Sportler feiern ihr neues Domizil: TSV Knittlingen eröffnet Richard-Wolf-Halle
Knittlingen. Ein „außergewöhnlicher Tag“, ein „Meilenstein in der 172-jährigen Vereinsgeschichte“, so und ähnlich schwärmte der Knittlinger TSV-Vorsitzende Jürgen Mössner über die Tatsache, dass der größte Verein in der Fauststadt nach gut 13 Monaten Bauzeit seine Trainingsstätte mit rund 1000 Quadratmeter Hallenfläche einweihen konnte.
Und was ihm noch wichtiger erschien und Beifall seitens der mehreren hundert Gästen aufbranden ließ: „Die Kosten haben wir absolut im Griff“, so der Vereinsboss: Es werde keine Erhöhung des vor drei Jahren genehmigten Kostenrahmens geben, „viele Kommunen würden sich über solch einen Verlauf freuen“. Den Gesamtwert der Halle bezifferte er auf eine Million Euro – abzüglich 160 000 Euro Eigenleistungen habe der Verein also 840 000 Euro zu stemmen. Deren Finanzierung basiere auf drei Beinen: eigene Rücklagen, ein Kredit bei der Sparkasse sowie ein Zuschuss des Württembergischen Landessportbunds, den Verbandspräsident Andreas Felchle (Maulbronn) auf knapp 140 000 Euro bezifferte, wovon bereits die Hälfte an den Verein geflossen sei. Eine vierte Finanzierungssäule, so Mössner weiter, könnte die Vermietung von Hallenstunden für den Sportunterricht der benachbarten Faust-Schule sein.
Ausdrücklich betonte Mössner die „riesige“ Unterstützung seitens vieler Vereinsmitglieder. Er sprach von einem echten Netzwerk innerhalb des Vereins, so dass immer für jede Fragestellung eine Lösung gefunden worden sei. Sein ausdrücklicher Dank galt auch der Architektin Eliane Höhne und weiteren Fachplanern, die „uns alle selbstlos und kostenlos unterstützt haben“.
Bewusst hatte der Vorsitzende als Eröffnungsfanfare den „Tote Hosen“-Song „An Tagen wie diesen“ gewählt, wo Sänger Campino eingangs singt, seit Wochen auf diesen Tag zu warten – er, so Mössner, warte „seit Jahren“. Dem hinzufügend, lange für diese Halle gekämpft zu haben. Gleichwohl seien im Vereinsvorstand nie Zweifel aufgekommen, „dass wir das Richtige tun“. Diese Einschätzung teilte offenbar auch die Geschäftsleitung des größten Arbeitgebers der Stadt, die Richard-Wolf-Gruppe, die sich bereiterklärte, für die Namensrechte der Halle einen dauerhaften Betriebskostenzuschuss zu leisten. In der Tat sei man stolz, so Geschäftsführer Jürgen Steinbeck, dass mit der Richard-Wolf-Halle das Gründungsjahr des Unternehmens (1947, exakt 100 Jahre nach der TSV-Gründung) verewigt worden sei. „Uns liegt der Standort Knittlingen sehr am Herzen, den wir deshalb stärken und unterstützen wollen“, so der Manager des Weltmarktführers im Bereich endoskopischer Produkte.
Sportbund-Präsident Andreas Felchle bescheinigte dem Verein, sein Vorhaben „wunderbar gelöst“ zu haben, und dabei auf breites ehrenamtliches Engagement „allgemeinwohlbezogener Mitbürger“ habe bauen können. Für ihn seien die für den Bau von Vereinsstätten zweckgebundene Landesmittel gut angelegtes Geld. Gleichwohl bedauerte er, dass die eigentlich 30-prozentige Förderquote im Knittlinger Fall weit unterschritten worden sei. Bürgermeister Heinz Peter Hopp dankte dem knapp 1500 Mitglieder zählenden Verein für die Schaffung dieses „wahren Schmuckstücks“ als „ungemein wichtiger Beitrag für die Allgemeinheit“. Das „A&O“ eines Vereins sei, wenn seine Angebote angenommen würden und er dafür auch den erforderlichen Platz bieten könne. Gleichzeitig bescheinigte er dem TSV eine „exzellente Vereinsführung“ und eine ebensolche Jugendarbeit.
Umrahmt wurde die Feier durch Aufführungen unter anderem einer vereinseigenen Abteilung für Turnakrobatik sowie der deutschen Gymnastik-Vizemeisterinnen aus Sersheim. Und zum Schluss präsentierte sich im neuen „Bewegungsparadies des TSV“ ein Großteil seiner 750 Kinder und Jugendlichen mit einem Einlauf in die Halle.
