Heftige Kritik an Kostenexplosion: Bildungszentrum Königsbach wird viel teurer
Königsbach-Stein. Der Ausbau am Bildungszentrum kostet nun rund 12,4 Millionen, statt der ursprünglich veranschlagten 6,9 Millionen. Königsbach-Steins Gemeinderat stimmt den höheren Ausgaben zähneknirschend zu.
Selten dürfte dem Gemeinderat ein Beschluss so schwergefallen sein wie dieser: Bei 13 Ja-Stimmen, drei Nein-Stimmen und zwei Enthaltungen stimmten die Mitglieder des Gremiums zu, an der bisherigen Planung für die Erweiterung am Königsbacher Bildungszentrum festzuhalten. Zudem wurden die Vertreter der Gemeinde angewiesen, im Verband der Beauftragung der nächsten Leistungsphasen zuzustimmen.
Was harmlos und wie eine reine Formalie klingt, hat es in sich, denn der Erweiterungsbau wird deutlich teurer als geplant: War in der öffentlichen Verbandsversammlung im Dezember 2018 noch von 5,5 Millionen Euro Gesamtkosten für den Erweiterungsbau und 1,4 Millionen für den Rückbau der Fachklassenzimmer im Hauptbau in normale Klassenzimmer die Rede, rechnet man inzwischen nach Ausnutzung von Einsparoptionen mit 10,5 Millionen für Erweiterung und 1,9 Millionen für Rückbau. Macht unterm Strich 12,4 Millionen Euro, 15 Prozent Puffer für Unvorhergesehenes inklusive.
"Für den Preis hat man woanders ein Mammutgebäude hingestellt."
Wolfgang Ruthardt (SPD) ist fassungslos.
Einige Gründe für die Kostensteigerung wurden bereits in der Verbandsversammlung im Juli genannt, etwa die Hochkonjunktur im Bausektor oder der Umstand, dass man für den Erweiterungsbau nur bedingt auf bestehende Infrastruktur zurückgreifen kann. Auch Einschnitte wurden damals aufgezeigt: Gespart werden soll beim Material der Decken, bei Datendosen, Gasanschlüssen, Leuchten, Uhrensystem, Trinkwasseranlagen und anderem. Dennoch war Wolfgang Ruthardt (SPD) fassungslos: „Für den Preis hat man woanders ein Mammutgebäude hingestellt.“ Zwar sei er grundsätzlich für die Erweiterung, „aber ich kann dem nicht zustimmen“. Er verstehe nicht, woher die Kostensteigerung komme und wolle mehr wissen.
Schulen haben guten Ruf
Ruthardt beantragte eine Vertagung. Zwar wurde das mehrheitlich abgelehnt, aber auch der Rest des Gemeinderats war sauer. „Wie können Planer so völlig daneben planen?“, fragte Julia Reinhard (Grüne) und Pia Bräuer (SPD) kritisierte, dass man beim Architektenwettbewerb die Kosten nicht zu einem Kriterium gemacht hat. Thomas Kaucher (FW) mahnte an, noch mal alle Fördermöglichkeiten zu prüfen. Auf PZ-Nachfrage erklärte Bauamtsleiter Thomas Brandl: Für den Rückbau gebe es bereits einen Förderbescheid, beim Neubau richte sich die Förderung nach der Fläche, die im Raumprogramm fehlt.
„Beide Schulen im Bildungszentrum haben einen sehr guten Ruf“, sagte Bürgermeister Heiko Genthner: „Dazu gehört auch eine gute Ausstattung.“ Hinter dem Bildungszentrum steht ein Zweckverband, dem die Kommunen Königsbach-Stein, Ispringen, Eisingen und Kämpfelbach angehören. Am Ende der Sitzung mahnte Sascha Leonhard (FDP) an, zeitnah die Planung für den Neubau der Heynlinturnhalle voranzutreiben, um dort eine ähnliche Entwicklung zu verhindern.