Königsbach-Stein
Königsbach-Stein -  07.04.2022
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Musiker aus Königsbach-Stein vertonen live 120 Jahre alten Stummfilm

Königsbach-Stein. Wackelnd und in Sepia-Farben flimmern die Bilder über die Leinwand. Zu sehen sind Szenen aus dem Leben von Jesus Christus: von der Geburt über die Speisung der Fünftausend, den Einzug in Jerusalem, das letzte Abendmahl bis zur Kreuzigung, zum Tod und zur Auferstehung. „La vie et la passion de Jésus Christ“ heißt der Film, der am Mittwochabend in der Steiner Stephanuskirche gezeigt worden ist. Von Ferdinand Zecca und Lucien Nonguet gedreht, wurde er nach dreijähriger Produktionszeit erstmals 1903 veröffentlicht – in einer Zeit, in der es weder Farbe noch Ton gab.

In der Kirche liefern am Mittwochabend Ulrike und Roman Rothen auf der Flöte und auf dem Klavier zu jeder Szene die passende Musik, lassen sie mal fröhlich, mal bedrohlich und mal traurig wirken. „Ich mag Stummfilme sehr“, sagt Roman Rothen. An „La vie et la passion de Jésus Christ“ findet er besonders die Effekte beeindruckend, mit denen unter anderem Blitze und funkelnde Sterne erzeugt worden sind. „Das war damals bestimmt ein sehr aufwendiger Film“, sagt Rothen.

Aufführen wollten Roman und Ulrike Rothen ihn eigentlich schon vor zwei Jahren. Doch dann kam Corona und die Veranstaltung wurde immer verschoben. Bis jetzt. Am Mittwochabend haben sie im Altarraum der Stephanuskirche den Projektor aufgebaut. Roman sitzt am Keyboard, Ulrike nutzt eine Alt-Blockflöte, eine Piccolo- und eine Alt-Querflöte. Letztere passe wegen ihrer dunklen Klangfarbe besonders gut zur Passionszeit, zur Kreuzigung und zur Grablege, sagt sie und erklärt, beim Vertonen eines Stummfilms versuche man, sich auf die Stimmung einzulassen und sich in die handelnden Personen hineinzuversetzen. Noten haben die beiden Musiker nicht benutzt, sondern improvisiert.

Es ist nicht das erste Konzert, das sie zur Osterzeit organisiert haben. Schon vorige Woche ist in der Steiner Kirche die Stephanuskantorei unter Ulrike Rothens Leitung aufgetreten. Nachdem wie nahezu alle Chöre auch die Stephanuskantorei unter den Corona-Einschränkungen gelitten hat, soll es bei ihr nun wieder richtig losgehen. Nach Ostern beginnen die Proben für zwei große Projekte im Sommer: Mitte Juli wird die Kantorei zum Patrozinium in der katholischen Kirche Sankt Bernhard in Stein singen und Ende Juli im Freien unter den Kastanien vor der Stephanuskirche einen Serenaden-Abend veranstalten.

Autor: Nico Roller