Glanzstücke und Karikaturen - Südwestdeutsches Kammerorchester spielt bei pro arte
Königsbach-Stein. Zwei Solisten im Rampenlicht: Bei pro arte im Bildungszentrum Königsbach geben sich der gestandene Trompeter Reinhold Friedrich und der junge brasilianische Pianist Fabio Martino die Ehre. Zwei markante Musiker, jeder auf seine Art und jeder mit hoher Bühnenpräsenz. Beide waren bei der Konzertreihe schon zu Gast, musizieren nun an der Seite des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim unter Leitung von Konzertmeister Friedemann Breuninger.
Kein Wunder also, dass der Saal mit 160 Gästen gut gefüllt ist. Bei aller Aufmerksamkeit für die Solisten sei aber eines gleich gesagt: Ohne das einfühlsame Orchester, das mit Alexander Borodins träumerischem Nocturno eine reizvolle Interpretation des Werks mit akzentvollen Celli und Bratschen gibt, hätten die Solisten nicht derart glänzen können.
Ein Showmaster ist vor allem der 29-jährige Pianist, der bei Mozarts Konzert für Klavier und Orchester C-Dur, KV 415 in der Fassung für Streicher wild seinen Lockenkopf schüttelt – selbst bei langen Trillerketten. Doch die virtuosen Spielfiguren in den Ecksätzen gelingen Fabio Martino – weißes Hemd, schwarzer Anzug, rote Fliege – ganz ausgezeichnet. Auch der mit besonderer Violinnote eingeleitete langsame Satz klingt wohlig weich und nuancenreich, fast wie ein Gedicht, das er mit leise bewegter Mundpartie aufzusagen scheint.
Jazzige Zugabe
Bemerkenswert auch seine jazzige und schwirrend-schnelle Zugabe mit Nikolai Kapustins Etüde in Sekunden. Doch wer nicht abgelenkt werden, die Musik in vollen Zügen genießen will, ist besser dran, dem jungen Mann nicht zuzusehen. Mit weniger Stargehabe tritt Reinhold Friedrich – langes Haar, dunkle Brille – auf. Bei Leopold Mozarts Konzert für Trompete und Orchester D-Dur erzeugt er mühelos geschmeidige und kokette Töne, in den Soli ist sein Atmen leicht zu hören. Das mit zwei Hörnern und Cembalo erweiterte Orchester stellt besonders im zweiten Satz ein gewitztes Gegenüber dar. Mit sprunghafter Heiterkeit warten die Streicher auf, mit kurzen neckischen Läufen erwidert der Solist.
In schönsten Tonfärbungen, wenn auch in der Höhe etwas schrill, gelingt ihm der langsame Satz bei Johann Hertels Trompetenkonzert Nr. 1, Es-Dur. Zum großen Finale mit Schostakowitschs groteskem Konzert für Klavier, Trompete und Streichorchester kommen beide, der Professor der Musikhochschule Karlsruhe und der ehemalige Schüler von Veranstalterin Fany Solter, auf die Bühne. Das Stück wirkt wie eine musikalische Karikatur. Zu einer Hetzjagd wird der überzeichnete und sich im Tempo überschlagende Schlusssatz, der übergangslos aus dem dritten Satz hervorsprudelt. Virtuos sprüht der Pianist mit Glissandi vor Energie, der Trompeter peitscht das Spiel mit knatterndem Ton an. Dessen ruhige Einlage kontert der Pianist mit ganzer Wucht. Ein morbider Satz, der frösteln lässt, ist dagegen das Lento, bei dem die Trompete erst spät mit Dämpfer dazutritt. Lang anhaltender Applaus und keine weitere Zugabe.
