Sozialämter und Wohlfahrtsverbände registrieren steigende Anfragen
Enzkreis/Kreis Calw/Pforzheim. Die Energiekosten steigen und steigen. Was jeder Verbraucher aktuell sowieso schon im Geldbeutel bemerkt, wird für Menschen, die am Existenzminimum leben, zu einer schier unmöglich zu lösenden finanziellen Frage. Dort greifen die Sozialämter oder andere Einrichtungen vielen Menschen sowieso schon unter die Arme. Die PZ hat sich angeschaut, wie der Sozialbereich in der derzeitigen Lage gefordert ist.
Die Energiekosten steigen und steigen. Was jeder Verbraucher aktuell sowieso schon im Geldbeutel bemerkt, wird für Menschen, die am Existenzminimum leben, zu einer schier unmöglich zu lösenden finanziellen Frage. Dort greifen die Sozialämter oder andere Einrichtungen vielen Menschen sowieso schon unter die Arme. Die PZ hat sich angeschaut, wie der Sozialbereich in der derzeitigen Lage gefordert ist.
Enzkreis: Noch nicht zugenommen haben die Anfragen an das Enzkreis-Sozialamt wegen der Energiekrise. „Wir rechnen jedoch damit“, sagt Pressesprecherin Sabine Burkard. Sollte das der Fall sein, berate man die Bürger und gebe ihnen Hinweise, wo sie sich weitere Hilfe und Unterstützung holen können. Ganz grundsätzlich gebe es in der Region auch zahlreiche Hilfsangebote der Beratungsstellen und anderer sozialer Einrichtungen. Wie den betroffenen Menschen geholfen werden könne, müsse jedoch immer im Einzelfall betrachtet werden. „Insgesamt beruhigend dürfte sicher wirken, dass wenn – wie teilweise schon geschehen – der Vermieter die Nebenkosten erhöht und der Klient diese dann bei uns beantragt, wir diese Kosten – sofern sie angemessen sind – auch bewilligen und übernehmen“, sagt Burkard.
Kreis Calw: Tatsächlich sei es so, dass die Anfragen von Bürgern, die Grundsicherung oder eine Hilfe zum Lebensunterhalt beziehen, seit Beginn der Energiekrise an das Sozialamt im Kreis Calw zugenommen hätten. Das bestätigt Pressesprecherin Janina Dinkelaker. Hauptsächlich gehe es in den Anfragen im Wesentlichen darum, wie stark die Erhöhung von Mieten und Mietnebenkosten ausfalle. Solche Anfragen beantworte das Sozialamt im Rahmen seiner üblichen Beratungstätigkeit, nehme Anträge entgegen, verweise auf Sozialhilfe vorrangige Ansprüche (zum Beispiel Wohngeld) oder soweit es um Fragen zum Mietrecht gehe, an Mietervereine oder Anwälte. Im Einzelfall – jedoch sicherlich nicht immer – ließen sich Sorgen und Nöte der Bürger durch soziale Hilfen oder Beratungsangebote lindern. Finanzielle Aufwendungen habe der Landkreis selbst nur wenige, da beispielsweise die Grundsicherung bundesfinanziert sei. „Soweit es vom Landkreis zu tragende Mehraufwendungen gibt, erwarten wir eine Kostenbeteiligung durch Bund und Land“, sagt Dinkelaker.
Stadt Pforzheim: Direkte Anfragen von Bürgern zu Energiepreisen und Energieversorgung erreichten das Pforzheimer Jugend- und Sozialamt aktuell nur ganz vereinzelt, sagt Pressesprecher Philip Mukherjee. „Spürbar angestiegen sind aber in den letzten Wochen eingereichte Nebenkostenberechnungen mit deutlich erhöhten Vorauszahlungen. Diese werden so auch bei allen Leistungsempfängern übernommen.“ Bei den eingehenden Nebenkostenabrechnungen sei dieser Trend noch nicht zu spüren, werde sich aber voraussichtlich im nächsten Jahr deutlicher zeigen. Empfänger von Wohngeld würden ab September automatisch einen Heizkostenzuschuss ausbezahlt bekommen. Er betrage für eine Person 270 Euro, für zwei Personen 350 Euro und erhöhe sich für jede weitere Person um 70 Euro. Mukherjee: „Für Anfang 2023 ist seitens des Bundes eine Wohngeldreform angekündigt, die die obige Pauschale integrieren und den Kreis der Wohngeldberechtigten ausdehnen könnte.“
Caritas und Diakonie: Wie Teresa Neuhaus, Fachbereichsleiterin Soziale Dienste bei der Caritas Pforzheim, mitteilt, hätten bei allen Wohlfahrtsverbänden – auch bei der Diakonie in Pforzheim und im Enzkreis – seit Beginn der Energiekrise die Anfragen von hilfsbedürftigen Menschen stark zugenommen. „Wir verzeichnen einen erhöhten Zulauf und registrieren Kontakte zu Alleinstehenden und Familien, die Unterstützung nötig haben, im dreistelligen Bereich“, sagt Neuhaus. Es gehe vor allem um gestiegene Lebensmittelpreise, Nachzahlung von Stromrechnungen oder auch drastisch erhöhte Vorauszahlungen bei den Heizkosten. Dabei würden große Existenzängste mitschwingen, bekräftigt Sarah Spohn von der Diakonie Pforzheim. „Die von der Bundesregierung beschlossene Energiepauschale als Einmalzahlung wird bei weitem nicht ausreichen“, prophezeit sie. Man biete im Rahmen der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) ebenso wie andere Wohlfahrtsverbände offene Sprechstunden und Beratungen an. Weil die Krise aber so viele Menschen betreffe, sei die Politik gefordert. ein „Entlastungspaket“ zu schnüren. Man könne das nicht alleine stemmen. Dafür plädiert auch Gabriele Klein von der Diakonie Enzkreis. Das böse Erwachen könne für viele erst mit der Nebenkosten-Abrechnung im nächsten Jahr kommen, sagt sie. Laut Teresa Neuhaus gebe es zwar noch Mittel für große Notfälle, die der Caritas etwa in Form von Lebensmittelgutscheinen durch die PZ-Aktion „Menschen in Not“ (Sparkasse Pforzheim Calw, Konto - IBAN DE 72 6665 0085 0000 8888 77) zur Verfügung gestellt würden. Aber Spenden seien mehr denn je willkommen.