Kämpfelbach
Kämpfelbach -  12.10.2019
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15-jährige Giada Campanozzi kämpft gegen Krebs: „Diesen Kampf werden wir gewinnen“

Kämpfelbach-Ersingen. Giada und ihre Mutter Franca Campanozzi verbringen seit Anfang des Jahres fast rund um die Uhr Zeit miteinander. Nicht unbedingt das, was Mutter und Teenager-Tochter sonst tun. In diesem Alter stehen in der Regel eigene Interessen und die Abgrenzung vom Elternhaus auf der Agenda von Jugendlichen. Aber die 15-Jährige geht durch eine Krebstherapie. Zwei Chemotherapien stehen Giada noch bevor. Dann hat die junge Ersingerin 19 Chemos, zwei Lungen-Operationen und die Amputation ihres linken Beines von der Hüfte an hinter sich. Seit der Diagnose im Januar dieses Jahres – im Eiltempo durch Entsetzen, Angst und immer wieder Hoffnung.

„Es hat nicht gut ausgesehen“, sagt Mutter Franca. Die 44-Jährige weiß sehr genau, wovon sie spricht. 2012 hat die Familie ihren Ehemann und Vater nach langem Kampf gegen den Krebs an die Krankheit verloren. Der Kreislauf aus Diagnose, Operationen, Chemotherapien, Krankenhausaufenthalten und in den Phasen dazwischen immer der Blick auf die Entwicklung der Blutwerte, das Abschotten in den eigenen vier Wänden um Krankheitserregern keine Chance zu geben an den geschwächten Körper heranzukommen – „all das ist für mich, so seltsam das klingen mag, normal“, sagt die Frau mit dem frechen Kurzhaarschnitt. Sieben Jahre nach dem ersten Verlust dann die Diagnose bei ihrer jüngeren Tochter: Ein Osteosarkom – ein bösartiger Knochentumor – am Oberschenkel und Metastasen in der Lunge. Der Krebs schlägt wieder zu. Erblich bedingt, das sei mittlerweile nachgewiesen, erzählt Franca Campanozzi. Und wieder heißt es, Tiefschläge wegstecken und nun in die Kinderonkologie nach Heidelberg pendeln.

Giada lernt nach der Abnahme ihres Beines im März unter anderem auch, sich sitzend auszubalancieren. Mit angewinkeltem Bein gelingt das gut. Mit ihrer grauen Mütze sitzt sie blass, aber lächelnd auf dem gemütlichen Sofa im offenen Wohnzimmer der Familie.

Mehr Selbstbestimmtheit

Der Wunsch nach mehr Selbstständigkeit ist Giada allerdings wichtig: Denn derzeit verbringt sie einen Großteil ihrer Zeit im Erdgeschoss auf der Couch, weil sie nach den Lungen-OPs erst wieder vorsichtig anfangen muss, auf Krücken zu gehen. Um in ihr Zimmer oder ins Bad im ersten Stockwerk zu kommen, braucht sie Hilfe. Eben diese Situation soll durch einen Umbau des Heims, indem auch ihre ältere Schwester und der Lebensgefährte Franca Campanozzis wohnen, verbessert werden. Am liebsten will die Familie heute schon loslegen, aber es fehle das Einverständnis eines Nachbarn, sagt Franca Campanozzi.

Den Umbau ihres Hauses könne sie alleine nicht stemmen. Hilfe anzunehmen sei ihr nicht leichtgefallen: „Ich bin eigentlich die, die hilft.“ Aber nun freuen sich Mutter und Tochter über die Unterstützung, die ihnen „von allen Seiten“, von Bekannten wie Unbekannten, entgegengebracht wird. Unter anderem in Giadas ehemaligem Fußballverein, dem FC Ersingen, wird zu Spenden aufgerufen, desgleichen bei Artista in Pforzheim, wo Franca Campanozzi seit 28 Jahren als Friseurin arbeitet. „Es ist unglaublich, wie viele Menschen uns helfen wollen“, sagt sie. Nicht nur durch finanzielle Unterstützung. Vor allem freut die Mutter, wie selbstbewusst ihre Tochter mit der Erkrankung umgeht. Wenn sie fit genug ist und zur Schule in Singen gehen kann, genauso wie wenn die 15-Jährige in Sozialen Netzwerken unterwegs ist und aktuelle Bilder postet: „Giada wird aus allen Rängen angefeuert.“

„Starr einfach zurück“

Es gibt aber auch schwer auszuhaltende Erfahrungen. Wenn die beiden spüren, dass es dem Gegenüber unangenehm ist, die Krankheit und ihre Auswirkungen anzusprechen: „Uns tut es gut, darüber zu reden“, bekräftigt Franca Campanozzi. Oder wenn ihre Tochter sich hilfesuchend an sie wendet, nachdem sie im Rollstuhl durch die Stadt fahrend angestarrt worden ist. „Starr zurück, dann hören die von selber auf“, gibt die Mutter ihrer Tochter mit auf den Weg und siehe da: Giada nickt, das klappt. Die beiden richten ihren Blick nach vorne. Von der Krankheit werden sie sich nicht unterkriegen lassen und die Mama gibt ihrem Kind Halt: „Diesen Kampf werden wir gewinnen.“

Spendenkonto

Ein Spendenkonto für Giada hat ihre Mutter bei der Sparkasse Pforzheim Calw eingerichtet. Wer die Familie beim Umbau unterstützen will, spendet an: DE74666500850004940725

Autor: Nadine Schmid