Kämpfelbach
Kämpfelbach -  03.06.2018
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Probleme verzögern Realisierung des Rasthofs an der A8

Wer rastet, rostet. Auf gleich zwei an der A8 geplante Großprojekte scheint dieser Sinnspruch zuzutreffen. Seit Jahren warten Autofahrer darauf, auf der großen neuen Fläche zwischen den Anschlussstellen Pforzheim-West und -Nord in Richtung Stuttgart nicht nur parken und sich erleichtern, sondern auch tanken und sich stärken zu können. Obwohl innerhalb der Behörden eifrig an den Planungen getüftelt wird, herrscht für Außenstehende Stillstand. Gleiches gilt für die Tank- und Rastanlage, die gleich gegenüber entstehen soll.

Was ist dies- und jenseits der A 8 bei Pforzheim geplant? Der ursprüngliche Parkplatz „Am Waisenrain“ ist bereits zu einem deutlich größeren umgebaut geworden, soll sich aber noch zur Tank- und Rastanlage „Am Kämpfelbach Süd“ wandeln. Gegenüber, wo A 8-Nutzern bislang in Fahrtrichtung Karlsruhe ein vergleichsweise kleiner Parkplatz zur Verfügung steht, soll die neue Rastanlage „Am Kämpfelbach Nord“ entstehen – als Ersatz für die Tank- und Rastanlage Pforzheim-Ost auf Nieferner Gemarkung, die aufgegeben wird (die PZ berichtete).

Wie begann das Geduldspiel um die Raststätte „Am Kämpfelbach Süd“? Große Schilder kündigten es einst an: Bereits zum Herbst 2012 sollte sich „Am Waisenrain“ der Wandel vollzogen haben. Doch dann taten sich Probleme auf, die bis heute nicht behoben sind. Das Land Baden-Württemberg hatte den Bau und den Betrieb der dort geplanten Raststätte gemeinsam ausgeschrieben und einem Konzessionär den Zuschlag gegeben. Gegen diese Vergabepraxis klagte ein nicht berücksichtigter Mitbewerber. Ausgang: weiter offen. Ebenso wie die Frage der Entwässerung. Bislang gibt es lediglich ein Provisorium, das es ermöglichte, Ende 2014 wenigstens die längst fertigen Parkplätze für 121 Autos, zwölf Busse und 70 Lastwagen sowie die WCs freizugeben.

Wann endet das juristische Tauziehen um die Vergabe des Platzes? Das ist unklar, weil aktuell überhaupt nicht an diesem Tau gezogen wird. Der Rechtsstreit um die Konzession ruht, wie Axel Speer, der Referatsleiter für Straßenplanung im Regierungspräsidium Karlsruhe, auf PZ-Nachfrage bestätigt. Das Verfahren werde erst wieder aufgenommen, wenn die Abwasser-Problematik gelöst ist.

Wo hakt es bei der Entwässerung genau? Der die angrenzenden Enzkreis-Gemeinden vereinende Abwasserverband Kämpfelbachtal hatte sich gegen eine Satzungsänderung ausgesprochen, die für die Aufnahme fremden Abwassers nötig gewesen wäre. Weil sich „Am Waisenrain“ auf Pforzheimer Terrain befindet, ist deshalb die Stadt in der Pflicht. Nach Speers Einschätzung wäre es die beste Lösung, für die Entwässerung auf den alten, nicht mehr benötigten Bahntunnel zu setzen. So könnte man das natürliche Gefälle nutzen, andernfalls müsste man eine Pumpanlage bauen, um das Wasser Richtung Pforzheim zu schaffen. Eben darauf wird es wohl hinauslaufen, wie eine Anfrage beim städtischen Sprecher Philip Mukherjee ergibt. Der Eigenbetrieb Stadtentwässerung Pforzheim (ESP) habe Gespräche mit der Bahn geführt, doch eine Tunnelnutzung sei „nicht sehr wahrscheinlich“. Offenbar setzt die Bahn auf die für sie unkomplizierteste Lösung, die ausgediente Röhre einfach zu verfüllen. Laut Mukherjee prüft der ESP alternative Varianten, von denen der Anschluss an die städtische Kanalisation an der Bauschlotter Straße in der Nordstadt wohl die wahrscheinlichste ist. Die Kosten trägt der Bund. Wann die Entwässerung aber wirklich geregelt ist, steht in den Sternen.

Läuft der Neubau der Anlage „Am Kämpfelbach Nord“ parallel zum jüngst gestarteten A 8-Ausbau im Enztal? Wohl eher nicht. Laut Speer wurde zwar bereits ein Standortkonzept für „Am Kämpfelbach Nord“ entwickelt, doch das Bundesverkehrsministerium sieht Optimierungsbedarf: Es sollen noch mehr Stellplätze für Lastwagen geschaffen werden. Erhält die nachgebesserte Konzeption in Berlin den Segen, wird ein Vorentwurf gefertigt. Dann beginnt das Planfeststellungsverfahren. „Planungs- und Genehmigungsabläufe müssen eingehalten werden und brauchen Zeit“, weiß Speer. Läuft alles glatt, könnten 2022 die Bagger anrollen. Da eine zweijährige Bauzeit realistisch erscheint, könnte „Am Kämpfelbach Nord“ also 2024 fertig sein. Eben bis zu diesem Jahr soll der A 8-Ausbau im Enztal über die Bühne sein. Dass nicht parallel gearbeitet werden kann, sieht Speer nicht als Problem, da der Bau einer Rastanlage den Verkehr auf der Autobahn nicht tangiere.

Ermöglicht der Wegfall der Rastanlage Pforzheim-Ost dort eine Trassenführung der A 8 mit einem weniger starken Gefälle? Nein. „Die Trasse bleibt in etwa auf dem jetzigen Niveau“, sagt Speer. Zum einen dürfe man die Trasse im Stuttgarter Hang nicht absenken, weil die Deckschichten im Enztal wichtig für das Grundwasser seien. Es gelte, die Brunnen in den Enzauen zu schützen. Außerdem bleibt ein weiterer Fixpunkt, weil zwar der Rasthof, nicht aber die Parkfläche aufgegeben wird. „Pforzheim-Ost“ bleibt als Anlage mit Parkplätzen, insbesondere für Lastwagen, und mit WC erhalten. Wenn das Rasthaus weg ist, habe man mehr Platz – auch, um dort einen Lärmschutzwall aufzuschütten. Das alles ist aber ebenfalls Zukunftsmusik. „Man kann erst an die jetzige Rastanlage ran, wenn die andere gebaut ist“, weiß Speer.

Autor: Claudius Erb