Angst vor Verlust der Pachtgrundstücke - Neuvermussung in Königsbach-Stein
Königsbach-Stein. Seit 33 Jahren hat Lydia Trenker bereits ihren Kleingarten im Gewann „Neubronn“ am Ortsausgang von Stein. Sie bezeichnet sich als Naturliebhaberin, betreibt auf ihrem Grundstück biologisch-dynamischen Anbau ohne Pestizide und Schneckenkorn. „Für mich ist das ein ganz wichtiger Aspekt in meinem Leben, dass ich hier mein Gemüse anbauen kann“, sagt Trenker und erklärt, der Garten sei ein „Ruhepol im Alltag“. Fast täglich kommt sie her. Doch nun macht sie sich Sorgen – und ist damit nicht allein: Bei den Pächtern geht die Angst um, dass sie ihre Gärten verlieren könnten.
Anlass dazu gibt unter anderem eine Aktion, die im Frühjahr über die Bühne ging. Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung seien plötzlich aufgetaucht, hätten Streifen auf den Boden gesprüht und Grenzsteine markiert, erzählt Trenker. Zudem seien kleine Holzpflöcke in den Boden geschlagen worden. Den Grund für die Aktion kannten die Gartenpächter zunächst nicht. Ein paar Wochen später bekamen einige von ihnen Post vom Bauamt: Die Gemeinde habe die Nutzung der verpachteten Parzellen überprüft und leider feststellen müssen, dass es zu Falsch- und Mehrnutzung der Grundstücke komme, heißt es in dem Schreiben, das die Redaktion einsehen konnte: Daher habe man die Parzellen frisch vermessen und markiert.
Die Pächter wurden aufgefordert, die von ihnen genutzte Fläche zu überprüfen und gegebenenfalls die zu viel genutzte Fläche zurückzubauen. Andernfalls werde die Gemeinde den Rückbau der nicht verpachteten Flächen vornehmen.
„Ich mache mir jetzt schon Sorgen“, sagt eine 54-Jährige, die ihren Namen nicht nennen möchte. Seit ihrer Kindheit komme sie in den Garten und wolle nicht weg. „Es entsteht der Eindruck, dass die Pächter vergrämt werden sollen“, sagt Uwe Sertel, der fast täglich durch die Gärten läuft und dabei mit den Pächtern spricht. „Die Verunsicherung ist groß, weil sie nicht wissen, was passiert.“ Er versteht nicht, warum die Gemeinde keine neuen Pachtverträge abschließt. Dabei könnte man aus seiner Sicht auf diese Weise auch der Verwilderung Herr werden, die es in manchen Bereichen zweifelsohne gibt.
In einer Stellungnahme weist die Gemeindeverwaltung die gegen sie erhobenen Vorwürfe zurück: Sie würden nicht belegt, jeglicher sachlichen Grundlage entbehren und offenbar auf Spekulationen und Mutmaßungen beruhen, teilt Bürgermeister Heiko Genthner auf Nachfrage mit. Die Vorwürfe seien bereits in der Bürgerfragestunde der letzten Gemeinderatssitzung erhoben und dort dezidiert von der Verwaltung entkräftet worden.
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