersuchung einsenden. Das mache zunächst kein Wanderer ohne entsprechende Veranlassung. Um der Verbreitung von Krankheiten entgegenzuwirken, ist es nach Ansicht von Experten wichtig, dass auch der Mensch wichtige Regeln einhält und aus einer Hilfsaktion kein Todesmarsch wird.

Um die Übertragung von Krankheitserregern von einem Laichgewässer zum nächsten zu minimieren, sollten „konsequent alle Kescher, Eimer und Gummistiefelsohlen gründlich gereinigt und gut getrocknet werden“, lautet die Empfehlung des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv).

Guter Wille allein reicht nicht

Ohnehin sind viele Dinge im Zusammenhang mit Amphibien heikel. Wie schnell beispielsweise ein natürliches Gleichgewicht auch ohne Pilz empfindlich gestört werden kann, berichtet Vitzthum: Verändere man bei einem Gewässer die Fließgeschwindigkeit, habe das rasch einen entscheidenden Einfluss auf das Futterangebot und die Laichbedingungen. Selbst nach gut gemeinten gemeindlichen Eingriffen sei es als Folge eines Schutzprojekts schon zum gegenteiligen Effekt gekommen. Dies mache deutlich, so der Nabu-Vorsitzende, wie durchdacht ein ökologischer Eingriff sein müsse. Eine gute Absicht allein reiche nicht aus. Hubert Laufer, der Mitherausgeber des Buchs „Die Amphibien und Reptilien Baden-Württembergs, nahm zur Problematik ebenfalls Stellung: Mancher meine „es sicher gut, wenn sie aus austrocknenden Tümpeln Tiere in andere Gewässer umsetzen“. Dabei würden aber nicht selten Krankheitserreger mitgetragen, „sondern auch Fischeier. Diese würden in einem Teich aber beispielsweise das Aus für den Laubfrosch bedeuten. Außerdem könne durch den Eintrag zusätzlicher Amphibien in ein Biotop ein Konkurrenzkampf ausgelöst werden, den es vorher nicht gab.

Vitzthum hegt die Hoffnung, dass nicht alle Salamander und Molche gleich heftig vom Pilz betroffen sind. Der Salamander sei eigentlich ein vergleichsweise kräftiger Kerl, der doch recht vital sei. Dennoch treffe man leider immer wieder auf das Phänomen, dass eingeschleppte Krankheiten aus anderen Erdteilen schlimme Folgen zeitigen würden. Durch die Krebspest, als Folge der Besiedlung durch amerikanische Signalkrebse, werde der heimische Edelkrebs zunehmend beseitigt.

Autor: Peter Marx