Enzkreis -  23.11.2019
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Dem Artensterben entgegenwirken

KELTERN-DIETLINGEN. Es wäre etwas vermessen, die junge schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg mit dem um viele Jahre älteren Hermann Seufer aus Weiler gleichzusetzen. Beide eint jedoch, wie viele andere auch, die Aufgabe die Bevölkerung und die Behörden wachzurütteln, um aktiv zu werden, gegen den sich abzeichnenden Klimawandel und das damit verbundene Artensterben. „Mit Umweltkatastrophen, aber auch mit dem rasanten Aussterben von Insekten, Kleinlebewesen und Pflanzen, dem Auftauchen von neuen Arten nicht nur in unserer Region, schickt uns die Natur Zeichen, aber wir erkennen sie nicht oder verdrängen sie“ stellt Seufer (69) fest. Er ist Hobby-Herpetologe, also ein Kenner der verschiedenen Arten von Amphibien (Lurche) und Reptilien (wie Schlangen und Echsen).

Seit über 40 Jahren kartiert er zusammen mit Ehefrau Irene die Vorkommen und den Bestand in Keltern und seit 2014 im Rahmen der Landesweiten Artenkartierung (LAK) im westlichen Enzkreis, von Straubenhardt-Conweiler bis Königsbach-Stein und von Neuenbürg bis Karlsbad-Spielberg. Das Ergebnis präsentierte er, auch als Mitglied des in Keltern neugegründeten Vereins „Natur in Keltern“ in seinem Vortrag „Wie die Tiere die Natur verließen“. Zur Relativierung des nachgewiesenen Aussterbens von Amphibien und Reptilien (den Laubfrosch gibt es schon seit den 1960iger Jahren nicht mehr, und alle anderen Amphibien sind in ihrem Bestand extrem bedroht) rief er bei den zahlreichen Besuchern im Vereinsheim des Obst- und Gartenbauvereins Dietlingen Kindserinnerungen wach. So habe es früher viele Laichgewässer mit jeder Menge Kaulquappen und Larven gegeben die mit ihrer Population fester Bestandteil in der Nahrungskette für Säugetiere, Kleinlebewesen, sowie für Störche und Reiher gewesen seien. Mit der zunehmenden Flächenversiegelung durch Bauland- und Gewerbeflächenerschließungen, der verstärkten Monokultur auf landwirtschaftlichen Flächen, dem Einsatz von Pestiziden und Gülle sowie durch den Temperaturanstieg und damit verbunden dem Austrocknen von Quellen und Bächen werde den Tieren der Lebensraum entzogen. Einstmals flächendeckend verbreitet kämen Teichmolch, Grasfrosch oder Erdkröte heute nur noch an sehr wenigen Stellen, meist in künstlich angelegten Gewässern, vor. Um dem entgegenzuwirken appelliert Seufer an Behörden, Kommunen, Betriebe und Privatpersonen, damit diese zumindest ein kleines Refugium für Amphibien und Reptilen schaffen.