Fauststadt ehrt verdiente Bürger
Knittlingen. Unsere Gesellschaft ist egoistisch geworden? Jede und jeder sucht nur noch den eigenen Vorteil? Von wegen. Beim ersten Ehrungsabend der geschichtsträchtigen Stadt Knittlingen und ihrer Ortsteile Freudenstein-Hohenklingen und Kleinvillars wurde ein eindrucksvoller Gegenbeweis erbracht.
Die Weissachtalhalle war am Freitagabend nahezu voll besetzt, geehrt wurden erfolgreiche Sportlerinnen und Sportler, Jubilare und vor allem sozial und ehrenamtlich Engagierte. Bürgermeister Alexander Kozel bedachte einzelne Bürgerinnen und Bürger, die sich in besonderer Weise im Sport, beim Blutspenden, im Roten Kreuz, oder in gleich mehreren Bereichen verdient gemacht haben. Für die musikalische Umrahmung sorgte die klangkräftige Homerun-Band „Lighthouse Collective“ mit der Sängerin Helena Hein-Talmon, die im letzten Jahr bei der TV-Casting-Show „Voice Kids“ Millionen von Fernsehzuschauern begeistert hatte.
Für Kozel war es eine schöne und dankbare Aufgabe, alle „Alltagshelden“ zu würdigen, die im Vorfeld vom Sozialausschuss des Gemeinderates ausgesucht worden waren. Man spürte bei der mehrstündigen Veranstaltung, wie wichtig es dem Stadtoberhaupt ist, dass die Ortsgemeinschaft funktioniert und sich alle Einwohnerinnen und Einwohner je nach ihren Interessen und Neigungen einbringen können. Und er hat Recht: Wie armselig wäre das Leben jenseits der Metropolen ohne Vereine, ohne kirchliche Gruppen, ohne Sport, Spiel, Theater, Musik, oder ohne ein historisches Bewusstsein? Maulbronn hat das Kloster, und Knittlingen ist der Geburtsort des Doktor Faust, den Johann Wolfgang von Goethe in seiner Dichtung unsterblich gemacht hat. Eine besonders schöne Überraschung wartete auf die Besucherinnen und Besucher, nachdem die Ehrungen allesamt vollzogen waren. Vier Darstellerinnen und Darsteller der Theatergruppe „Laterna mystica“ führten in einer Spielszene hinein in die Geschichte um Faust, Mephisto und Gretchen.
Die Geehrten
Auf der Bühne versammelten sich erfolgreiche Handballmannschaften und als Repräsentantin des TSV Knittlingen die Leichtathletin und Kugelstoßerin Emma Schaffhauser. Geehrt wurde weiter Dominik Vincon, der als Motorradfahrer bei Weltmeisterschaften mehrfach unter den Top 10 war. Acht Blutspender erhielten eine Urkunde, ebenso Jürgen Stumpp, Hagen Weber, Holger Bickel und Günter Egler für ihren Einsatz im Fußballverein sowie Helmut Karst, Jan Karst, Sebastian Lampert, Annika Rall, Peter Schäfer und Hans-Joachim Smilowski für ihr Engagement beim DRK. Für den Ortsteil Freudenstein-Hohenklingen wurden zwei „Urgesteine“ für vielerlei Verdienste bei der Feuerwehr, im Obst-, Garten- und Weinbau und im Ortschafts- und Gemeinderat geehrt: Günter Hauf und Horst Steinhilper. Roland Suedes aus Kleinvillars hat sich für die Geschichte des Waldenserortes eingesetzt. Weitere Geehrte waren Gerd Schweizer, Manfred Dannecker für 54-jährige Leitung des Mundharmonikaorchesters und Gisela Dannecker, die stellvertretende Bürgermeisterin, für ihren Einsatz in der Flüchtlings- und Seniorenarbeit. Als Höhepunkt wurde Gerhard Hähnle die Bürgermedaille verliehen. Ohne ihn gäbe es Vieles nicht, was den Ort lebens- und liebenswert macht, sagte Kozel, nämlich kein Weinfest, keinen Bauern- und Erzeugermarkt, und auch nicht die Schauspielgruppe „Laterna Mystica“.