Seit 1846 wird gesungen: Steiner Chorvereinigung feiert 175-jähriges Bestehen
Königsbach-Stein. Neben dem Gesang hat bei der Steiner Chorvereinigung „Freundschaft“ auch immer die Geselligkeit eine große Rolle gespielt. In diesem Jahr feiert der Verein seinen 175. Geburtstag. „Wir sind stolz, dass unser Verein es geschafft hat, trotz vieler Kriege, Konflikte und Widrigkeiten die Jahrzehnte zu überdauern“, sagt Vorsitzender Roland Jaggy.
Angefangen hat alles im Jahr 1846, als sich einige Sänger aus dem Kirchenchor zum Männergesangverein zusammenschlossen. Ein Verein, der zunächst nicht so recht in Fahrt kam – auch, weil damals der Dirigent häufig wechselte. 1873 wurde unter dem Namen „Freundschaft“ in Stein ein zweiter Gesangverein gegründet, dem vor allem Arbeiter angehörten, während beim Männergesangverein Bauern und Handwerker dominierten. Wer in die alten Unterlagen schaut, der blickt tief in die Vergangenheit und erfährt Erstaunliches. Etwa, dass Konzerte damals noch „Sängerfeste“ hießen. Oder, dass es Zeiten gab, in denen die am Ort lebenden Mitglieder der „Freundschaft“ in Rock und mit Hut zur Teilnahme am Leichengesang verpflichtet waren. Überliefert ist zudem, dass man für die Aufnahme in den Verein 21 Jahre alt sein musste und eine Strafe drohte, wenn man ihm nicht mindestens zwei Jahre die Treue hielt. Die wurde früher übrigens auch für Unpünktlichkeit, für das Fehlen bei der Probe und für gegenseitige Beleidigungen fällig. Damals gab es auch Gesangswettbewerbe, bei denen die „Freundschaft“ regelmäßig auf den vorderen Rängen landete.
Krieg legt Vereinsleben lahm
1909 kam es zur Fusion von ihr und dem Männergesangverein. Doch schon ein paar Jahre später mussten wegen des Ersten Weltkriegs die Singstunden eingestellt werden. Erst 1919 ging es weiter, 1922 feierte man 75-jähriges Bestehen, 1927 zum ersten Mal einen Maskenball inklusive „Likörbude“. Heute würde man wohl „Cocktailbar“ dazu sagen. Im Nationalsozialismus wurde auch der Männergesangverein „Freundschaft“ gleichgeschaltet, der Zweite Weltkrieg beeinträchtigte das Vereinsleben stark und legt es ab 1943 vollständig lahm. Nach dem Krieg erhielt der Verein 1957 von Bundespräsident Theodor Heuss in Köln die Zelter-Plakette „für die in langjährigem Wirken erworbenen Verdienste um die Pflege der Chormusik und des deutschen Volksliedes“. 1971 rief der Verein einen Jugendchor ins Leben, der sich im Lauf der Zeit verselbständigte und zum Jugendchor Stein Eisingen wurde. 1975 gründete sich der Frauenchor, 1979 nahm der Verein am ersten Steiner Dorffest teil. 1987 wurde für Jugendliche und Junggebliebene mit „Why not ?!“ der erste Popchor im damaligen Sängerkreis Pforzheim gegründet, 1992 folgte mit „Modern Music“ ein weiterer junger Chor, der sich in erster Linie Gospels und Spirituals verschrieben hatte.
70 aktive Sänger
Beide fusionierten 2002 zu den „Voices in motion“, die bis heute existieren. In den 1990er-Jahren schaffte es die Chorvereinigung, die Grenze von 300 Mitgliedern zu überschreiten. Aktuell hat sie rund 150, davon rund 70 aktive Sänger. In die Zukunft blickt der Verein optimistisch. Zwar macht auch ihm die Corona-Krise zu schaffen, aber aufgeben kommt nicht in Frage. „Wir hoffen, dass wir auch in Zukunft zusammen singen können“, sagt Vorsitzender Jaggy: „Das hält nicht nur gesund und fit, sondern macht uns auch große Freude.“
