Personalkraft und mehr Sozialausgaben wegen Corona: Enzkreis-Etat werden sieben Millionen Euro fehlen
Enzkreis/Remchingen. In der Corona-Pandemie ist nichts normal – auch nicht in der Kreis-Politik. Dass die Kreisräte ihrer Arbeit an Einzeltischen mit Abstand in der geräumigen Kulturhalle Remchingen nachgehen und nicht im Sitzungssaal des Landratsamts ist nur ein Symptom davon. Viel gravierender für den Kreis ist, dass die Hatz bei der Nachverfolgung der Infektionsketten die ganze Verwaltungsarbeit prägt. Das Gesundheitsamt braucht größtmögliche Personalverstärkung: Kommunen helfen, die Stadt Pforzheim, die Bundeswehr – und die Kreisverwaltung wirft Mitarbeiter aus vielen anderen Bereichen in die Virus-Schlacht.
Durch den Pandemie-Druck auf die Wirtschaft steigen aber auch Aufgaben, etwa im Jobcenter. Landrat Bastian Rosenau macht den Kreisräten deshalb schon bei der Einbringung des Zahlenwerks am Montag klar, dass in einigen Bereichen offen sei, wie viele Mitarbeiter man zusätzlich brauchen wird. Eine von vielen Unbekannten im Kreis-Etat. Und ein kleines Fragezeichen hinter dem Stolz von Finanzdezernent Frank Stephan auf Personalkosten, die man bislang stabil bei 52,5 Millionen Euro halte. Stephan wird am Montag passenderweise per Video zugeschaltet – aus der Corona-Quarantäne.
Soziale Pandemiefolgen?
Der Aufwand im Jobcenter, bei dem sich höhere Arbeitslosenzahlen niederschlagen, wird laut Rosenau dadurch aufgefangen, dass der Bund seine finanzielle Unterstützung um 25 Prozent aufstockt. Aber auch Jugendamt und Familienberatungsstellen berichten von mehr Aufgaben. Insgesamt gesehen hätten Familien die Pandemie bislang ganz gut weggesteckt, so der Landrat, aber bei denjenigen, die ohnehin in schwierigen Umständen lebten, hätten „Armut, psychische Belastung und Überforderung, Stress, häusliche Gewalt und Suchtverhalten deutlich zugenommen“.
Corona-Loch im Haushalt:
Bei allen Ungewissheiten ist klar, dass dem Kreis mindestens rund sieben Millionen Euro in der Kasse fehlen werden. Rosenau und Stephan schlagen vor, dass Kreis, Städte und Gemeinden das Loch gemeinsam stopfen. Der Kreis will dafür unter anderem einen Kredit von vier Millionen Euro aufnehmen, um Investitionen zu finanzieren, die nicht gestrichen werden sollen. Der Anteil der Kommunen würde in die Kreisumlage eingepreist, die von der zuletzt starken Steuerkraft 27,7 Prozent statt 26,5 Prozent abschöpfen würde – und damit rund 3,5 Millionen mehr als im laufenden Jahr.
Was bekommt der Kreis noch gestemmt?
Ins kommende Jahr verzögert worden sind durch Corona die geplanten Weichenstellnungen für zukunftsträchtigen Verkehr und für Inklusion von Schülern mit Behinderungen im allgemeinen Schulalltag.
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