Wieso kreist ein Nato-Aufklärer über Pforzheim und Enzkreis?
Enzkreis/Kreis Calw. Immer wieder quert das Flugzeug am Donnerstagvormittag, 10. August, den Himmel über Pforzheim und dem Enzkreis. In einem perfekten Kreis mit einem Durchmesser von rund 50 Kilometern fliegt die Maschine mindestens 14 Mal über den nördlichen Schwarzwald, passiert den Luftraum über Pforzheim, Weil der Stadt, Nagold, Baiersbronn, Bühl und Rastatt – immer und immer wieder, zwischen ungefähr 8.30 Uhr und 14 Uhr. Ein aufmerksamer PZ-Leser beobachtet den Himmel, entdeckt die kreisende Boeing bei Flightradar 24, einem Onlinedienst zur Echtzeit-Positionsdarstellung von Flugzeugen und will wissen: Was war da eigentlich los?

Da besagter PZ-Leser sich die Kennziffer des Flugzeugs notiert hat, ist es schnell bei Flightradar 24 zu finden. Tatsächlich: Es handelt sich um eine Boeing E-3A Sentry, die militärische Bezeichnung für eine Variante der Boeing 707-320, die als Airborne Warning and Control System – ein fliegendes Radarsystem mit einer riesigen Radarschüssel kurz vorm Heckflügel – bei den Luftstreitkräften mehrerer Staaten im Einsatz ist. Stationiert ist sie auf dem nordrhein-westfälischen Nato-Flugplatz Geilenkirchen, nahe der niederländischen Grenze.
Die PZ fragt nach und erreicht Major Christian Brett, Pressesprecher der Nato Airborne Early Warning and Control Force (AWACS) Geilenkirchen.
„Das genannte Flugzeug ist Eigentum der Nato und dient der Luftraumüberwachung“, so Major Brett.
„Die umgebauten Boeing 707-Maschinen sind in Geilenkirchen stationiert und weltweit im Einsatz.“
Die Besatzung – 20 Personen und mehr – kann über eine Distanz von 400 Kilometern jede Flugbewegung aufklären und überträgt die Daten in Echtzeit an die Nato-Gefechtsstände. Die Luftaufklärer dienen aber mitunter auch als eine Art fliegende Einsatzzentrale bei Übungen verbündeter Kampfflugzeuge.
Einen Tag nach dem Einsatz über dem Schwarzwald kreiste besagte Maschine für mehrere Stunden über Lettland, südöstlich von Riga. Weniger als 120 Kilometer von der russischen Grenze entfernt.
„Die Flüge am 10. (Schwarzwald) und 11. August (Lettland) dienten der Übung für unsere Luftfahrzeugbesatzungen. Die Flugzeuge kreisen mehrere Stunden in einem speziell ausgewiesenen Übungsgebiet und leiten von dort verbündete Streitkräfte bei ihren Übungen an“, so Brett. Ist es nicht problematisch, dass so einfach auf Internetseiten wie Flightradar 24 die Aktivitäten des Nato-Aufklärers live beobachtet werden können? Major Brett widerspricht: „Die Flugzeuge sind unbewaffnet und unsere Handlungen beabsichtigt für jeden nachvollziehbar.“