Königsbach-Stein
Königsbach-Stein -  29.10.2025
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Grüne Helfer im Ackerboden: So schützen Zwischenfrüchte das Grundwasser im Enzkreis

Königsbach-Stein. Im Enzkreis spielt der Schutz des Trinkwassers seit Jahren eine große Rolle – 37 Prozent der Kreisfläche liegt in Wasserschutzgebieten. Insgesamt sind es 33 mit zusammen 23.580 Hektar Fläche. Sechs davon gelten laut der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) als sogenannte Problemgebiete – dort ist die Nitratbelastung im Grundwasser erhöht. 27 sind Normalgebiete, Sanierungsgebiete gibt es im Enzkreis keine.

Wasserschutzgebieterin Nicole Wenz, die Landwirte Jan Hottinger und Joachim Fuchs, Landwirtschaftsamtsleiterin Corinna Benkel und Dezernatsleiter Holger Nickel sind überzeugt, dass sich der Zwischenfruchtanbau positiv auf das Grundwasser auswirkt.
Wasserschutzgebieterin Nicole Wenz, die Landwirte Jan Hottinger und Joachim Fuchs, Landwirtschaftsamtsleiterin Corinna Benkel und Dezernatsleiter Holger Nickel sind überzeugt, dass sich der Zwischenfruchtanbau positiv auf das Grundwasser auswirkt. Foto: Rose

„Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel – und ist deshalb in besonderem Maße zu schützen“, sagt Holger Nickel, Leiter des Dezernates für Landwirtschaft, Forsten und Öffentliche Ordnung.

Doch wie lässt sich das Grundwasser besser schützen, ohne die landwirtschaftliche Produktion einzuschränken? Eine Antwort darauf liefert der Zwischenfruchtanbau, der im Rahmen eines Pressegesprächs mit Vertretern des Landratsamts und aus der Landwirtschaft näher erläutert wurde. „Das Thema Zwischenfrüchte ist neu. Sie können einen wichtigen Beitrag zum Schutz und zur Bodenfruchtbarkeit mit Blick auf Klimaanpassung leisten“, sagte Nickel. Zwischenfrüchte werden zwischen zwei Hauptkulturen angebaut – also in der Zeit, in der der Acker sonst brachliegen würde. „Sie nehmen überschüssige Nährstoffe auf, lockern den Boden, lösen mögliche Verdichtungen und fördern die Humusbildung“, erklärte Wasserschutzgebietsberaterin Nicole Wenz. „So verhindern sie, dass Nitrat ausgewaschen wird, und helfen gleichzeitig, Wasser im Boden zu speichern.“

Auf der Demofläche im Wasserschutzgebiet Galgenbrunnenquelle in Stein sind verschiedene Mischungen ausgesät worden. Darunter Gelbsenf, Ölrettich, Phacelia oder auch Abessinischer Senf, der länger wächst und tiefer wurzelt. „Jede Pflanze hat ihren eigenen Job“, sagte Wenz. Während Leguminosen also Hülsenfrüchte wie Klee Stickstoff aus der Luft binden und den Boden anreichern – quasi eine kleine Düngerproduktion im Boden –, lockern andere Arten den Boden auf und erschließen Phosphor. Bisher werden im Enzkreis vor allem Gelbsenf und Ölrettich angebaut. Das Problem von beiden sei, dass sie schnell aufhören zu wachsen – noch bevor der Winter zu Ende ist. „Es gibt danach aber noch was zu tun im Boden. Für den Anfang sind sie daher gut, aber für die Dauer nicht ausreichend“, sagte Wenz und führte aus: „Wir wollen ein sehr langes Wachstum, denn so lange die Pflanze wächst, macht sie Photosynthese.“ Mit der Demofläche und seinen unterschiedlichen Zwischenfruchtmischungen wolle man zeigen, welche Kombination am besten zu den hiesigen Böden passen. „Das kann dann jeder für sich selbst entscheiden, was für ihn und seine Kultur funktioniert“, sagte Landwirt Jan Hottinger, der die Fläche bewirtschaftet.

Laut Joachim Fuchs, Geschäftsführender Vorstand Enzkreis des Bauernverbands Nordschwarzwald-Gäu-Enz, kann es je nach Mischung zu einem erhöhten Aufwand kommen – etwa, weil die Sämaschine für jede Kultur neu eingestellt werden müsse. Zudem betonte er die Vorteile: „Zwischenfrüchte helfen nicht nur beim Wasserschutz. Sie unterdrücken Unkraut, beugen Erosion vor und fördern die Artenvielfalt.“ Auch Corinna Henkel, Leiterin des Landwirtschaftsamts, zog ein positives Fazit: „Wir können damit einen Beitrag zum Wasserschutz leisten. Wir hoffen, dass die Landwirte das sehen und umsetzen.“ Das Ziel sei es, dass der Nitratgehalt in den Böden sinkt und die Belastung unter 50 Milligramm pro Liter Wasser bleibt. Auch Wenz ist sich sicher, dass der Zwischenfruchtanbau eines der Werkzeuge sei, um wasserschonend zu wirtschaften.