Heimsheim
Enzkreis -  26.08.2021
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Mehr Lärmschutz gefordert: „Leise A8“ will Maßnahmen nach dem Stand der Technik

Pforzheim/Niefern-Öschelbronn/Kieselbronn. Die geplanten Baumaßnahmen an der Autobahn A8 im Enztal nehmen Gestalt an. In diesem Herbst sollen die Arbeiten beginnen. Der Verein „Leise A 8“ hat sich mit den bekanntgewordenen Ausführungsplanungen weiter beschäftigt und fordert für die geplanten Lärmschutzwände Absorptionswerte von zwölf Dezibel.

Bereits im Planfeststellungsverfahren hatte der Verein beantragt, die Lärmschutzwände mit dem besten, hochabsorbierenden Material herzustellen. Tatsächlich beschlossen wurd, die Lärmschutzwände auf der Fahrbahn zugewandten Seite durchgängig hochabsorbierend auszubilden mit einem Schutzwert von mindestens acht Dezibel. Diesen Text nimmt die Autobahn Südwest zum Anlass, in einem Schreiben an die Leise A8 Material mit einem höheren Absorptionseffekt für die Baumaßnahme abzulehnen. Im Beschluss sei ausdrücklich ein Mindestwert angegeben, aus dem sich keinerlei Verpflichtung zur Verwendung eines höherwertigen Materials ergeben würde, argumentiert die 100-prozentige Tochtergesellschaft des Bundes. „Diese irreführende Interpretation des Planfeststellungsbeschlusses weisen wir entschieden zurück“, empört sich Vorstandsmitglied Josef Eberhardt.

„Der Stand der Technik geht heute weit über die Möglichkeiten aus dem Jahr 2014 hinaus“, ergänzt Vorstandsvorsitzender Bernd Schuster. „Selbstverständlich ist durch den Beschluss gedeckt, höher absorbierendes Material im Kostenrahmen in der Bauphase zu verwenden. Festgelegt wird lediglich eine Untergrenze mit nach oben offenen Möglichkeiten. Wir verlangen weiterhin, dass für unsere lärmgeplagten Anwohner wenigstens der heute übliche Standard realisiert wird“, so Schuster weiter.

Die Forderung nach zwölf Dezibel sei keineswegs ein kleinlicher Streit um einige wenige Dezibel. „Man muss wissen, dass bereits eine erhöhte Absorptionsleistung von drei Dezibel wie eine Halbierung der Verkehrsmenge wirkt“, rechnet Eberhardt vor. Nach Recherchen der „Leisen A8“ steht dem akzeptablen Mehraufwand die langfristig wirksame Lärmminderung in beträchtlichem Ausmaß gegenüber. Der Vertragsabschluss zu den Lärmschutzwänden sei mit den Mindestwerten erfolgt, habe die Autobahn Südwest mitgeteilt.

„Diese Vorgehensweise und die daraus ersichtlichen Einstellungen der Autobahn Südwest lassen alle Alarmglocken für den Bau der Autobahn schrillen. Es steht zu befürchten, dass alle Beschlüsse restriktiv und zuungunsten der Anwohner ausgelegt werden. Für unsere Bundespolitiker sehe ich die dringende Notwendigkeit, sich mit dieser Tochtergesellschaft des Bundes intensiver zu beschäftigen“, empfiehlt Bernd Schuster.

Tatsächlich seien im technischen Bereich noch weitere Fragen offen. So überrasche, dass die im Planfeststellungsbeschluss von 2014 vorgeschriebene Kombination aus Wall und Lärmschutzwand auf Eutinger Seite jetzt durch eine einförmige Lärmschutzwand ersetzt werden solle. Auf Antrag der Autobahngesellschaft habe das Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe diese Änderung genehmigt. Offensichtlich sei den Fachleuten erst jetzt aufgefallen, dass zu wenig Gelände für die Wall-Wand-Kombination zur Verfügung stehe. Letztendlich habe sich die Topografie im Enztal seit 2014 aber nicht verändert und das sehr enge Baufeld sei den Planern schon von Anfang an hinreichend bekannt gewesen. Es sei bezeichnend, so der Verein, dass den Experten erst nach Ablauf von sieben Jahren dieses Problem bewusst wurde. Im Baufeld anfallendes Abraummaterial sollte an Ort und Stelle für die Lärmschutzwälle verwendet werden. Durch den spät erkannten Fehler der Planer sei diese im letzten Herbst auch mit den Fachleuten intensiv diskutierte Einsparung nun nicht möglich. Mit dem Änderungsantrag hätte man leicht auch Planungsfehler aus 2014 ausräumen können. Einfach, indem jetzt die Lärmschutzwand näher an die A 8 herangerückt werde. Dies hätte eine bedeutende Lärmentlastung für die Anwohner bei geringeren Kosten bedeutet.

Autor: pm