Ispringen
Ispringen -  11.02.2018
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KSV Ispringen feiert historischen Triumph: Premierenmeister in der DRL

Schifferstadt. In dem nach Wilfried Dietrich, dem Olympiasieger von 1960, benannten und mit 1500 Zuschauern komplett ausverkauften Ringertempel in Schifferstadt wollte eigentlich der gastgebende VfK seinen elften, lang ersehnten Titel feiern. Doch der Vorderpfälzer Traditionsverein konnte das Zwei-Punkte-Polster aus dem 13:11-Final-Hinkampf nicht über die Ziellinie retten. Die Ispringer nämlich hatten andere Pläne und gewannen den Rückkampf ihrerseits mit 12:10, also ebenfalls mit zwei Punkten Unterschied.

Unentschieden? Nein, denn weil die Ispringer in beiden Finals zusammengerechnet elf Einzelsiege einfahren konnten – gegenüber neun Einzelerfolgen für den VfK – lag der KSV am Ende knapp vorne.

Starker Auftakt

Eindeutig sah es in der ersten Halbzeit aus, als die Ispringer nach vier in Folge gewonnenen Kämpfen mit 6:0 in Front lagen. Zunächst konnte der Armenier Roman Amoyan gegen den Georgier Nugsari Tsutusurmia (59 kg, Gr.-röm.) mit 2:0 für sich entscheiden – ein perfekter Start also für den KSV. Als dann der Armenier Georgi Ketoev gegen den Ungarn Daniel Ligeti auf der Matte stand (130 kg, Freistil) – beide aufgrund des Stilartwechsels in ihrer Klasse in die Teams gerutscht – neutralisierten sich die Kolosse zunächst, doch dann drehte Ketoev zur Freude der Ispringer auf, „machte einen Wahnsinnskampf“, so die Sportliche Leiterin des KSV, Diana Mehner, und gewann mit 2:0.

Nach Maxim Sacultans 1:0-Sieg gegen Maxim Perpelita (66, F) im rein moldawischen Duell erlebten die Zuschauer die wohl spektakulärste Begegnung des Abends, in der es der Este Ardo Arusaar mit Georgi Melia zu tun bekam (98, G), einem weiteren der insgesamt sieben Georgier im Team der Schifferstädter. Der Juniorenweltmeister ist wegen seiner Aggressivität berüchtigt, doch schien er in diesem Duell noch einmal eine Schippe drauflegen zu wollen. „Ich dachte, er wollte mich umbringen“, meinte Arusaar nach dem Finale mit einem leichten Augenzwinkern, „er schien wohl Rache nehmen zu wollen für seine Niederlage im Hinkampf.“ Doch daraus wurde nichts. Arusaar – „ich war auf Adrenalin“ – hielt in seinem letzten Profikampf überhaupt unter den frenetischen Anfeuerungsrufen der vielen mitgereisten Ispringer Fans kraftvoll dagegen und bezwang Melia mit 1:0.

Fast wäre es am Mattenrand dabei noch zum Eklat gekommen, als sich die Trainer der beiden Clubs, Alexander Leipold und Erol Byram, im Eifer des Gefechts und im Rahmen einiger strittiger Schiedsrichterentscheidungen ins Gehege kamen. Doch die erhitzten Gemüter beruhigten sich – wenn auch nur nur vorübergehend.

Im letzten Kampf vor der Pause traf KSV-Athlet Tonimir Sokol auf den haushohen Favoriten Lasha Tashkaladze (75, F). Alle Ispringer befürchteten das Schlimmste, doch es kam anders, denn der Kroate schlug sich famos und musste lediglich zwei Punkte abgeben. So stand es 6:2 zur Halbzeit für Ispringen.

Zu Beginn des zweiten Durchgangs schien nun alles möglich. Wieder ging der richtungsweisende erste Kampf an die Gäste aus Ispringen: Der Russe Juri Belonovski gewann nach Rückstand noch souverän mit 2:0 gegen seinen Dauerrivalen Mamuka Kordzaia (98, F). Nachdem der Russe Israil Kasumov dem vergeblich Gegenwehr leistenden Lasha Tashkaladze mit 4:0 nicht den Hauch einer Chance ließ (75, F), wähnten sich die Ispringer schon auf der Siegerstraße; sie führten mit 12:2.

Tumultartige Szenen

Doch es wurde noch einmal spannend – und zwar richtig spannend. Der zuletzt noch siegreiche Kroate Neven Zugaj verlor den achten Kampf des Abends mit 0:3 gegen Lasha Gobadze (85, G); nur noch 12:5 für Ispringen – die Wilfried-Dietrich-Halle wurde zum Tollhaus. Wenn Igor Besleaga den folgenden Kampf gegen Schifferstadts Manukhar Tskhadaia (75, G) mit 0:2 verloren hätte, wäre der Traum von der ersten Meisterschaft wohl zerplatzt. Besleaga verlor – aber nur mit 0:1. Es war geschafft.

Doch die Nerven der Verantwortlichen sowie der Zuschauer während dieses vorletzten Kampfes lagen blank. Jeder wusste um die Bedeutung dieser Begegnung. Am Mattenrand spielten sich tumultartige Szenen ab, insbesondere, als es um die Bewertung eines Videobeweises ging – Schultersieg für den Schifferstädter Tskhadaia oder nicht? Nein, entschied das Kampfgericht, Ispringen atmete tief durch.

Die Akteure beruhigten sich hernach wieder und konnten einen nur noch bedeutungslosen 4:0-Erfolg des Deutsch-Polen Patryk Dublinowski über den Ispringer Carsten Kopp verfolgen (85, F). Danach gab es bei den Ispringern kein Halten mehr.

„Was will man mehr“, meinte eine überglückliche Diana Mehner. „Das Finale hatte wirklich alles, was ein Finale überhaupt bieten kann.“ Mit der Siegertrophäe, angefertigt von der Firma Edelstahl Rosswag in Pfinztal, wurde bis tief in die Nacht gefeiert.

Autor: Harald Funke