Aus dem Ratssaal Keltern
Keltern. Polizeiliche Themen bildeten spannende Vorträge beim zurückliegenden Kelterner Gemeinderat.
Mann mit Fingerspitzengefühl: Seit August ist Clemens Wießner der neue Gemeindevollzugsbedienstete in Keltern. Der 32-Jährige hat nun im Gemeinderat sein Aufgabenfeld vorgestellt. Der gelernte Verwaltungsfachangestellte, der seit vielen Jahren mit der Arbeit eines Gemeindevollzugsbediensteten vertraut ist, setzt auf das Prinzip Einsicht vor Strafe. Das wird auch an seiner monatlichen Durchschnittstatistik deutlich. 100 Strafzetteln stehen 500 mündliche Verwarnungen gegenüber. Wießners Einsatzgebiet ist deutlich größer, als man sich das zunächst vorstellen könnte. Er kontrolliert nicht nur den ruhenden Verkehr, auch illegale Müllablagerungen, Kurierfahrten, Spielplatzüberwachungen, Wegeinspektionen oder Aufträge im Sinne der Gemeindekasse bewegen den 32-Jährigen. Wießner steht auf der Matte, wenn Räum- und Streupflichten nicht eingehalten werden und wird bei coronabedingten Quarantäne-Kontrollen aktiv.
Der Gemeindevollzugsbedienstete berichtet, dass Müll aus Haushalten im Wald zunimmt, aber zumindest in seinem Kontrollbereich kaum Sünder geschnappt werden können. Der überwiegende Teil von Wießners Arbeit findet in seinem Auto statt, das zum fahrenden Büro wird. Der Kontrolleur unterstreicht: „Ich gehe mit Fingerspitzengefühl vor.“ Die Reaktion der Bürger sei entscheidend. Wer nur kurz zum Bäcker, zum Metzger oder in die Bank gesprungen sei, erhalte aufgrund der Parksituation zumeist nur eine mündliche Ermahnung, wenn er sich einsichtig zeige. Michael Sengle (CDU) sprach von einer beeindruckenden, Oliver Weik (SPD) von einer interessanten Präsentation. Christin Grüne (Grüne) hofft darauf, dass die Enzkreis-App in Sachen Müll direkt mit Wießner vernetzt werden kann. Johannes Riegsinger (FWG) hatte konkrete Nachfragen zu örtlichen Schleichwegen.
Polizeistatistik: Nach dem Bericht von Wießner folgte die Vorstellung der polizeilichen Kriminal- und Verkehrsstatistik Kelterns für das Doppeljahr 2019/20. Diese Daten wurden vom Leiter des Polizeireviers Neuenbürg, dem Ersten Polizeihauptkommissar Mathias Stephan zusammengestellt. Aufgrund der Videokonferenz war kein Vertreter des zuständigen Polizeipostens Remchingen mit von der Partie. Bei den Häufigkeitszahlen für Wohnungseinbrüche liegt Keltern mit drei Fällen aus 2018, zwei aus 2019 und zwei aus 2020 in Sachen Sicherheit noch vor dem Enzkreis und dem Land. Zur Erinnerung: 2015 sah das mit 27 Wohnungseinbrüchen in Keltern noch anders aus und das Thema erregte viel Aufmerksamkeit. Bei den Unfällen ist erfreulich, dass seit ein paar Jahren kein Todesopfer mehr zu beklagen war. Susanne Nittel (SPD) bat um Zahlen zu häuslicher Gewalt in Corona-Zeiten, Johannes Riegsinger (FWG) ging auf das Thema Aufklärungsquoten ein, Oliver Weik (SPD) regte an, die Zahlen des Berichts nicht über zu bewerten, Michael Sengle (CDU) wünschte sich Aufschlüsselungen zur Cyberkriminalität, Karin Becker (CDU) zum Frauenanteil bei Tätern.
