Kieselbronn
Kieselbronn -  09.06.2022
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Teure Reinigung: Kieselbronner Turn- und Festhalle von Legionellen betroffen

Kieselbronn. Das Vorgehen gegen die Legionellen in der Kieselbronner Turn- und Festhalle wird deutlich teurer als zunächst gedacht. Wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung bekannt wurde, bewegen sich die Kosten für die Erneuerung der Trinkwasseranlage voraussichtlich im sechsstelligen Bereich. Im Mai waren die Herstellungskosten noch grob auf rund 88.000 Euro geschätzt worden.

Damals hatte der Gemeinderat einstimmig beschlossen, die notwendigen Ingenieurleistungen an ein Fachbüro aus Pforzheim zu vergeben. Dieses machte sich daraufhin sofort ans Werk, nahm den Bestand auf und dokumentierte ihn. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor. Herausgefunden hat das Büro unter anderem, dass alle vorhandenen Trinkwasserleitungen überdimensioniert sind. In den Duschgruppen handelt es sich bei vier von fünf Duscharmaturen um sogenannte Mischwasser-Selbstschlussarmaturen, an denen der Nutzer die Wassertemperatur nicht selbst ändern kann.

Zwei Drittel der Rohre raus

Auch eine thermische Desinfektion ist an ihnen nicht möglich. Nach den Erkenntnissen des Büros müssen im Bestand 66 Prozent der Rohrleitungen demontiert und entsorgt werden, weil für Trinkwasserleitungen mit weniger als 35 Millimetern Durchmesser keine Hartlötung zulässig ist. Insgesamt handelt es sich um knapp 200 Meter. Zwar könnten die verbleibenden gut 100 Meter theoretisch weiterverwendet werden, doch davon rät das Büro ab, denn dann hätte man laut Planer Volkmar Baral einen „Mischmasch in der Anlage“ und könnte Probleme bei der Gewährleistung bekommen. Weil die Halle vor 1996 errichtet wurde, geht er davon aus, dass für die Leitungen ein Dämmmaterial aus künstlicher Mineralfaser (KMF) eingesetzt wurde.

Sollte das tatsächlich der Fall sein, kämen auf die Gemeinde hohe Entsorgungskosten zu. Eine derzeit laufende Beprobung soll Klarheit schaffen. In der Sitzung machte Baral unmissverständlich deutlich, dass er es nicht für sinnvoll hält, Teile der alten Anlage weiter zu benutzen. Um allerdings eine neue Trinkwasseranlage installieren zu können, ist ein großer Aufwand nötig. Unter anderem müssen die abgehängten Decken entfernt und zur Verlegung neuer Leitungen im Bereich der Waschtische und der Toilettenanlagen die Vorwände geöffnet werden – mit der Folge, dass anschließend neu gefliest werden muss.

Halle bleibt benutzbar

Damit das in den Duschen nicht notwendig ist, sollen dort die Leitungen innerhalb von Paneelen verlegt werden, die bis zur abgehängten Decke verlaufen. Kosten soll das Ganze insgesamt rund 242.000 Euro, eventuell anfallende Entsorgungskosten für die künstliche Mineralfaser für die Rohrdämmung bereits eingerechnet. Berücksichtigt ist in dem Preis auch ein Toilettencontainer, der gewährleisten soll, dass die Halle auch während der Bauzeit weiter für Veranstaltungen genutzt werden kann. Die Bauzeit schätzt Baral auf drei bis vier Monate – vorausgesetzt, man finde eine leistungsfähige Firma. Anders als gewünscht, können die Baumaßnahmen nicht in den Sommerferien über die Bühne gehen.

Autor: Nico Roller