Keltern -  20.01.2021
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Kelterner spenden für kroatische Erdbebenopfer

Keltern. „Das hab ich nicht erwartet, ich hatte fast Tränen in den Augen“, kommentiert Leonhard Fritsch dankbar den Anblick der drei voll beladenen Paletten mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln, die zur Abholung bereitstehen. Nach dem verheerenden Erdbeben um Petrinja haben er und sein Kollege Mario Todorovic, der vor fünf Jahren aus Kroatien kam, gleich überlegt, wie sie helfen können. Bei ihrem Arbeitgeber, dem Malerbetrieb Drollinger, hat Todorovic gefragt, ob er eine Sammelaktion unter Kollegen und Bekannten starten dürfe. Chef Axel Reiter war sofort einverstanden und hat Lagerplatz sowie zwei Firmentransporter zur Verfügung gestellt.

Todorovic und Fritsch hatten noch eine weitere spontane Idee: Auf dem Weg zu ihrer Baustelle fragten sie beim Einkauf ihres Frühstücks im Nahkauf Dietlingen nach, ob man helfen würde. Dann ging alles ganz schnell: Als Fritsch mittags wieder in den Laden kam, stand dort zu seiner freudigen Überraschung schon ein großes Schild, das die Kunden auf die Spendenaktion hinwies. Mitinhaberin Ilona Bohn und ihr Marktleiter Matthias Schuppler bestückten Tüten mit den not-wendigsten Lebensmitteln wie Milch, Reis, Mehl, Zucker, Salz oder Nudeln zum Beispiel und boten diese ihren Supermarktkunden zum Kauf für fünf Euro mit direkter Spende an. „Auf die Kelterner ist Verlass“, bekräftigt Ilona Bohn: „Sie sind immer ausgesprochen hilfsbereit gegenüber Menschen in Not.“ Und weil sie das weiß, ist sie gleich noch einen Schritt weiter gegangen: Ilona Bohn hat nicht gewartet, bis alle Spendentüten abverkauft waren, sondern gleich die Gegenstücke der Waren auf Paletten gepackt und bereitgestellt, damit es keine Verzögerung gab. Nur vier Tage nach Fritschs Anfrage im Markt konnten am 8. Januar Hilfsgüter im Wert von über 1800 Euro abgeholt und zum Sammelplatz auf dem Birkenfelder Firmengelände gebracht werden.

Völlig überwältigt von der enormen Menge mussten die Männer gleich mehrmals anfahren. In derselben Nacht noch ging es los: Drollinger-Teamleiter Thomas Friedmann, die Kollegen Todorovic, Daniel Dedaj und eine junge Nachbarin, die ungenannt bleiben möchte, machten sich in zwei Firmen-Transportern auf den Weg und kamen am frühen Nachmittag in Gora, einem Dorf im Hinterland Petrinjas, an, wo sie mit Erleichterung und überwältigender Freude empfangen wurden. Hier werden die Hilfsgüter an die Bedürftigen weitergeleitet. Die freiwilligen Helfer fassen es in Dankbarkeit für die vielen Spender zusammen: „Die Menschen dort sind so freundlich zu jedermann und immer hilfsbereit. Da will man doch selber auch helfen, wenn sie in Not geraten sind.“

Autor: Susanne Herweg