Heimsheim
Enzkreis -  21.10.2019
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Vorstoß fürs Wasserstoffauto: Hans-Ulrich Rülke setzt auf die Brennstoffzelle

Enzkreis. Die Mobilitätswende macht der Autoindustrie im Südwesten zu schaffen. Die Landtags-FDP setzt auf die Brennstoffzelle – und bekommt Unterstützung.

Mit wachsender Sorge blicken viele Menschen im Südwesten auf die wirtschaftliche Entwicklung. Auch, weil die Schlüsselindustrie des Landes schwächelt: Der Dieselskandal und das drohende Ende der Verbrenner setzen den Unternehmen zu – auch in der Region. Die Landesregierung setzt bislang vor allem auf Elektromobilität – sehr zum Ärger der FDP. Das hat Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke am Montag klargemacht. Er will stattdessen auf wasserstoffbasierte Antriebe setzen. Der Pforzheimer verwies darauf, dass das für die Batterie nötige Kobalt in Afrika aus Kinderarbeit gewonnen werde. Zudem seien Kobalt und auch Lithium endliche Rohstoffe. Die Entsorgung großer, giftiger Batterien sei ein ökologisches Desaster.

Die Bedingung mit Blick auf die Landtagswahl 2021 sei ganz klar: Ohne eine Strategie zur Förderung wasserstoffbasierter Antriebe in der Automobilindustrie werde es keinen Koalitionsvertrag mit der FDP geben. Auch ökonomisch sei der Batterie-Hype ein Desaster, das gerade am Standort Baden-Württemberg massenhaft Arbeitsplätze bedrohe, warnte Rülke und benannte Bosch-Chef Volkmar Denner, der ja bereits feststellte: „Wenn wir für die Produktion eines Diesels zehn Arbeitsplätze brauchen und für die eines Benziners drei, so bleibt für ein Batterieauto noch ein Arbeitsplatz übrig.“ Da müsse man schon fragen, ob so etwas vernünftige Industriepolitik sei.

Der Fraktionschef geht fest davon aus, dass seine Position mehrheitsfähig ist – „weil sie Umweltbewusstsein und wirtschaftliche Vernunft zusammen bringt. Die Batteriemobilität ist mit dem Lithiumabbau in Südamerika nicht ökologisch; der klimaneutrale Wasserstoff schon.“ Die Batteriemobilität vernichte 90 Prozent der Arbeitsplätze in der Autoindustrie und bei den Zulieferern im Südwesten. Mit synthetischen Kraftstoffen und der Brennstoffzelle dagegen könne man die volle Wertschöpfung und damit bis zu 80 Prozent der Arbeitsplätze erhalten. „Das müsste jedem einleuchten“, sagt Rülke.

Mit Blick auf eine ab 2021 womöglich nötige Zusammenarbeit mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagt Rülke: „Entscheidend sind nicht Personen; entscheidend sind Positionen.“ Wenn Kretschmann die Bedingungen der FDP erfülle, rede man gerne über eine Koalition.

Rückendeckung erhält Rülke aus der Automobilbranche: Für Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender des schwäbischen Zuliefererbetriebs ElringKlinger und Vorstandsmitglied des Verbands der Automobilindustrie, ist Wasserstoff „die wesentliche Form der Elektromobilität“. „Brennstoffzellen bieten deutliche Vorteile“, sagt Wolf und verweist auf die Reichweiten oder das schnelle Befüllen mit einer Wasserstoff-Zapfsäule. Sorgen machen ihm momentan die deutlichen Rückgänge in den Auftragsbüchern. Wolf geht davon aus, dass diese Situation auch 2020 noch anhalten wird. Er fordert von der Politik, den Unternehmen zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Belastungen aufzuhalsen und bei den Arbeitsbedingungen flexibler zu agieren.

Autor: Lothar Neff, Christoph Stäbler, Lisa Scharf und dpa