Kämpfelbach
Kämpfelbach -  13.11.2022
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Windkraft bewegt die Kämpfelbacher: Einwohner stellen kritische Fragen zum geplanten Park

Kämpfelbach. Spontane Beifallsbekundungen hat es genauso gegeben wie zustimmende und kritische Äußerungen, fachliche Fragen und gesundheitliche Bedenken: Zwei Stunden lang ist am Mittwochabend bei einer Bürgerversammlung in der Bilfinger Kämpfelbachhalle intensiv und kontrovers über das Thema Windkraft gesprochen worden. Hintergrund sind Pläne des Energieversorgers EnBW, auf einer gemeindeeigenen Waldfläche im Gewann „Rothenberg“ zwischen der A 8 und der B 10 Anlagen zu errichten. Bis zu drei Windräder mit einer Nabenhöhe von 167 Metern und einem Rotordurchmesser von 160 Metern könnten sich dort dereinst in die Höhe recken.

Stehen Rede und Antwort: Bürgermeister Thomas Maag, Andreas Heizmann (EnBW), Bauamtsleiterin Michaele Österle, Michael Soukup und Tino Stutz (EnBW, von links). Fotos: Roller
Stehen Rede und Antwort: Bürgermeister Thomas Maag, Andreas Heizmann (EnBW), Bauamtsleiterin Michaele Österle, Michael Soukup und Tino Stutz (EnBW, von links). Fotos: Roller Foto: Nico Roller

Könnten, wohlgemerkt. Denn ob das Projekt tatsächlich umgesetzt wird, steht noch nicht fest. Zwar gibt man sich bei der EnBW optimistisch, nachdem von März bis Juni vorigen Jahres vorgenommene Windmessungen gezeigt haben, dass die Windleistungsdichte über dem Orientierungswert liegt. Aber bis zu einem frühestmöglichen Baubeginn 2026 müssen noch viele Verfahrensschritte genommen werden. Dazu gehört nicht zuletzt die Zustimmung des Gemeinderats. Der hatte sich im Juni grundsätzlich nicht abgeneigt gezeigt, aber über die Ausarbeitung eines Gestattungsvertrags erst nach einer Bürgerversammlung entscheiden wollen.

Bürger haken nach

Und die wurde nun am Mittwochabend rege für Fragen genutzt. Etwa in Bezug auf den Schattenwurf: Könnte der für den Ameisenberg bei einem niedrigen Sonneneinfallswinkel von 15 Grad problematisch sein? Dass es in diesem Fall dort Schatten geben könnte, wollte der für Projektentwicklung Windenergie zuständige EnBW-Teamleiter Michael Soukup zwar nicht ausschließen. Aber es handle sich dann nicht um einen harten, sondern um einen diffusen Schatten, der nicht stark beeinträchtige und dem Gesetzgeber zufolge geduldet werden müsse.

Kritische Fragen gab es auch zu den Wirkungsgraden der Windräder und es hieß, der Aufwand für die im Fall von Windflauten nötigen Backup-Kraftwerke sei in den Kostenberechnungen nicht enthalten. Projektleiter Andreas Heizmann sagte, inzwischen realisiere man die Anlagen mit großen Rotoren, um auch bei schwachem Wind schon Energie zu erzeugen. Ziel sei es, grundlastfähig zu werden. Er betonte, man dürfe ein Windrad nie einzeln sehen, sondern nur im Verbund. Wenn der Wind in Kämpfelbach nicht wehe, könne das im ostfriesischen Aurich ganz anders sein. Zwar räumte der Projektleiter auf Nachfrage ein, dass Windkraftanlagen durch ihre Standorte an exponierten Stellen Einfluss auf die unteren Luftschichten nehmen können. Aber er betonte auch, es sei physikalisch nicht möglich, dass sie das Wetter ändern, etwa, indem sie Gewitterregen abhalten.

Bedenken gab es auch wegen möglicher gesundheitlicher Auswirkungen des Infraschalls. Soukup gab zu, dass dazu noch Forschungsbedarf besteht. Aber er sagte auch, dass es keinen spezifischen, von Windenergie ausgehenden Infraschall gebe. Was wiederum von Teilen des Publikums bezweifelt wurde. Eine andere Wortmeldung drehte sich um die Bäume, die für die Errichtung der Windräder gefällt werden müssen. Wird dadurch die Lärmbelastung durch die Autobahn zunehmen, weil der Puffer fehlt? Nicht unbedingt, meinte Heizmann, der es für denkbar hält, dass durch die Lückenbildung im Wald der Schallweg unterbrochen wird.

Insgesamt verlief die Versammlung harmonisch. Neben vielen, zum Teil kritischen Fragen gab es auch Zustimmung zum Projekt. „Wenn wir diese Energie haben, sind wir unabhängig“, war genauso zu hören wie die Forderung nach einem Energiekonzept für ganz Kämpfelbach. Gemeinderätin Christine Fischer (MuM) sagte: „Es muss vorangehen hier in Kämpfelbach.“ Und Lothar Hein (CDU) bat die Bürger darum, mit den Ratsmitgliedern über das Thema zu sprechen, damit diese sich ein Bild von der Meinung der Bevölkerung machen können.

Autor: Nico Roller