Königsbach-Stein
Königsbach-Stein -  26.06.2020
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Kandidaten setzen neue Akzente: So war die Wahlkampfveranstaltung in Königsbach-Stein

Königsbach-Stein. Zum zweiten Schlagabtausch für die Bürgermeisterwahl in Königsbach-Stein wurde es voll in der Steiner Turn- und Festhalle. Einige Zuschauer hatten sich spontan entschieden, der Veranstaltung beizuwohnen. Weil aufgrund der Pandemie eine Voranmeldung nötig war, war bis vor Beginn nicht klar, wer alles Platz nehmen darf. Am Ende blieben noch wenige Stühle unbesetzt. Auch der Landtagsabgeordnete Erik Schweickert konnte noch einen Platz ergattern.

Heiko Genthner hat seine Vorstellung seit der vergangenen Vorstellung modifiziert. Er greift Themen auf, die vor einer Woche in Königsbach die Bürger besonders interessiert haben. So zum Beispiel das Vereinsleben. Im Gemeinderat möchte er sich dafür einsetzen, „dass die Vereinsförderung im nächsten Jahr verdoppelt wird.“ Damit die Vereine auch nach der Pandemie „so lebendig sind, wie wir sie kennen.“

Auch die Bürgerbeteiligung steht auf seiner Agenda – die er nicht ohne Seitenhieb gegen seinen Konkurrenten vorstellt: „Bürgerbeteiligung ist für Königsbach-Stein nichts Neues, auch wenn einige versuchen, das so darzustellen“, so Genthner vor den 90 Zuhörern.

Auch lokale Projekte stellt er jetzt in den Fokus: Der sanierte Steiner Marktplatz sei zu einem Treffpunkt und Ort für Veranstaltungen wie die Open-Air-Reihe „Kultur im Ort“ geworden. Außerdem will er in den nächsten fünf Jahren mindestens zehn Ladesäulen für Elektroautos aufstellen.

Weit nach vorne schaute Rolf Engelmann: „Wo wollen wir in fünf, zehn Jahren stehen?“ Damit bleibt der Gegenkandidat seiner Linie treu und setzt auf neue Ziele für die Zukunft. Vor allem die sozialen Probleme, vor der die Gemeinde steht, spricht er an. „Der demografische Wandel macht nicht an unserer Ortsgrenze Halt“, so Engelmann: „Das Pflegeheim, das gerade in Stein gebaut wird, reicht dafür nicht aus.“

Engelmann: „Ich bin von hier“

Handlungsbedarf sieht er auch in Sachen Barrierefreiheit und Fair-Trade-Konsum. Außerdem ist es sein erklärtes Ziel, eine Partnerstadt für Königsbach-Stein zu finden. Er möchte die Bürger - und insbesondere die Jugend mehr beteiligen. „Sie sind es, die hier wohnen, die mitentscheiden sollten – und nicht ein eigenmächtiger Verwaltungschef von außerhalb“, so Engelmann auf der Bühne: „Ich bin ebenfalls von hier, mir brauchen sie keine Kärtchen zu schreiben.“ Leute, die sich als engagierte Mitbürger besonders für den Ort einsetzen, wolle er bei einem jährlichen Empfang im Rathaus würdigen.

Der dritte Kandidat Dieter Zentner hielt sich wie gewohnt kurz: Die „Geldverbrennerei“ im Rathaus müsse aufhören. Es könne nicht sein, dass wir „Staudämme bauen, die keinen Wert haben.“ Auch die Parksituationen im Steiner Teilort stößt Zentner auf.

Ein Wortgefecht entbrannte anschließend zwischen Genthner und einem im Ort bekannten Kritiker des Hochwasserschutzkonzepts. Die langen Ausführungen des Fragestellers brachten manchen Zuschauer in Rage. Genthner verteidigte sein Konzept gegen ein Rückhaltebecken. „Es geht darum, die gesamte Gemeinde zu schützen. Ich kann akzeptieren, dass man anderer Meinung ist. Aber nicht, dass falsche Behauptungen verbreitet werden.“ Er lud die Zuschauer ein, sich in der Gemeinderatssitzung, in der das Projekt vorgestellt wird, selbst ein Bild davon zu machen.

Bezahlbarer Wohnraum im Ort

Auf den bezahlbaren Wohnraum angesprochen will Genthner auf Gespräche mit den Eigentümern setzen, um bestehende Flächen zu verdichten. Aber das Eingreifen der Gemeinde habe Grenzen: „Wir sind als Kommune kein Unternehmen.“ Anders sieht das Engelmann: „Ich sehe die Kommune in der Pflicht, vorhandene Grundstücke der Gemeinde zur Verfügung zu stellen.“ Er stellt in Aussicht, mit Investoren zusammenzuarbeiten. „Ich sehe die Kommune da in einer aktiven Rolle.“

Aber dann würden auch mehr Parkplätze benötigt, wendet ein anderer Zuschauer ein. Genthner weist darauf hin, dass pro Haushalt mittlerweile bis zu drei Autos gemeldet sind. Es gelte, diese Anzahl zu verringern. Dabei will er auf Car-Sharing und Elektromobilität setzen. Auch Engelmann sieht in dieser Idee eine gute Möglichkeit. Außerdem wolle er bei gemeindeeigenen Bauflächen auf die Anzahl der Parkplätze Einfluss nehmen.

Wahlplakate entwendet und zerstört?

Der Kandidat Rolf Engelmann prangerte in einer öffentlichen Erklärung den Vandalismus an Wahlplakaten beider Kandidaten an. „Ich finde es absolut nicht in Ordnung, die Plakate der Bewerber um das Bürgermeisteramt in Königsbach-Stein zu sabotieren“, schreibt Engelmann: „Wer erwischt wird, wird angezeigt.“ Auf PZ-Nachfrage sagt Engelmann, er habe den Verdacht, dass eine ihm bekannte Person aus dem Ort dafür verantwortlich sei, mehrere seiner Wahlplakate abgehängt und entwendet zu haben. Deshalb habe er die Mahnung auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Gleichzeitig verurteilt Engelmann auch Beschädigungen an Wahlplakaten seines Konkurrenten Heiko Genthner, die ihm bekannt seien. Der bisherige Amtsinhaber Genthner zeigt sich nicht überrascht über die Vorfälle: „Leider ist Vandalismus auch in einem Wahlkampf nicht ungewöhnlich. Es ist schade, dass so etwas einen fairen Wahlkampf schwieriger macht, aber das muss man aushalten können.“

Autor: heg