Heimsheim
Enzkreis -  24.12.2025
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Wenn andere feiern, arbeiten sie: Weihnachten bei den Einsatzkräften der Region

Enzkreis. Während viele an Heiligabend und an den Feiertagen frei haben und im Kreis von Familie und Freunden feiern, müssen andere arbeiten. Wie geht es ihnen damit? Die PZ hat sie getroffen und nachgefragt.

Nicht für alle eine besinnliche Zeit. Auch an Weihnachten wird in der Region gearbeitet.
Nicht für alle eine besinnliche Zeit. Auch an Weihnachten wird in der Region gearbeitet. Foto: NAMPIX - stock.adobe.com

Kein Arbeitstag wie jeder andere

Zuerst Frühschicht und danach Nachtschicht ist bei Damjan Darda an Heiligabend angesagt. Der 25-Jährige ist Oberkommissar im Polizeirevier Mühlacker. Am 24. Dezember hat er zuerst einmal von 6 bis 12 Uhr Dienst und danach ab 19.30 Uhr die Nacht hindurch. Als er den Beruf angetreten habe, sei ihm schon bewusst gewesen, auch arbeiten zu müssen, wenn alle anderen feiern. Darda ist serbisch-orthodoxen Glaubens und feiert daher erst am 6. und am 7. Januar Weihnachten, wie er erzählt. Eine Besonderheit:

„Wir feiern zweimal Weihnachten“,

sagt er.

Seine Frau sei griechisch-orthodox. Sie feiere am 24. Dezember wie viele andere Heiligabend, den sie bei ihrer Familie verbringe. „Für mich ist das kein Problem“, erzählt er. Die Feierlichkeiten mit Restaurantbesuch würden sie dann am ersten oder zweiten Weihnachtsfeiertag nachholen. Ein Arbeitstag wie jeder andere ist es für den 25-Jährigen dennoch nicht. „Durch meine Frau weiß ich, dass es ein besonderer Tag ist“, sagt er. Es ist bereits das vierte Mal, dass er an Heiligabend arbeitet. Darda ist Dienstgruppenleiter und koordiniert die Einsätze. Wenn es die Zeit und die Auftragslage zulasse, werde es auf dem Revier mit den fünf weiteren Kollegen auf der Schicht bei einem besonderen Essen etwas feierlich, sagt er. Man tendiere dazu, Raclette zu machen. Obwohl Darda auf einen ruhigen Dienst an Heiligabend hofft, merke man, dass es an diesem Tag ein reges Aufkommen in der Senderstadt gebe und dadurch mehr Einsätze für die Polizei, die bei Schlägereien, Streitigkeiten oder Ruhestörungen eingreifen müsse. Auch zwischenmenschliche Konflikte, zu denen man gerufen werde, seien an Weihnachten keine Seltenheit.

Immer in Bereitschaft

Dass Heiligabend ruhig bleibt, das hofft man auch bei der Freiwilligen Feuerwehr in Höfen an der Enz. Aber:

„Wenn etwas passiert, dann springt man“,

sagt Kommandant Thomas Braune.

Wenn über den Pieper oder das Smartphone der Alarm kommt, heißt das: Ans Feuerwehrhaus, in die Einsatzkleider schlüpfen und auf die Fahrzeuge. Je nach Einsatzgröße werde alarmiert, betont er.

Die Feuerwehrmänner und -frauen sind in Bereitschaft. Wobei man sagen muss, dass es laut Aussagen von Braune und seinem zweiten Stellvertreter Markus Kraft in den vergangenen Jahren in der rund 1700 Einwohner zählenden Gemeinde um Weihnachten ruhig war. Wohl zuletzt 2018 hatte man am 23. Dezember einen Einsatz, meinen sie. Sowohl Braune, als auch Kraft betonen, dass es ohne das Verständnis des jeweiligen Partners nicht funktioniere, bei der Feuerwehr zu sein und zu Einsätzen gerufen zu werden. 36 Aktive zählt die Wehr. Sehr wichtig für das Funktionieren der Feuerwehr sei für sie auch der Nachwuchs, erklären beide. Seit rund 25 Jahren bestehe in diesem Punkt eine Kooperation von Bad Wildbad und Calmbach.Seit 1991 ist Thomas Braune bei der Feuerwehr. Aber nicht nur das: Zu helfen liegt ihm anscheinend im Blut. Über seinen Zivildienst ist er auch zum Rettungsdienst gekommen und arbeitet hauptamtlich beim Deutschen Roten Kreuz – seit vergangenem Jahr beim DRK in Freudenstadt. Sollte jemand in den Weihnachtsfeiertagen beim DRK ausfallen, heißt das für ihn womöglich, dass er dann als Notfallsanitäter auf dem Rettungswagen mitfährt. Und: Ehrenamtlich ist er noch als „Helfer vor Ort“ aktiv.

Notfallsanitäterin im Dienst-Marathon

Die kompletten Weihnachtsfeiertage ist Melanie Augenstein aus Keltern im Dienst. Die 39-jährige Notfallsanitäterin beginnt ihren Dienst am 24. von 14 bis 21.30 Uhr beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) Pforzheim-Enzkreis auf der Wache Nord in der Kieselbronner Straße.

„Man kommt theoretisch im ganzen Enzkreis rum“,

sagt sie über das Einsatzgebiet.

Bei den angrenzenden Landkreisen helfen sich die Rettungsdienste untereinander aus, erklärt DRK-Rettungsdienstleiter Jochen Irion. Mit Mitte 30 hat sich die gelernte Edelmetallprüferin dazu entschieden, umzusatteln und zum Rettungsdienst zu gehen. Im Oktober hat sie ihre dreijährige Ausbildung zur Notfallsanitäterin abgeschlossen. „Kein Tag ist wie der andere, man weiß nie, was auf einen zukommt“, sagt sie über ihre Motivation. Einmal habe sie am 24. Dezember bereits die Frühschicht von 7 bis 14 Uhr übernommen. Es sei ein Luxus gewesen, dass sie in den vergangenen Jahren an Weihnachten bei ihrer Familie sein konnte, erzählt sie.

„Und jetzt kann man den Kollegen die Chance geben“,

sagt sie.

Weihnachten werde in ihrer Familie aber nicht riesengroß gefeiert. „Das passt für mich“, sagt sie. An Silvester hat sie dann aber frei. Je nach Auftragslage werde der Feiertagsdienst mit den Kollegen auf der Wache bei einem gemeinsamen Essen ein wenig weihnachtlich. „Jeder bringt etwas mit“, sagt sie. Auch der DRK-Geschäftsführer und die Abteilungsleiter würden die Wachen und die Pflegeheime an diesem Tag besuchen, so DRK-Pressesprecherin Anna Brenner.

Gottesdienste sind Teamwork

Arbeiten während andere Weihnachten feiern? Für eine Berufsgruppe trifft das auch zu: die Pfarrer und Pfarrerinnen.

„Ich bin auch da, wo andere feiern“,

sagt David Dengler.

Seit 2014 ist er Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde in Birkenfeld. Die Kirche sei an Heiligabend traditionell „rappelvoll“, wie er sagt. Wenn man mit ihm spricht, merkt man: Der Gottesdienst-Marathon an Weihnachten wird in Birkenfeld im Team bewältigt. Am 24. Dezember leitet Dengler um 15 Uhr das Krippenspiel. Auch seine Familie würde dann in die Kirche kommen.

„Ich bin also nicht weg, ich bin nur im Dienst“,

erklärt er.

Viel Engagement würden auch die Ehrenamtlichen, die mit den Kindern das Krippenspiel einstudieren, dafür aufbringen. „Es ist toll, dass sich die Mütter in der Adventszeit Zeit nehmen, um mit ihnen zu proben“, freut er sich. Die Gottesdienste um 17 Uhr sowie um 22 Uhr würde sein Kollege übernehmen. Dengler leitet am 25. Dezember noch den Gottesdienst um 10 Uhr. Am zweiten Weihnachtsfeiertag wird eine Prädikantin einen musikalischen Gottesdienst leiten.

„Im Vergleich mit vielen anderen Kollegen haben wir es hier gut“,

betont er.

Drei bis vier Gottesdienste an Weihnachten seien für einen Geistlichen das normale Pensum. Dass sich in diesem Punkt auf längere Sicht in Birkenfeld etwas ändert, darüber ist sich Pfarrer Dengler klar. Denn eine Pfarrstelle wird wegfallen.

„Da werde ich an den Feiertagen sehr präsent sein müssen“,

sagt der Vater von zwei Söhnen.

Die Herausforderung an Weihnachten für Geistliche sei, das Alte neu zu sagen: Die Weihnachtsbotschaft sei immer die gleiche und die Grundlage des christlichen Glaubens. Man müsse sie so rüberbringen, dass sich die Menschen davon angesprochen fühlen.

Verkehrswacht verteilt Christstollen

Den Einsatzkräften Anerkennung für ihren Dienst an Heiligabend und an den Feiertagen zollen – das macht auch die Verkehrswacht Mühlacker und Umgebung.

Am 24. Dezember verteilt sie um 11 Uhr in der DRK-Rettungswache in Mühlacker selbst gebackene Christstollen an die Teams des Deutschen Roten Kreuzes, der Notärzte, des Malteser Rettungsdienstes sowie der Feuerwehr und der Polizei Mühlacker. Seit vielen Jahren übergebe man an sie kleine Geschenke, sagt der stellvertretende Vorsitzende der Verkehrswacht, Siegfried Albrecht. Als Anerkennung, dass sie nicht nur über das ganze Jahr, sondern speziell auch an Heiligabend und an den Feiertagen da sind, wenn ein Großteil der Menschen zu Hause feiert, betont er. Durch die Geschenkübergabe wolle man dies ins Bewusstsein rufen.